Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
kletterte sie in den Fond des Wagens, wo bereits ein Sicherheitsbeamter wartete. Ryan stieg auf der Beifahrerseite ein.
Nach einer kurzen Fahrt zum Hauptquartier wurden sie ins Vorzimmer von Devs Büro geführt.
»Hi, Marlena«, grüßte Ryan und grinste, denn er fand es wundervoll, jemanden wiederzuerkennen.
Devs Assistentin kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und umarmte ihn. »Oh, ich bin ja so froh, dass du gerettet bist!« Freundlich lächelte sie Meg an und zeigte auf eine Ledercouch. »Nimm Platz. Ryan, Dev erwartet dich.«
»Danke.« Er drückte Megs Hand, gewissermaßen eine Entschuldigung, weil er im Jet so ein Ekel gewesen war. »Keine Bange, ich bin gleich hinter dieser Tür. Okay?«
Sie nickte, und er ging ins Büro des Chefs, der irgendwas mit einem PDA machte. Im Flieger hatten Trance und Annika die neuen technologischen ACRO-Errungenschaften erläutert. Für Ryan war die überraschendste Neuigkeit, dass Dev seine Sehkraft zurückgewonnen hatte.
Nun schaute der Boss von seinem Schreibtisch auf, und Ryan glaubte Erleichterung in den braunen Augen zu lesen.
»Du ahnst gar nicht, wie froh ich über deine Rückkehr bin, Malmstrom«, begann Dev grinsend. »Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.«
»Ich mir auch.« Und die machte er sich nach wie vor, was er erst mal für sich behielt.
Dev legte den PDA beiseite. »Wie geht es dir?«, fragte er in ernstem Ton. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja.« Ryan sank in einen Sessel vor dem Schreibtisch. »In meinem Kopf klaffen noch ein paar Lücken, die werden sich bald von selber schließen.«
Hoffentlich. Irgendwie erschien ihm sein Gehirn wie eine Schachtel, die zwar alle Erinnerungen enthielt – aber gleichermaßen in Puzzleteilen, die sich bisher nicht restlos zusammenfügen wollten, um ein vollständiges Produkt zu bilden. Er atmete tief durch und spürte, wie er sich vollends entspannte – zum ersten Mal seit dem Tag, an dem er im Itor-Labor erwacht war, ohne Erinnerungen außer den falschen, die ihm die Schurken aufgezwungen hatten. Vielleicht war er noch nicht ganz der Alte, aber daheim und in Sicherheit.
»Was war los, Dev? Wieso ist mein Cover aufgeflogen?«
Der Boss behielt stets die Kontrolle. In seinem Job zeigte er niemals Schwächen. Aber jetzt, nur für den Bruchteil einer Sekunde, irrte sein Blick seitwärts und kehrte so schnell zu Ryan zurück, dass der Eindruck entstand, er hätte nur geblinzelt.
»Dev?«
»Daran war ich schuld«, lautete das verblüffende Geständnis. »Ich hatte dich aufgegeben.«
»Aber …« Mühsam schluckte Ryan. »Warum?«
»Weil mein Gehirn infiltriert wurde.« Dev starrte auf seine Hände hinab, schien die krampfhaft ineinandergeschlungenen Finger zu bemerken und legte sie gespreizt auf den Tisch, bevor er den Kopf wieder hob. »Meine Zeit hier auf Erden wird niemals ausreichen, um dir zu versichern, wie leid es mir tut.«
» Leid tut es dir.« Ryans Gehirn benebelte sich, sein Körper erschlaffte, und er sank in seinem Sessel zusammen. »Bei Itor wurde ich gefoltert«, murmelte er. »Eines Nachts kamen sie zu mir, tagelang haben sie mich gequält, bis mir die Sinne schwanden, dann haben sie mein Gedächtnis gelöscht. Und dir tut es leid.«
Dev schwieg, und Ryan wusste, dass er ihn zu Unrecht anklagte. Genaugenommen mochte der Boss die Schuld an der Enttarnung tragen. Aber wie hätte er sie verhindern sollen? Er hatte extreme Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Ryans Mission geheim zu halten. Bei ACRO hatte er als Einziger gewusst, dass einer seiner Spitzenagenten Itor unterwanderte, und er war gewiss nicht nachlässig gewesen.
Trotzdem sah Ryan keinen Grund, sich für seine mangelnde Fairness zu entschuldigen – nachdem die Schurken Nadeln in seine Gelenke gestochen hatten. »Wie konnte das passieren? Besitzt du nicht einen messerscharfen Verstand, so wie kaum jemand hier?«
»Sagen wir mal, es war ein Insider-Job.« Mit allen Fingern fuhr Dev sich durchs Haar. »Natürlich bist du wütend …«
»Zur Hölle mit dir!« Seinen Boss zu verfluchen, war nicht die klügste Idee in seinem Leben. Aber Ryan war müde und verwirrt, seine Nerven lagen blank. »Verzeih mir – es ist nur … Als ich mich bei ACRO verpflichtete, kannte ich die Risiken, und doch …« Er verstummte, denn er fürchtete, ihm würden Worte auskommen, die sich nicht mehr zurücknehmen ließen. In diesem Moment misstraute er seinem eigenen logischen Denken. Deshalb stieß er nur hervor: »Was jetzt?«
Dieser Frage folgte
Weitere Kostenlose Bücher