Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Augen. Ein berechnendes Lächeln. Tucker . Der Mann, dem ich wehtat, war Tucker. Meine Augen brannten. Du hast sie umgebracht. Wie konntest du?
Ich blinzelte. Jack , nicht Tucker. Trotzdem peitschte die Wut durch meine Adern und machte es mir unmöglich, von ihm abzulassen. Jemand musste für all diese Enttäuschungen den Kopf hinhalten.
»Du bist nicht besser als die!«, brüllte ich Jack ins Gesicht.
»Du«, keuchte er, »auch … nicht.«
Etwas verdrehte sich in mir, beinahe, als hätte ich einen Hieb erhalten, aber dieses Stechen kam aus dem Inneren meines Brustkorbs. Nie zuvor hatte sich die Grenze zwischen Richtig und Falsch zerbrechlicher angefühlt, und ich war dabei, sie zu überqueren. Nicht nur zu überqueren, sie niederzutrampeln, getrieben von einem fieberhaften Zorn.
Ohne lockerzulassen griff ich in meine Tasche, holte die Kupferpatrone heraus und hielt sie ihm direkt vor die Augen.
»Weißt du, was das ist?«, fragte ich, als die Erkenntnis in seinen Augen aufflackerte. »Weißt du, wer ich bin?« Nun ließ ich, angewidert von mir selbst, den Schläger los, ohne mich darüber hinaus zu rühren oder Jack aus den Augen zu lassen. Er lächelte nur. Rot auf weiß.
»Lass mich aufstehen«, bat er.
Schnell und auf alles vorbereitet, sprang ich auf. Er riss mir die Patrone aus der Hand, packte meinen Arm und führte mich durch die Mauer aus Leibern zu einer Frau, älter als Wallace, wenn ich raten sollte, die einen Männertarnanzug und Schnürstiefel trug. Sie hatte kurzes, stacheliges schwarzes Haar und ein spitzes Kinn. In ihren Augen lag der bittere Ausdruck eines Menschen, der ein hartes Leben führte.
Jack beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dabei umklammerte er immer noch meinen Arm. Dann zeigte er der Frau die Kugel, worauf sie mein Gesicht studierte. Einige Herzschläge später lächelte sie.
»Genug!« Ihre Stimme, leise, aber durchdringend, überlagerte all die anderen.
Ich wirbelte herum und sah Chase hinter mir; drei Gegner, darunter Zahnlücke, lagen stöhnend zu seinen Füßen auf dem Boden. Chase hielt sich die Seite, drehte sich um, spuckte aus und wischte sich mit den Handrücken das Blut vom Mund. Die Haut rund um sein rechtes Auge war gerötet, sein Hemd zerrissen, und der größte Teil seiner Schulter lag frei.
Mit den Augen suchte er meinen Körper nach Wunden ab. In seinen Augen sah ich ein hartes Funkeln, aber keine Apathie. Er war immer noch da.
Husten ertönte, Stöhnen und ein paar leise Jubelrufe, aber darüber hinaus herrschte Schweigen. Ich machte mir ein Bild von der Lage. Sean stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. Blut troff von seinem Kinn. Tuckers Gesicht war vor Anstrengung puterrot.
»Ich sagte, genug!« Die Frau sah mich an, als Stille eingekehrt war, und schob mich nach vorn. »Sag uns, wer du bist. Sag es laut, sodass alle es hören können, anderenfalls sage ich den Jungs, sie sollen euch in den Staub treten.«
Ich sah mich zu Chase und Sean um und dann zu Tucker. Was hatte ich angestellt?
»Mein Name ist Ember Miller«, sagte ich und schluckte das Zittern hinunter, das sich in mir Bahn brechen wollte.
»Ich kann dich nicht hören«, provozierte sie mich. Chase wollte zu mir kommen, wurde aber von Zahnlücke aufgehalten. »Sag ihnen, warum sie euch glauben sollen, dass ihr keine Spitzel seid.«
Ich rang um Atem, bekam aber einfach nicht genug Luft. Alle starrten mich erwartungsvoll an.
Es tut mir leid, Chase.
»Mein Name ist Ember Miller!«, brüllte ich. »Ich bin die, nach der sie suchen. Ich bin der Heckenschütze!«
K APITEL
16
»Ja, klar!«, brüllte jemand in der Menge. »Ich bin auch der Heckenschütze, Mags!«
Die Leute lachten. Die Frau – Mags, nahm ich an – feixte.
»Und warum sollen wir dir das glauben?«, fragte Mags herausfordernd. Alle anderen Stimmen waren verstummt, als sie das Wort ergriffen hatte. »Woher wissen wir, dass du uns nicht belügst?«
»Seht im Zentralrechner nach«, sagte ich. »Ruft mein Foto auf. Ihr könnt alles nachprüfen.« Mein Körper fühlte sich vor Anspannung ganz steif an. Gemurmel wurde laut.
»Mm …« Mags taxierte mich. »Du siehst aus wie das Mädchen auf dem Foto. Nur nicht so weich.«
»Gebt ihr doch ein Gewehr.« Bei Tuckers Worten wurde ich noch steifer. Wir wussten beide, dass das Einzige, was ich mit einem Gewehr tun könnte, war, mich als Lügnerin zu entlarven.
»Lassen wir es lieber«, murmelte Jack. Mags lachte.
»Der Bericht wird nicht mehr
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