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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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damit auch Gil etwas sehen konnte. »Sieht aus wie das Lehrerzimmer«, sagte ich beim Anblick der bequemen Sessel, Sofas und Couchtische. »Was zum Henker soll ich hier?«
    Von Eric kam keine Antwort. Ich machte mich geistig auf die Suche nach seiner Energie.
    »Und, wirst du schlau daraus, M. J.?«
    »Ich wünschte ja.« Ich machte eine 360-Grad-Drehung. »Verdammt!«
    »Was ist denn?«, wollte Gilley wissen.
    Ich kratzte mich am Kopf. »Er ist weg!«
    »Was soll das heißen, er ist weg?«
    Vor Wut stampfte ich mit dem Fuß auf. Im Lehrerzimmer befand sich keine Spur Geisterenergie. Kaum dass Eric mir die Tür geöffnet hatte, war er einfach verschwunden. »Das soll heißen, er ist nicht hier. Er hat sich verflüchtigt.«
    »Warum?«, fragte Gilley. »Ich meine, warum verdünnisiert er sich und lässt dich allein danach suchen, was hier von Bedeutung ist?«
    Ich seufzte tief und begann nach irgendwelchen Auffälligkeiten Ausschau zu halten. »Keine Ahnung, Gil. Hier drin gibt’s nichts, was mir ins Auge springt.«
    »Mach mal einen ganz langsamen Rundumschwenk mit der Kamera«, sagte Gil. »Vielleicht können wir jetzt nur noch nicht erkennen, worum es geht. Aber wir sollten alles genau aufzeichnen und es uns später in Ruhe anschauen.«
    Ich stellte mich in die Zimmermitte und nahm sorgfältig die ganze Einrichtung durch die Kameralinse auf. Besonders spektakulär war nichts. Die Möbel waren ziemlich abgewetzt, und an den Wänden hingen alte Fotos von Schule und Schülern. Von denen machte ich noch eine Nahaufnahme. Vielleicht war ja eine der abgebildeten Personen von Bedeutung.
    An einer Wand hingen die Gruppenaufnahmen sämtlicher Abschlussjahrgänge seit der Eröffnung von Northelm vor hundert Jahren. An jedem Rahmen war ein kleines Messingschild mit der entsprechenden Jahreszahl befestigt. In manchen hatten sich die Schüler auf der Haupttreppe gruppiert, in anderen auf dem Rasen oder vor dem Hole Pond. Ich ging Reihe um Reihe durch und hielt vor jedem Bild kurz inne, bis ich alle durchhatte. Erst da schien Gilley aufzufallen, was ich tat. »Äh, M. J.?«
    »Ja?«
    »Warum bitte nimmst du die alle auf?«
    »Frag mich nicht«, sagte ich ehrlich und machte einen Schwenk von der Wand weg. »Einfach darum, weil ich nicht die geringste Idee habe, was Eric uns hier zeigen wollte.«
    »Wenn du schon dabei bist, Bilder aufzunehmen, wie wär’s dann mit dem auf der anderen Seite?«, fragte Gil.
    Dort hing ein breites, mit Weitwinkelobjektiv aufgenommenes Panoramabild der Schule. Ich trat näher, und durch die Kamera hindurch konnte ich es richtig gut sehen. Es sah aus, als wäre es von dem Steg aus aufgenommen worden, den ich in manchen der Abschlussfotos gesehen hatte, denn im Vordergrund waren hölzerne Planken zu sehen. Das Foto war wirklich wunderschön. Es fing exakt den Charakter der Schule ein, die sich wie ein hochherrschaftliches Anwesen vor den unberührten, einladenden Adirondacks in die Landschaft schmiegte. Auf dem Bild waren keine Menschen zu sehen, lediglich das Gebäude und die Natur drum herum. »Hm, nichts Verdächtiges«, sagte auch Gilley, als er das Foto betrachtete.
    »Sehe ich auch so.« Ein letztes Mal ließ ich den Blick durch den Raum wandern, ob nicht doch irgendwas meine Aufmerksamkeit erregte. »Nichts, rein gar nichts.« Ich versuchte nicht allzu resigniert zu klingen.
    Ich hörte Gilley gähnen. »Wenn du mich fragst – ich würde sagen, es ist Schlafenszeit.«
    »Okay!« Ich machte mich auf den Weg zur Tür. In diesem Moment hörten wir beide einen Schrei draußen auf dem Grundstück, der so entsetzlich klang, dass ich beinahe die Kamera fallen gelassen hätte.
    »Was ist …?«, schrie mir Gilley ins Ohr.
    Ich gab keine Antwort, sondern spurtete aus dem Raum zur Treppe hin. Da ertönte ein zweiter Schrei, ebenso markerschütternd und grauenhaft, und mich überlief es eiskalt. »Mein Gott!«, keuchte ich, während meine Füße über die Stufen flogen. »Hört sich an, als würde da jemand umgebracht!«
    »Ich ruf die Polizei!«, rief Gilley.
    Ich hatte gerade den ersten Stock erreicht. »Warte!«, schrie ich und versuchte meine Beine noch schneller zu bewegen. »Und wenn’s Jack ist?«
    Über den Rasen hallte ein dritter Schrei, nicht weniger grässlich – aber dann brach er plötzlich ab, wie durchgeschnitten. »M.J.!«, heulte Gilley auf. »Das ist ein Mensch!«
    »Ich bin gleich da!«, brüllte ich zurück, während ich durch die Haupttür nach draußen stürzte.
    »Stopp!«,

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