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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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bösen Erkrankungen und Seuchen, manchmal sogar zu frühem Tod geführt hatten.
    An diesem Morgen schlenderte sie zum Hafen. Sie wollte das Auslaufen der Fähre beobachten und später vielleicht eine Wanderung ans östliche Ende der Insel unternehmen. Natürlich und wie von ungefähr gesellte sich Jean-Pierre zu ihr. Er ließ nicht locker.
    Munter plaudernd stiefelten die beiden gerade an „Cotter’s“ vorbei. Natürlich hatte der Pub zu dieser Zeit noch geschlossen. Der Barkeeper, ein älterer Mann mit Namen Edward, eine karierte Schildmütze auf dem Kopf und meist leicht von der Last des Lebens vornüber gebeugt, fegte gerade die Steinplatten vor der Tür. Sodann lud er einige leere Bierkisten und Aluminiumfässer auf eine Schubkarre und rollte damit zur „Naomh Cirian“. Sie würde am Nachmittag Nachschub für all die Schluckspechte auf der Insel anliefern.
    Sein Markenzeichen als Barmann war seine unnachahmliche Art, die randvollen Gläser zu kredenzen. Fast wie ein Priester seinen Kelch hielt er andächtig den randvoll in die Gläser gezapften Drink mit beiden Händen und setzte ihn feierlich mit den Worten „Sir, your ‚Murphy’s’ please“ seinem jeweiligen Gast vor.
    Er kannte die beiden vom Vorabend, als sie sich an der Bar einige Pints gönnten. Es war eine lustige Gesellschaft gewesen und die jungen Leute brachten Abwechslung und frisches Leben in die Bude. Natürlich musste Declan wieder singen und er heimste tatsächlich von den Dubliner Studenten einige Pints seines Lieblingsgebräus ein.
    „Schöner Tag heute“, brummelte Edward leutselig, den die Neuankömmlinge wegen seiner vornehmen Servicemanier gleich mit dem Titel „Sir Edward“ bedachten.
    „Ja, in der Tat“, antwortete die junge Dublinerin, „aber ich bin mir nicht sicher, ob das gute Wetter hält. Diese Wolkenstreifen gestern hoch am Himmel, na, ich weiß nicht so recht. Ich meine, da braut sich schon wieder irgendwo da draußen was zusammen!“
    „Da mögt ihr recht haben. Es will einfach noch nicht richtig Sommer werden dieses Jahr. Das Wetter spielt überhaupt verrückt. Die Leute sagen, das Klima ändert sich auf der ganzen Welt.“
    „Das ist wohl leider richtig“, gab Brighid zurück, „das Poleis schmilzt und es wird dadurch noch einige böse Überraschungen geben.“
    Dann gingen sie weiter.
    „Ich habe gestern Abend erfahren“, erzählte ihr derweil der Franzose, „dass unten am Hafen ein Haus für die Vogelkundler existiert und wir eventuell dort sogar kostenlos Quartier nehmen können. Aber ehrlich gesagt, mir gefällt es am Südhafen besser. Der Blick ist ungetrübter und es herrscht weniger Betrieb. Außerdem nisten die meisten Vögel auf dieser Seite der Insel in den Felswänden. Und es ist sogar möglich, auf einem schmalen Pfad da runter zu kraxeln und sie von dort unten, vor allem bei Ebbe, zu beobachten. Dann fallen einige Felsplatten trocken.“
    Brighid konnte sich allerdings des Gefühls nicht erwehren, dass es weniger die Vögelchen waren, die ihn in der Jugendherberge hielten, sondern eher die Chance, in ihrer Nähe zu sein. Das sagte sie natürlich nicht laut. Er schien zwar ein netter Kerl zu sein, auch war er sehr gebildet, aber sie hatte keineswegs im Sinn, sich mit ihm auf eine Liebschaft einzulassen. Sie hoffte, er möge das im Lauf der Tage von alleine merken und sich, wenn ihm daran lag, auf eine reine Freundschaft beschränken. Da jedoch sein Werben immer offensichtlicher wurde und zeitweise sogar drohte, ihr ein wenig lästig zu werden, musste sie ihn wohl einfach abschütteln. Aber wie das anstellen, ohne ihn gleich zu brüskieren?
    Schließlich waren da auch noch die Freunde von der Uni in Dublin und die konnten sich nun ihrerseits zurückgesetzt fühlen, zumal er die restlichen Mitglieder der Gruppe weitgehend ignorierte und Brighid anscheinend für sich ganz alleine beanspruchte. Das ging ihr entschieden zu weit. Die Kommilitonen frotzelten ohnehin schon über die unverhohlene Anmache des „gallischen Gockels“, wie sie ihn unter sich respektlos titulierten.
     
    Patrick O’Driscoll half gerade beim Einladen etlicher schwerer Kisten. Sein Vater wollte ihn wieder mal aufs Festland schicken, um einige dringend benötigte Dinge für den Haushalt, neue Nägel sowie eine Rolle verzinkten Maschendrahts einzukaufen. Die eine der Weiden, dicht an den Felsstürzen zum Meer, sollte endlich abgesichert werden, damit das Viehzeug nicht in die Tiefe stolperte. Vor Jahren hatte die Familie an

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