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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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siehst sie schon noch früh genug wieder«, lenkte sie ein.
    »Wenn ihr nichts zustößt«, sagte er.
    »Wir müssen einfach das Beste hoffen.«
     
    *********
     
    Zwei Tage später stand Lucy um halb drei in der Nähe des vereinbarten Treffpunktes. Immer wieder sah sie auf ihre Uhr. Sie wusste, dass sie zu früh war und trotzdem trat sie ungeduldig von einem Bein auf das andere. Bei ihrem ersten Besuch im Sommer war hier die Hölle los gewesen. Jetzt im Spätherbst sah das Bild deutlich anders aus. Das hatte sie bei ihrer Planung nicht bedacht. Aber auch so waren noch mehr Menschen unterwegs, als dies bei dem Wetter normalerweise in Kleinstädten der Fall war. Bisher hatte sie keine verdächtigen Gestalten bemerkt, die es eventuell auf sie abgesehen hatten. Vielleicht war ihre Panik übertrieben.
    Auf Stratford-upon-Avon war sie verfallen, weil ihr gemeinsamer Ausflug im Sommer das totale Desaster gewesen war. Zuerst hatten sie ihren Zug verpasst, nachdem Colin verschlafen hatte. Als sie trotzdem auf die letzte Minute zur Vorstellung im Royal Shakespeare Theater eintrafen, hatte Marie festgestellt, dass jemand ihr Portemonnaie mit den Karten geklaut hatte. Auf dem Rückweg hatte zu guter Letzt der Kleinbus des Freundes, der sie mit zurücknehmen wollte, eine Panne gehabt. Sie hatten zwei Stunden mitten in der Nacht im Freien campiert, bis das Auto wieder fahrtüchtig war. Trotzdem hatte sie an dem Tag soviel gelacht wie noch nie in ihrem Leben. Sie war davon ausgegangen, dass Marie sofort wusste, welchen Ausflug sie meinte. Der zweite Grund war, dass es von hier bis nach Cornwall nicht mal eine Tagesfahrt war. Sie hoffte, dass Nathan bei seinem Großvater war. Und dort waren auch die Bücher.
    Wie es Nathan wohl ging, fragte sie sich. Ob er es geschafft hatte, seinem Großvater eine Geschichte aufzutischen, mit der er ihn hatte täuschen können? Dieser Mann hatte es fertiggebracht, seinem eigenen Sohn das Kind zu rauben. Wer weiß, wozu er noch fähig war. Lucy fragte sich nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen, was aus Nathans Eltern geworden war. Nathan war in dem Glauben aufgewachsen, dass seine Eltern ihn verlassen hatten. Er hatte die Nacht, in der er seinen Eltern entrissen worden war, vergessen. Wahrscheinlich war der Schock darüber, plötzlich allein zu sein, zu groß gewesen. Er hatte sich an das einzige Familienmitglied geklammert, das noch da gewesen war. An Batiste. Dass der eigene Großvater ihn praktisch als sein Werkzeug großgezogen hatte, nur um ihn für seine Zwecke zu benutzen, war eine abscheuliche Vorstellung.
    Der Zeiger der Uhr klickte auf zehn Minuten vor drei. Lucy reckte den Kopf, um den Eingang des Theaters besser sehen zu können.
    Maries blonder Lockenkopf tauchte am Ende der Straße auf. Mit zügigen Schritten ging sie auf das Theater zu. Lucy gab ihren Beobachtungsposten erst auf, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass weder Hunde noch riesige Männer Marie auf den Fersen waren. Sie rannte über die Straße und zog ihre Freundin zwischen den anderen Besuchern in das Innere des Theaters. Erst da fiel sie ihr um den Hals.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte Marie, nachdem Lucy sie losgelassen hatte. Lucy entging nicht, dass diese sie aufmerksam musterte.
    »Es ist alles noch dran«, versicherte sie und zog ihre Freundin in die Swan Bar. Die Nachmittagsvorstellung hatte bereits begonnen, und so saßen außer ihnen nur wenige Besucher hier.
    »Du musst mir erzählen, was passiert ist. Und ich soll dir Grüße von Jules und Colin ausrichten. Colin wäre gern selbst gekommen, aber wir haben uns für ein Ablenkungsmanöver entschieden.«
    »Hat euch jemand verfolgt?«, fragte Lucy erschrocken.
    »Ich glaube schon. Da war so ein grauer Wagen hinter uns. Kann natürlich Einbildung gewesen sein. Jules hatte alles genau geplant. Chris hat uns zu Hause abgeholt und dann sind wir nach Oxford gefahren. Da ist Jules ausgestiegen. Von Oxford aus hat sie den nächsten Zug nach irgendwo genommen. Sie wollte an der zweiten oder dritten Haltestelle aussteigen und zurück nach London fahren. Dasselbe hat Colin in Northampton gemacht. Wir dachten, dass Batiste de Tremaine keine vier Leute hat, die uns gleichzeitig verfolgen. Mit mir ist Chris nach London zurück und hat mich in Kings Cross in den Zug gesetzt. Danach ist er zu seinen Eltern nach Ipswich gefahren. Am Anfang folgte uns ein grauer Wagen, haben wir uns jedenfalls eingebildet. Ich habe sonst niemanden bemerkt, der mir gefolgt

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