Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
üblich?«
Ich bin noch Jungfrau. Willst du dich trotzdem mit mir treffen? Diese Worte sah er wieder auf dem Bildschirm eines Computers – seines Computers. Er hatte mit Coco gechattet … Und da brach ihm kalter Schweiß aus allen Poren, denn er wusste plötzlich, dass es nicht nur ein Flirt gewesen war, zumindest nicht auf seiner Seite.
Endlich schaute sie zu ihm auf. »Es fing an, weil du einen Hacker aufspüren wolltest, der sich in illegale Transaktionen einklickte. Das alles merkte ich erst viel später.«
»Für wen habe ich gearbeitet?«
Ein Wassertropfen fiel auf den Teppich. Ihr nackter großer Zeh spielte damit, bevor sie antwortete: »Keine Ahnung. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, die Leute, für die du Waffen gekauft hattest, würden Geld verlieren. Und sie bezahlten dich, weil du herausfinden solltest, wer ihre Konten anzapfte.«
Okay, ja, das klang glaubhaft. Nach seiner unehrenhaften Entlassung aus dem Militärdienst hatte er sich den Ruf eines Experten für Spionagejobs und heikle Ermittlungen aufgebaut – dank seiner Fähigkeit, mit den Augen anderer Leute zu sehen, sobald er eine elektronische Verbindung zu ihnen hergestellt hatte.
»Und welche Rolle hast du dabei gespielt, Coco?«
»Ich war’s, die das Geld von den Konten der Schurken abgezweigt hat. Irgendwie – wahrscheinlich wegen deines besonderen Talents – ist es dir gelungen, eine Chatbox auf meinem Computer zu installieren. Und du hast mich wissen lassen, du wärst mir auf der Spur.«
So verletzlich sah sie aus, wie sie dasaß – triefnass, kaum bekleidet. Fast spielerisch rieb sie die Füße aneinander, und Ryan hasste es, die nächste Frage überhaupt auszusprechen.
»Hattest du Angst?«
Ruckartig hob sie den Kopf, ein herausforderndes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Du warst gut – aber nicht so gut. Niemals hättest du mich gefunden.«
Er wollte sie küssen. Stattdessen räusperte er sich. »Und dann?«
»Eine Zeit lang spielten wir Katz und Maus, und schließlich begannen wir uns über private Dinge zu unterhalten. Wie es dazu kam, weiß ich nicht mehr. Aber wir flirteten und … O Mann, es klingt furchtbar blöd.«
Keineswegs, denn es klang allmählich vertraut. »Wir hatten Sex, nicht wahr, Coco?« Weil sie so schockiert dreinschaute, konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken. »Online-Sex. Ja, jetzt entsinne ich mich. Wer hätte je gedacht, eine Jungfrau würde auf solche Gedanken kommen, wie du sie mir geschrieben hast?«
Dunkle Röte stieg in ihre Wangen. »Nun, das ist nicht so wichtig. Was wichtig ist – ich mochte dich. Und wir wollten uns treffen. In Mailand.«
»Tatsächlich?«
»O ja. Meldet sich jetzt dein selektives Erinnerungsvermögen?«
Er schüttelte den Kopf. Denn die Erinnerung lauerte am Rand seines Bewusstseins, so nahe, dass er glaubte, er könnte sie berühren, wenn sich seine Gedanken weit genug erstrecken würden. Die Lider geschlossen, suchte er in seinem Gehirn die gestörten Speicher, versuchte die Kabel zu verbinden – nichts. Verdammt, nichts. Frustriert verlor er die Geduld und riss die Augen wieder auf.
»Scheiße, Meg!« Unsanft packte er den flauschigen Kragen ihres Morgenmantels, zerrte sie auf die Beine und starrte in ihr Gesicht. »Du hast mich ausgenutzt! Diese miese Flirterei hast du mir nur vorgespielt, um an meine Konten ranzukommen!«
Mit all ihrer Kraft rammte sie eine Faust gegen seine Brust. Trotzdem ließ er sie nicht los. »Geh mitsamt deinen selektiven Erinnerungen zum Teufel! Jederzeit hätte ich mir dein Geld nehmen können. Aber das hab ich erst getan, nachdem du mich versetzt hattest. Sechs Stunden lang hast du mich auf einer Parkbank warten lassen, wie bestellt und nicht abgeholt.« Sie schlug wieder zu, und diesmal glitten seine Finger von ihrem Kragen hinab. »Warum bist du nicht aufgetaucht? Warst du verheiratet? Oder hattest du eine Freundin? Sind all die E-Mails voll der Schwüre, du hättest dich noch keiner Frau aus Fleisch und Blut so nahe gefühlt wie mir, eine einzige große Lüge gewesen?«
»Was? Nein, da habe ich nicht gelogen. Ich …« O Gott, jetzt erinnerte er sich – an seine Aufregung am Morgen vor dem Treffen und wie er in einem Taxi zum Park gefahren war.
Und er erinnerte sich, wie er den Chauffeur kurz vor dem Ziel angewiesen hatte, weiterzufahren.
Ryan fluchte, derb und in aller Ausführlichkeit. Ein jämmerlicher Feigling, hatte er im letzten Moment den Schwanz eingezogen. Noch nie im Leben war er eine ernsthafte Beziehung
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