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Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Titel: Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Bossong
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Stelle von Isabel nehmen. Und wenn du nicht sofort das Zimmer verlässt, dann kannst du die Rote Grütze von deinem Anzug lecken, den du mit dem Geld deiner Frau gekauft hast, und nun zeig dich bitte schön erkenntlich dafür.
    Werner erhob sich langsam, sieh nur, deine Mutter hat ja Temperament, stellte er amüsiert fest, ich werde doch wohl noch ein Taxi rufen dürfen, sagte er.
    Nein, das wolle sie ihm nicht zumuten, Isabel werde für ihn das Taxi bestellen, und er könne vor der Tür warten.
    Werner tat erstaunt, ging um den Tisch herum und blieb direkt vor Carola stehen. Ihre Miene wurde eisern. Werners gewaltiger Körper beugte sich zu ihr vor, seine Lippen spitzten sich, und er küsste Carola auf die Stirn.
    Ich danke dir für alles, meine Liebe, sagte er.
     
    Luise starrte auf den dunklen Kiesweg hinter ihnen, die vom Gärtner geordneten Tulpenbeete, die perfekt gestutzte Hecke, wandte ihren Blick zurück zur Straße. Autos fuhren vorbei. Feuchtigkeit sickerte aus dem Gras. Sie schreckte zusammen, als aus der Schwärze ein Hund auftauchte. Kein Mensch außer ihnen war zu sehen, das Tier trieb herrenlos durch die Gegend, hetzte ihnen über den schmalen Rasenstreifen am Straßenrand entgegen, streifte Luises Hand.
    Was sie tun würde, fragte Werner, wenn sie morgen das Erbe anzutreten hätte.
    Luise sah dem Hund nach, der unter einer Straßenlampe zum Halten gekommen war, der Lichtkegel stieß hart in sein Fell.
    Ob sie ihm zuhörte, fragte Werner.
    Ob sie ihm einmal nicht zugehört hätte, entgegnete sie.
    Was sie also zu tun gedächte.
    Sie dächte nicht daran, morgen die Firma zu erben.
    Ob morgen oder wann auch immer, sagte Werner ungeduldig. Es ist notwendig, dass du dir die Frage rechtzeitig stellst. Jetzt kannst du deine Antwort noch berichtigen, später nicht mehr. So sind die Regeln, mit Regeln kennst du dich aus, sagte er, während sich in der Ferne ein Wagen mit Taxischild näherte.
    Werner war in die Firma hineingewachsen wie Efeu, das in eine Steinwand wächst, zunächst fremd, doch später schwerer zu entfernen als ein Stein aus der Mauer. Werner hatte diese Firma gewählt, oder er hatte Luises Tante gewählt, was aufs Gleiche hinauslief. Er war es gewohnt, die Wahl selbst in der Hand zu haben, und seine Fragen waren keine Fragen, sondern Forderungen, es waren immer Forderungen, die an Luise gestellt wurden, sie hatte nie eine Wahl.
    Wie willst du einen Konzern führen, wenn du mir keine Antwort geben kannst? Nicht einmal hier, nicht einmal jetzt, wo dir keiner zuhört außer mir. Das ist deine Zeit, du kannst sie nutzen. Das Taxi hielt, Werner riss heftig die Wagentür auf. Sie stiegen ein, Werner seufzte einige Male, als wolle er zu einer Klage ansetzen, über Luises Sturheit, über Kurt, der alles blockierte. Werner seufzte ein weiteres Mal und brachte nichts mehr hervor.
    Ich bin fünfundzwanzig, sagte Luise. Ich habe mein Studium noch nicht abgeschlossen. Ich bin nicht verheiratet, ich habe keine Familie. Ich habe noch nicht einmal gelebt.
    Fünfundzwanzig, was willst du? Einundzwanzig reicht für alles, außer für das Amt des Bundespräsidenten. Du brauchst nicht Präsidentin werden, du sollst nur unsere Geschäftsführung übernehmen.
    Und wer bitte hat in der Firma Respekt vor mir?
    Alle, die keinen Respekt vor mir haben, sagte Werner. Das genügt. Das muss genügen, fügte er hinzu, sein kalter Blick lag auf ihr, seine Brauen hoben sich, blondes Gestrüpp, und dann trieb sein Blick von ihr fort, hinaus aus dem dunklen Fenster. Hinter sich ließen sie den Vorgarten, die endlos lange Auffahrt, das Haus, Luises Mutter. Der Taxifahrer fragte, wohin sie fahren wollten. Luise war erstaunt, dass Werner sie nicht zu sich nach Hause bringen ließ, sondern in die Firma mit ihren verödeten Gängen und den unbehausten Büros. Wollte er etwa nachsehen, ob Kurt in der Firma eingetroffen und womöglich gar zur Vernunft gekommen, ob wenigstens eine Nachricht von ihm oder von Wessner im Sekretariat eingegangen war? Natürlich würde Luises Vater nicht in der Firma sein und zur Vernunft gekommen erst recht nicht.
    Es muss genügen, wiederholte Werner in die Stille hinein, als beschwöre er etwas, an das auch er noch nicht wirklich glaubte. Wenn es nicht geht, hast du dein Erbe mit fünfundzwanzig ruiniert. Das wäre früh, die meisten bekommen es erst Anfang fünfzig hin. Du bist mit der Firma aufgewachsen. Du hast Talent für die Wirtschaft, auch wenn dein Vater das nie wahrhaben wollte. Für dein

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