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Gesetzlos - Roman

Gesetzlos - Roman

Titel: Gesetzlos - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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beinahe ein Lächeln entlockt.
    »Das mit der Uhr mag ja noch angehen. Aber … dass ausgerechnet ich, Ihr Liebhaber, derjenige sein soll …«
    »Ja und? Ihm bleibt gar nichts anderes übrig, als es zu glauben. Er muss Ihnen vertrauen. Zumal die Entführer angesichts ihrer amateurhaften Vorgehensweise und ihrer mangelnden Vorsicht schon längst hinter Gitter wären, wenn Sie in irgendeiner Weise gemeinsames Spiel mit der Polizei treiben würden.«
    Wie listig sie doch war!
    »Da haben Sie nicht unrecht. Wenn mein Motiv nicht einzig von Claras Unversehrtheit und meiner Zuneigung für sie bestimmt wäre, hätte ich mit Sicherheit die Polizei benachrichtigt, und der Ort der Lösegeldübergabe wäre von einer Armee von Polizisten umzingelt worden, ganz abgesehen von einer kleineren Abordnung, die unauffällig im Café de l’Opéra postiert worden wäre.«
    Darüber hinaus gab es etwas, das ich Irène nicht eingestehen konnte: Je tiefer ich mich in dieses Abenteuer verstrickte, desto weniger konnte ich zurück oder gar den Arm des Gesetzes in Anspruch nehmen. In der Tat, was hätte ich den Polizeibehörden sagen sollen, und was hätten sie zu ihrer großen Überraschung und dann mit wachsendem Argwohn entdeckt? Dass ich einst – wenn auch unschuldig – in eine Kindesentführung mit Vergewaltigung und Doppelmord verwickelt gewesen war, dass ich dann (so geschickt wie nur Schuldige es sein können) den Killern entkommen war – die man zu Unrecht, doch was soll’s, auf mich angesetzt hatte. Dass der Vater des misshandelten Kindes vor meinen Augen Selbstmord begangen hatte, woraus man hätte schließen können – auch wenn das Gegenteil bewiesen wurde –, dass ich nur gekommen war, um ihn zu töten, und aus Rache den Abzug gedrückt hatte, weil er es gewesen war (obwohl man als Beweis nur mein Ehrenwort hatte), der mir den Killer mit denEspadrilles auf den Hals gehetzt hatte (mit der Zeit war ich zu der seltsamen Gewissheit gelangt, dass Maynials Scherge doch eher Espadrilles als Turnschuhe getragen hatte). Dass ich – und diesmal gab es kein »aber«, kein »sicher«, kein »jedoch« oder »was soll’s« –, als ich heute Nachmittag, ja, heute am 24. bei einem Freund, meinem besten und einzigen Freund, meinem ältesten Freund ankam, ihn tot aufgefunden hatte, umgebracht von einem Mann, den mein Freund wiederum im Kampf erwürgt hatte – und da war mir nicht der Gedanke gekommen, die Polizei zu rufen? Doch, sicher, aber … ich erkläre es Ihnen ja, ich erkläre es Ihnen! –, im Kampf, den sie sich unweit eines Koffers mit einer Million Euro geliefert hatten, eines Koffers, den ich an mich genommen hatte und mit dem ich geflohen war, wobei ich zunächst im Haus der Nachbarn, Michel und Clara Nomen untergeschlüpft war – Freunde von mir? Nein, nein –, und da klingelt das Telefon, ich hebe ab, Anruf eines Entführers, Clara Nomen gekidnappt, ich beschließe, das Lösegeld zu zahlen. »Sie beschließen das Lösegeld zu zahlen?« – »Ja.« Und als ich dann Fräulein Irène Maggie Perking begegnet bin, dieser unbedachten Frau (nun ja, unbedacht, wenn man so will – eigentlich wusste sie genau, was sie tat), beschloss ich mit ihrer Hilfe der Unterwelt ein Schmiergeld zu zahlen, um mehr herauszufinden, und darauf hin …
    Nein. Darauf hin gab es bestenfalls eine Tracht Prügel wegen Beleidigung der Polizei oder gleich die Zwangsjacke mit Einweisung in die erstbeste geschlossene Anstalt.
    »Kennen Sie die Leute, mit denen Armand zu tun hat? Die Leute, die seine Dienste in Anspruch nehmen? Arbeitet er für eine kleine Gruppe von Personen? Anders gesagt, könnte es sein, dass Sie die Entführer kennen, ohne es zu wissen?«
    »Einige seiner Bekanntschaften kenne ich schon. Davon abgesehen haben Sie den Entführer ja nicht gesehen …«
    »Nein, aber ich habe ihn gehört. Er hat die Stimme eines … schwer zu sagen, wie alt genau, eines vierzigjährigen Mannes.Eine Sprechweise und Intonation, die manieriert und ein wenig vulgär zugleich wirkt.« (Ich probierte vorzuführen, was ich zu beschreiben versuchte:) » ›Hören Sie mir bitte ohne Unterbrechung zu.‹ ›Wir haben Ihre Nichte entführt.‹ ›Wenn Sie sie wiederhaben wollen, zahlen Sie dreihunderttausend Euro, so schnell wie möglich, noch heute Abend …‹ «
    »Dreihunderttausend Euro? Sie können von einer Stunde auf die andere dreihunderttausend Euro entbehren? Sie müssen sehr reich sein!«
    République, Boulevard Voltaire, plötzlich einbrechende

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