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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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rettest.«
    »Ihr hättet das nicht tun dürfen«, sagte sie erschrocken.
    Das Buch schwieg.
    »Du bist die Hüterin. Du musst den Bund zerschlagen und unsere Brüder und Schwestern zurück ans Licht holen«, antwortete ein anderes an seiner statt.
    »Weshalb habt ihr mich nicht vor ihm gewarnt?«, fragte Lucy.
    »Das ist uns verboten«, erklang eine tiefere ältere Stimme von der gegenüberliegenden Seite des Ganges. »Ihr seid beide Kinder des einen Bundes, der geschlossen wurde, unser Wissen zu schützen.«
    »Aber sie verstecken euch vor den Menschen.«
    »Einst war dies notwendig, um uns zu schützen«, antwortete das Buch.
    »Was muss ich tun, um dem ein Ende zu setzen?«
    » Begib dich auf die Suche nach dem Vermächtnis der Hüterinnen . Dort wirst du Antworten auf deine Fragen finden«, sagte das alte Buch.
    »Was ist das?«, fragte Lucy atemlos. »Ist es ein Buch?«
    Sie bekam keine Antwort.
    »Bitte sagt mir ein bisschen mehr«, flehte sie.
    »Lucy?«, ertönte Maries Stimme in dem Moment neben ihr.
    Lucy fuhr erschrocken zusammen.
    »Der Drachen ist hier. Es ist besser, wenn du verschwindest«, sagte ihre Freundin.

 
     Der Mensch hört auf,
    über das Leben nachzudenken,
    wenn er aufhört zu lesen.
     
    Milan Kundera

5. Kapitel
     
    Nathan beobachtete Jules, die vor dem Eingang ihres Hauses stand und Lucy und Colin entgegen sah. Er fragte sich, weshalb Lucy nicht mehr im Krankenhaus war. Niemand hatte ihm dort Auskunft geben wollen. Mit einem unguten Gefühl war er hergefahren. Aufmerksam musterte er die Gegend und stieg aus seinem Taxi. Mit schnellen Schritten überquerte er die Straße.
    »Lucy«, sprach er sie an. Sie drehte sich ihm zu und er sah in schreckgeweitete Augen. Sofort schob Colin sich zwischen sie und ihn.
    »Ich will nur mit ihr reden, Colin«, sagte Nathan und versuchte, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, obwohl er spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Er suchte Lucys Blick. Sie hatte Angst vor ihm, das konnte er deutlich sehen. Das ungewöhnliche Grau ihrer Augen hatte sich verdunkelt.
    »Sie möchte aber nicht mit dir reden«, mischte Jules sich ein, die dazu getreten war.
    »Es ist wichtig. Du bist in Gefahr, Lucy. Wenn du nicht mit mir redest, werden dies andere tun und ich glaube nicht, dass es das ist, was du willst. Ich konnte dich einmal retten. Ich weiß nicht, ob mir das ein zweites Mal gelingt.«
    »Du, mich gerettet?«, giftete Lucy hinter Colins Rücken hervor. »Du hast mich erst in diese Situation gebracht. Und jetzt kommst du und willst dich als Retter aufspielen? Denkst du, ich hab dich und deinen Bund nicht durchschaut? Wo sind die Männer, die ihr die Drecksarbeit machen lasst?« Lucy sah sich um. Sie mied seinen Blick. Seine schwarzen Augen übten eine ungesunde Anziehung auf sie aus.
    »Sie wollten Lucy aus dem Krankenhaus entführen oder sie sogar töten. Das müsstest du besser wissen, als wir, Nathan«, sagte Colin. »Selbst ich wäre beinahe auf dich hereingefallen. Glückwunsch.«
    »Du solltest dich schämen, Nathan«, sagte Jules.
    Nathan war blass geworden.
    »Sie waren im Krankenhaus?«
    »Tu doch nicht so, als ob du das nicht wüsstest«, giftete Lucy.
    »Was habt ihr noch ausgeheckt?«, fragte Jules. »Wir wissen Bescheid. Wir werden Lucy helfen. Ihr werdet sie nicht bekommen.«
    »Du hast es ihnen erzählt?«
    Lucy nickte. »Auf meine Freunde kann ich mich wenigstens verlassen.«
    Gröber, als beabsichtigt, fasste Nathan Lucy am Arm und zog sie hinter Colin hervor.
    Gleißend helles Licht loderte bei dieser Berührung unter ihren beiden Mänteln aus ihren Malen hervor. Fasziniert beobachteten alle vier, wie die Lichter versuchten, sich zu verbinden.
    »Du bist tatsächlich naiver, als ich angenommen habe.«
    »Danke für die Blumen«, zischte Lucy zurück und riss sich los. Die Lichter erloschen genauso schnell, wie sie aufgeflammt waren. Ein Gefühl von Traurigkeit blieb in Lucy zurück und sie fragte sich, ob Nathan dasselbe spürte.
    »Wie konntest du deine Freunde da mit reinziehen? Bist du von allen guten Geistern verlassen? War es so schwer, mir eine Nachricht zu schicken und mit mir zu reden?«
    Lucy befand, dass er es nicht spürte. Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust und kniff die Lippen zusammen.
    »Nathan, reg dich ab«, verlangte Colin.
    »Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun«, schob Nathan hinterher und sah Lucy an.
    »Zu spät«, antwortete sie zweideutig.
    Schweigen breitete sich aus. Er sollte sie nicht so

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