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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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heizen ?«
    »Weil sonst die Leichen auftauen«,
erklärte ihr Gabriele beiläufig. »Das hier ist der einzige Ort, wo man sie
wirklich die ganze Zeit über auf Eis halten kann. Stimmt’s, Ed ?«
    »Es stimmt«, sagte der Blinde
und seufzte leise. »Das hier ist der Ort, wo die Verlassensten von allen
gefroren in ihren sauberen hygienischen Gehäusen liegen — die, die keiner für
sich beansprucht !«
    »Ed !« wimmerte Georgie . »Nicht!«
    Charlie Katz kam auf uns zugehumpelt , den großen Glastopf ungeschickt vor sich hertragend und ihn mit beiden Armen umschlingend, so daß
er beinahe nicht zu sehen war. Als Charlie bei uns angelangt war, schnappte er
nach Luft.
    »Sind Sie bereit, Mr. Martinelli ?« fragte ich.
    »Klar«, brummte er. »Zeigen Sie
ihn mir .«
    »Heben Sie ihn ans Licht,
Charlie«, sagte ich, »damit ihn Mr. Martinelli deutlich sehen kann .«
    Der Leichenhauswart gab ein
tiefes Grunzen von sich und hob dann den Topf hoch, bis er auf gleicher Höhe
mit seinem Gesicht war. Der hübsche Kopf tanzte sachte auf und ab, während die
vollen Lippen auf ihre selbstgefällige, verächtliche Weise zu grinsen schienen. Georgie stöhnte leise und sank dann unbeholfen auf
den kalten Zementboden. Ich glaube, Martinelli bemerkte nicht einmal, daß sie bewußtlos geworden
war; sein starrer Blick konzentrierte sich völlig auf den Inhalt des
Glastopfes. Ed stand neben ihm, einen Ausdruck höflichen Gelangweiltseins auf dem Gesicht.
    Ich beobachtete Gabrieles
Gesicht scharf auf irgendeine Reaktion hin, konnte aber keine feststellen. Die
Zeit schien stillzustehen, wie um nicht das groteske Tableau zu stören, bis ich
schließlich das Schweigen brach.
    »Erkennen Sie ihn, Mr. Martinelli ?«
    Er nickte kurz und heftig.
»Ja.« Er holte tief Luft. »Das ist Tino. Ich wußte es gleich, als ich das Bild
in der Zeitung sah .«
    »Sie täuschen sich !« sagte Charlie Katz mit schriller Stimme. »Sie haben sich
geirrt. Wie kann mein Freund Johannes Ihr Bruder sein ?«
    Gabriele blickte ihn eine
Sekunde lang verdutzt an und wandte mir dann fragend das Gesicht zu.
    »Was ist das für ein Knülch
hier ?« erkundigte er sich schwerfällig. »Ein
Verrückter oder so was?«
    »Halten Sie den Mund, Charlie«,
sagte ich sanft zu Katz. »Denken Sie daran, was ich wegen der Mittagszeit
gesagt habe .«
    Charlie schluckte krampfhaft
und nickte dann.
    Martinelli wischte sich mit dem
Handrücken über den Mund. »Unglaublich«, sagte er, und seine Stimme klang noch
belegter als zuvor. »Es ist einfach nicht anständig, ihn hier so sehen zu
müssen. Wenn das alles ist, was von meinem Bruder noch übrig ist, so möchte ich
Anspruch auf ihn erheben und ihn anständig begraben lassen .«
    »Selbstverständlich«, sagte ich
freundlich. »Es gibt da eine Reihe technischer Formalitäten, aber die werden
schnell erledigt sein und...«
    »Nein!« Ich starrte Charlie Katz an,
auf dessen Gesicht sich plötzliche Wildheit widerspiegelte. »Das können Sie
nicht tun«, sagte er heftig. »Johannes ist mein Freund — niemand darf ihn mir
nehmen, niemand !« Er senkte den Glastopf auf Magenhöhe und umschlang ihn erneut mit den Armen. »Sie dürfen ihn mir nicht
nehmen. Hören Sie ?« schrie er hysterisch, wandte sich
dann ab und lief auf seine verrückte humpelnde Weise der Tür am anderen Ende
des Kühlraums zu.
    »Er spinnt !« sagte Gabriele verdrossen. »Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, daß er verrückt
ist. Nicht? Was tun wir jetzt ?«
    »Sie schaffen am besten einmal
das Mädchen hinaus«, sagte ich. »Nehmen Sie Ed mit, und ich werde sehen, daß
ich Charlie ein bißchen beruhige. Vermutlich kann einem die Arbeit hier ein
bißchen zuviel werden .«
    Martinelli packte Georgie unter den Armen, zog sie auf die Füße und warf sie dann über seine Schulter,
über die sie schlaff herunterhing wie etwas, das man zum nächsten
Müllabfuhrwagen schleppt.
    »Okay, Ed ?« sagte er zu dem Blinden. »Willst du dich an mir festhalten, bis wir draußen
sind ?«
    »Danke .« Ed streckte die Hand aus und erwischte seinen Arm. »Es war also der arme kleine
Tino. Ich traure mit dir, mein guter Freund. Ganz tief drinnen weine ich mit
dir und...«
    »Du kannst dir den Quatsch
sparen !« fuhr ihn Gabriele wild an. »Ich bin an Tränen
wegen Tino nicht interessiert — ich habe gestern geweint, als ich sein Bild auf
der ersten Seite der Zeitung sah! Jemand hat ihn umgebracht, Ed. Nicht wahr?
Das ist es, was mich im Augenblick interessiert — und der, der’s

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