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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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Reporter und stellte die Flasche ab. »Eine Bombe oder das Ende der Welt – mir ist das alles egal. Ich bin so gut wie jeder andere auch, und das könnt ihr alle erfahren. Was ich meine, ist folgendes: Bin ich ein Mensch oder eine Maus?«
    »Besoffen bist du«, sagte einer der Fax-Leute, und fischte sich einen Würfel aus dem Schnee. Er warf dem älteren Mann einen Blick zu. »He, dich kenne ich doch. Bist du nicht der Bursche, der die Story mit dem Polobetrug groß herausgebracht hat? Was zum Teufel machst du denn hier draußen? Du müßtest in Zaster schwimmen.«
    »Sie haben mich herausgeangelt«, knurrte der ältere Mann. »Und was geht's dich an? Ich will dir mal was verraten, du Naseweis: Diese College-Bürschchen haben alle Bewährung gekriegt. Die übliche Tränentour, und schon war es geschafft. Und ich treibe mich hier draußen herum. Warum, frage ich dich? Einfach so, das ist es.«
    »Scheußlich«, sagte der Würfelspieler.
    »Daß ich hier draußen bin, macht mir nichts aus«, meinte der ältere Mann. »Aber es bringt mich in Wut, daß diese Kerle so ungeschoren davongekommen sind. Ein Jahr Kittchen – was ist das schon im Leben dieser Lausebengel? Sie hätten die ganze Bande zum Barras stecken sollen. Das hätte ihnen die Köpfe zurechtgerückt. Ich war im letzten Krieg ein guter Schleifer. Wenn die in meiner Gruppe gewesen wären ...«
    Einer der Fernsehleute stand auf und warf ein abgenagtes Hühnerbein ins Feuer. »Viertel vor zwölf«, sagte er.
    Alle standen auf, einige steif, aber keiner von ihnen überhastig. In der Ferne konnte man das Flugzeug hören.
    »Na, ich bin verdammt froh, wenn das vorbei ist«, sagte der ältere Reporter, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden. Der junge Mann nickte und heftete sich an seine Fersen.
    »Für die Leute auf dem Gipfel wird es auch scheußlich sein«, sagte er. »Ich meine – man könnte sich vorstellen, daß es dumm für sie ist.«
    »Weshalb denn?«
    »Versuch dich doch mal in ihre Lage zu versetzen. Sie sind darauf vorbereitet, daß sie um Punkt Zwölf in den Himmel auffahren. Alle anderen werden ihrer Meinung nach ertrinken, verbrennen oder sonst etwas. Wenn nichts passiert, ist es doch vermutlich ein Schock für sie. Es trifft sie bestimmt sehr hart: Es macht sie entweder ganz wahnsinnig, oder es bringt sie wieder zur Vernunft.«
    »Könnte man meinen, aber in Wirklichkeit ist es anders. Ich habe schon genug Leute ihrer Art gesehen.«
    Das Dröhnen des Flugzeugs kam in die Nähe und entfernte sich wieder, als der Pilot zu einer engeren Schleife ansetzte. Der ältere Mann stolperte über einen vom Schnee verdeckten Stein und fluchte.
    »Es wird sie überhaupt nicht ändern. Warum wirft er nicht endlich die Bombe ab? Die ändern sich nie, Sonny, nie.«
     

 
Gespenst aus der Zukunft
 
von Poul Anderson
     
1
     
    Der Geächtete sagte: »Aber wenn es den freien Willen gibt, den freien Willen als echten, vollkommen unabhängigen Zufallsfaktor, dann führt das zum Chaos. Man hat eine Zukunft, die nicht ausschließlich von der Vergangenheit bestimmt wird, und alles – alles – kann geschehen.«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte der Philosoph. »Natürlich, Sie stimmen zugunsten des absoluten Determinismus; und doch gibt es viel, das für den Glauben an den freien Willen spricht. Ganz abgesehen von unmittelbaren Erfahrungen wären Punkte anzuführen wie die Relativitätstheorie ...«
    »Nicht hier«, sagte der Geächtete scharf und zündete sich eine Zigarette an. Im kurzen Aufflackern des Streichholzes hob sich sein Gesicht unvermittelt gegen die Dunkelheit des Zimmers ab, hager und hakennasig, mit wirrem, rotem Haar, das ihm über die hohe, schmale Stirn fiel. Seine Augen waren unstet; sie durchstreiften das dichte Dunkel. Jedes schwache Geräusch, das von der nächtlichen Stadt hereindrang, zog sie zu dem Fenster mit den schweren Vorhängen hin. Den Jahren nach war er ein ziemlich junger Mann, aber das Leben hatte ihn altern lassen.
    »Nicht hier«, wiederholte er. Die Worte sprudelten hervor, ein harter, unregelmäßiger Rhythmus über dem leisen Tappen seiner Füße die auf und ab durch das Zimmer gingen, in dem der Philosoph nur ein dunklerer Schatten in dem alten, vertrauten Lehnstuhl war. »Die Relativitätstheorie gilt nur für einzelne subatomare Phänomene, nicht für die statistische Gesetzmäßigkeit des makroskopischen Universums.«
    »Ich kann hier ein Beispiel des Naturwissenschaftlers Darwin entlehnen«, sagte der Philosoph.

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