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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Arschloch.«
    Offensichtlich hatte Father Tom sich entschlossen, diese ungeheuerliche verbale Attacke hinzunehmen, ohne sie zu beantworten.
    Während Pinn auf und ab schritt, schlug er mit einer scharfen Handkante auf die Luft ein, als würde er sich – mit beträchtlicher Frustration – bemühen, seine Worte zu einer Wahrheit hämmern, die der Priester verstehen konnte. »Wir lassen uns deinen Scheiß nicht mehr gefallen. Schluß mit deinen Einmischungen. Ich werde dir nicht drohen, dir persönlich die Zähne aus der Fresse zu treten, auch wenn mir das einen Höllenspaß machen würde. Ich tanze nicht gern, aber auf deinem blöden Gesicht würd ich gern mal rumhüpfen. Aber keine Drohungen wie zuvor, nein, diesmal nicht, nie wieder. Ich drohe dir nicht mal, dir sie auf den Hals zu hetzen, denn das würde dir wohl noch gefallen. Father Tom der Märtyrer, der für Gott leidet. Oh, das würde dir gefallen, oder? Ein Märtyrer zu sein und ohne Klagen in einen so beschissenen Tod zu gehen, was?«
    Father Tom stand mit gesenktem Kopf da, den Blick niedergeschlagen, die Arme ruhig an den Seiten, als wartete er geduldig darauf, daß dieser Sturm vorüberzog.
    Die Passivität des Priesters brachte Pinn nur noch mehr auf. Der Leichenbestatter ballte die rechte Hand zu einer Faust mit scharfen Knöcheln und schlug sie in die linke Handfläche, als wollte er unbedingt das harte Klatschen von Fleisch auf Fleisch hören, und nun schwang in seiner Stimme genausoviel Verachtung wie Zorn mit. »Du wachst eines Nachts auf, und dann sind sie schon über dir, oder vielleicht überraschen sie dich im Glockenturm oder in der Sakristei, wenn du vor dem Betpult kniest, und du gibst dich ihnen voller Ekstase hin, voller perverser Ekstase, schwelgst in dem Schmerz, erleidest ihn für deinen Gott. So wirst du es doch sehen, oder? Du leidest für deinen toten Gott, leidest, bis du in den Himmel kommst. Du dummes Arschloch. Du hoffnungsloser Einfaltspinsel. Du würdest sogar für sie beten, aus vollem Herzen für sie beten, während sie dich in Stücke reißen. Oder etwa nicht, Priester?«
    Auf all das reagierte der pausbäckige Priester nur mit gesenktem Blick und stummer Geduld.
    Mir fiel es nicht leicht, Schweigen zu bewahren. Ich hätte Jesse Pinn gern Fragen gestellt. Viele Fragen.
    Doch hier gab es keinen Einäscherungsofen, an den ich seine Füße halten konnte, um Antworten von ihm zu erzwingen.
    Pinn blieb stehen und baute sich drohend vor Father Tom auf. »Keine Drohungen mehr gegen dich, Priester. Das ist sinnlos. Die Vorstellung, für den Herrn zu leiden, macht dich doch nur an. Also, wenn du dich nicht raushältst – dann machen wir deine Schwester alle. Die hübsche Laura.«
    Father Tom hob den Kopf und sah Pinn in die Augen, sagte aber noch immer nichts.
    »Ich werde sie höchstpersönlich umbringen«, versprach Pinn. »Mit dieser Knarre.«
    Er zog eine Pistole unter seiner Anzugjacke hervor, offensichtlich aus einem Schulterhalfter. Selbst aus dieser Entfernung und in dem schwachen Licht konnte ich sehen, daß der Lauf ungewöhnlich lang war.
    Zur Vorsicht steckte ich die Hand in die Jackentasche und legte sie um den Griff der Glock.
    »Lassen Sie sie gehen«, sagte der Priester.
    »Wir werden sie nie gehen lassen. Sie ist zu… interessant. Und«, fuhr Pinn fort, »bevor ich Laura töte, werde ich sie vergewaltigen. Sie ist noch immer eine gutaussehende Frau, auch wenn sie allmählich etwas seltsam wird.«
    Laura Eliot, die eine Freundin und Kollegin meiner Mutter gewesen war, war in der Tat eine hübsche Frau. Obwohl ich sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, konnte ich mich sofort an ihr Gesicht erinnern. Angeblich hatte sie in San Diego einen Job gefunden, nachdem Ashdon ihre Stelle wegrationalisiert hatte. Dad und ich hatten einen Brief von Laura bekommen und waren enttäuscht gewesen, daß sie nicht persönlich zur Beerdigung gekommen war. Anscheinend war das aber eine zur Tarnung erfundene Geschichte, und sie war noch immer in der Gegend und wurde gegen ihre Willen festgehalten.
    Father Tom fand endlich seine Stimme wieder. »Gott stehe Ihnen bei«, sagte er.
    »Ich brauche keinen Beistand«, sagte Pinn. »Wenn ich ihr die Pistole in den Mund ramme, unmittelbar, bevor ich den Abzug betätige, werde ich ihr sagen, ihr Bruder richte ihr aus, er werde sie bald wiedersehen, sie bald in der Hölle sehen, und dann schieße ich ihr das Gehirn aus dem Kopf.«
    »Gott stehe mir bei.«
    »Was hast du gesagt, Priester?«

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