Gesetz des Todes
öffnete Zubin die Tür, der gerade den Knoten seiner schwarzen Krawatte löste und diese abnahm. »Ah, Mr. Dillon. Wer ist Ihr Freund hier?«
»Salter«, stellte Billy sich vor. »Ich habe immer ein Auge auf Mr. Dillon, wenn er nicht selbst auf sich aufpassen kann.«
»Tut mir leid, dass es so spät geworden ist«, entschuldigte sich Zubin. »Mein Sicherheitsmann ist über die alten Zeiten ins Plaudern geraten. Wir waren beide als Fallschirmjäger in Tschetschenien. Nicht direkt Seite an Seite. Ich war damals Hauptmann und er Leutnant. Ein Held.«
»Wir kennen den Herrn sehr gut«, sagte Billy.
»Wie gut?«
»Nun, wir haben das Vergnügen eines Schusswechsels miteinander geteilt«, erklärte Dillon. »Dürfen wir hereinkommen?«
»Bitte sehr. In gewisser Beziehung ist Levin ganz in Ordnung. Er kann nichts ernst nehmen. Er ist ein Schauspieler.«
»Wo habe ich das kürzlich gehört?«, bemerkte Billy grinsend. »Ihr neuer Freund hier hat die Royal Academy of Dramatic Art absolviert.«
Ein anerkennendes Lächeln erhellte Zubins Mine. »Du meine Güte, ich bin beeindruckt.«
»Dafür besteht kein Grund«, sagte Dillon bescheiden. »Die IRA hat mich abgefangen, und von da an habe ich nur noch Straßentheater gespielt – eine verflucht harte Rolle. Aber lassen Sie uns nicht vom Thema abschweifen. Wollen Sie den Absprung wagen?«
»Und ob ich das will. Ich bin ihnen in die Falle gegangen, man hat mich gezwungen, in die Haut eines anderen zu schlüpfen, jeder meiner Schritte wird überwacht, mein ganzes Leben. Ich bin nur noch eine Marionette. Volkov zieht die Fäden, und ich springe. Ich bin jetzt fünfzig Jahre alt. Glauben Sie, dass ich so den Rest meines Lebens verbringen will?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Aber ich hatte keine Wahl. Letztes Jahr in Paris konnte ich nicht das Weite suchen, wegen meiner Mutter. Und heute in London kann ich mich ebenfalls nicht absetzen, wegen meiner Mutter. Sie benutzen sie, das weiß ich, aber Volkov weiß andererseits auch, dass ich sie niemals im Stich lassen würde. Sie haben vorhin über meine Rückkehr nach Moskau gesprochen, und dass sie uns beide außer Landes bringen werden. Ist das denn wirklich machbar?«
»Es ist machbar, aber wie wird Ihre Frau Mutter darüber denken?«
Zubin schenkte sich Champagner nach. »Wenn uns beiden damit geholfen wird und wir aus dieser leidigen Situation herauskommen, wird sie einwilligen.«
»Ausgezeichnet. Lesen Sie das durch.« Dillon reichte ihm Fergusons Brief und schenkte sich selbst auch ein Glas Champagner ein.
Zubin studierte das Schriftstück und gab es Dillon zurück. »Ja, ich habe verstanden.«
»Sind Sie sicher?«
»Eine meiner Stärken ist die Fähigkeit, Texte zu behalten.«
»Richtig. Aber ich möchte die Sache trotzdem noch einmal mit Ihnen durchsprechen. Sie kehren morgen in Putins Flugzeug nach Moskau zurück. Wird Levin auch dabei sein?«
»Nein, er bleibt hier. Ich stehe unter Volkovs Aufsicht. Man wird mich in meinem üblichen Hotel, dem Excelsior, unterbringen, und übermorgen werde ich im Kreml das Belov-Abkommen unterzeichnen.«
»Nein, das werden Sie nicht. Deshalb ist unser Zeitplan auch so entscheidend. Sie verlassen London in Putins Flugzeug, und wenig später startet eine Kuriermaschine der Royal Air Force, eine Citation X. Sie wird mit offiziellen Dokumenten für die Britische Botschaft auf dem Flughafen des Belov-Komplexes landen und dort wiederum offizielle Dokumente für den Rückflug an Bord nehmen, der für neunzehn Uhr dreißig Ortszeit angemeldet und genehmigt ist. Kennen Sie den Belov-Komplex?«
»Selbstverständlich. Ich bin dort von Station Gorky kommend gelandet.«
»Wir haben diese Uhrzeit gewählt, um die Dunkelheit zu nutzen. Die Citation wird sich nur kurz am Boden aufhalten, und auf Grund der außergewöhnlichen Geschwindigkeit dieses Flugzeugs sollten wir den russischen Luftraum innerhalb von dreißig Minuten verlassen haben.«
»Sie sprechen immer von ›wir‹.«
»Richtig. Wir, das sind die zwei Piloten, von der Royal Air Force natürlich. Billy wird die Uniform eines RAF-Sergeants tragen und auf dem Flug als Stewart fungieren. Ich werde als GRU-Hauptmann auftreten, als Igor Levin, komplett mit den Fallschirmjägerschwingen, den Abzeichen und dem ganzen übrigen Lametta. Sie werden nicht der einzige Schauspieler sein.«
»Und Sie wollen dieses Risiko tatsächlich eingehen? Mein Gott, wenn die Sache schiefgeht, wird man Sie in den Gulag schicken.«
»Ein
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