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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Lucy hoffte, dass das Fenster in dem Schlafzimmer ebenfalls verschlossen war. Ansonsten war es möglich, dass Nathan durch die Vordertür hereinspaziert kam. Lucy wollte sich nicht vorstellen, was er dann mit ihr anstellte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Nathans Klopfen verstummt war. Sie schlich sich an die Tür und legte ihr Ohr daran. Alles war still. Was heckte er da drinnen aus? Sicherlich nichts Gutes. Sie sollte nach dem Schlüssel suchen und abhauen. Sie durchwühlte die Taschen seiner Jacke, wurde jedoch nicht fündig.
    Vielleicht ging es ohne Schlüssel. Nichts an und in dem Haus sah sonderlich stabil aus. Die Kommode vor der Tür stellte kein Hindernis dar, allerdings verursachte es Lärm, als Lucy sie zur Seite schob. Spätestens jetzt wäre Nathan aufgewacht, dachte sie und verkniff sich ein schadenfrohes Lachen.
    »Lucy«, hörte sie ihn rufen. »Du kommst nicht raus. Ich habe den Schlüssel. Mach die Tür auf, los. Lass uns reden.«
    Lucy ignorierte ihn, so gut es ging, und widmete sich der Tür. Wenn auch nichts an dem Haus jünger als hundert Jahre war, das Schloss war es definitiv. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, ein Sicherheitsschloss in die altersschwache Tür einzubauen. Halbherzig warf sie sich dagegen. Genauso gut hätte sie versuchen können, in den Hochsicherheitstrakt einer Bank einzubrechen. Lucy ließ sich auf den Stuhl im Flur fallen. Zwar hatte sie Nathan eingesperrt, doch ihre Situation war keinen Deut besser. Sollte sie versuchen, mit ihm zu verhandeln? Was konnte sie ihm anbieten? Schließlich saßen sie in der gleichen Patsche. Na ja, nicht ganz. Sie hatte Licht, Essen und Wasser. Er hatte nichts davon. Ewig konnte sie ihn nicht da drin lassen, sonst hatte am Ende sie ihn auf dem Gewissen und nicht er sie. Der Gedanke entbehrte nicht einer gewissen Komik, fand Lucy.
    Sie stand auf und ging zu der Tür. »Nathan«, rief sie. »Hörst du mich?«
    »Klar und deutlich«, knurrte er. »Lass den Quatsch und mach die Tür auf.«
    »Träum weiter«, äffte sie ihn nach.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Ich möchte, dass du mir den Schlüssel unter der Tür durchschiebst und mir sagst, wo der Autoschlüssel ist.«
    »Wenn ich in der Zivilisation bin, schicke ich jemanden, der dich rauslässt.«
    »Vergiss es«, erklang es und Lucy hörte die Bettfedern quietschen.
    Hatte er sich hingelegt? Das war nicht zu fassen. Er musste sich sicher sein, dass sie ohne ihn nicht aus dem Haus kam. Was im Grunde den Tatsachen entsprach.
    Lucy seufzte. »Okay, was schlägst du vor?«
    »Lass mich raus«, erklang es dumpfer als vorher.
    Er hatte sich wirklich ins Bett gelegt. Er musste doch genauso daran interessiert sein, aus dem Schlafzimmer herauszukommen, wie sie aus dem Haus. Oder nicht?
    Lucy schlug sich an die Stirn. Wie blöd war sie eigentlich? Natürlich war sein Interesse daran nur halb so groß wie ihres. Er brauchte bloß zu warten, bis sein Großvater kam. Wahrscheinlich hatte der ebenfalls einen Schlüssel für die Hütte und wenn er plötzlich in der Tür stand, war alles verloren. Panik machte sich in Lucy breit. Sie durfte nicht untätig herumsitzen. Sie musste Nathan zur Vernunft bringen. Schließlich war sie ihm, bis vor ein paar Tagen, nicht gleichgültig gewesen. Hoffte sie jedenfalls. Oder war das alles gespielt gewesen? Jedes Lächeln? Jede Berührung? Sie schüttelte die Gedanken ab. Sie durfte nicht zurückblicken.
    »Nathan,« verlegte sie sich aufs Bitten. »Gib mir den Schlüssel. Lass mich gehen. Ich verspreche dir, dass ich euch nicht in die Quere komme.«
    Schweigen antwortete ihr.
    »Hörst du mich?«
    »Lass mich raus.«
    »Das kann ich nicht, das muss selbst dir klar sein. Ihr habt versucht, mich umzubringen.«
    »Lucy, ich habe das Feuer nicht gelegt. Ich war es, der dich gerettet hat. Wenn ich dich töten wollte, hätte ich es längst getan. Oder glaubst du, ich hätte mich seelenruhig neben dich ins Bett gelegt?«
    Seine Worte entbehrten nicht einer gewissen Logik, gab Lucy zu. »Ich kann dir nicht glauben. Du stehst auf der falschen Seite.«
    »Das mag sein. Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht möchte, dass dir etwas zustößt. Ja, ich finde es richtig, dass der Bund die Bücher schützt. Aber ich finde es falsch, was mein Großvater deinen Eltern angetan hat und Madame Moulin und dem Vikar. Ich hatte keine Ahnung, Lucy. Das musst du mir glauben. Er ist skrupellos. Verstehst du? Wenn du dir nicht von mir helfen lässt, wird er dich finden. Er hat

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