Gespräche mit Gott - Band 2
Sie macht sich ganz offen die Erkenntnisse über die psychologische Struktur der meisten Menschen zunutze. Sie stellt ganz einfach fest, daß die meisten Menschen aus Eigeninteresse handeln. Also bedeutet Politik die Art und Weise, in der Machtmenschen dich davon zu überzeugen suchen, daß ihr Eigeninteresse dein Eigeninteresse ist.
Regierungen verstehen das Wesen des Eigeninteresses.
Deshalb sind sie sehr gut im Entwurf von Programmen, mit denen die Menschen etwas bekommen.
Ursprünglich hatte eine Regierung nur sehr begrenzte Funktionen. Ihr Zweck bestand ganz einfach im »Bewahren und Schützen«. Dann fügte jemand das »Fürsorgen« hinzu.
Als die Regierungen anfingen, nicht nur Beschützer, sondern auch »Fürsorger« des Volkes zu sein, begannen sie auch, eine Gesellschaft zu erschaffen, statt sie nur zu bewahren.
Aber tun Regierungen nicht einfach nur das, was die Leute wollen? Stellen sie nicht nur die Mechanismen zur Verfügung, mit deren Hilfe die Menschen in gesellschaftlichem Umfang für sich selbst sorgen? In den Vereinigten Staaten zum Beispiel legen wir großen Wert auf die Würde des menschlichen Lebens, auf die individuelle Freiheit, darauf, daß die Menschen eine Chance bekommen, und auf die Unantastbarkeit der Kinder. Wir haben also Gesetze erlassen und die Regierung gebeten, Programme zu entwickeln, die all das sicherstellen: ein Auskommen für ältere Menschen, damit diese nach ihrem Erwerbsleben ihre Würde bewahren können, – gleiche Berufschancen und ein Dach über dem Kopf für alle Menschen – selbst für jene, die anders sind als wir oder mit deren Lebensstil wir nicht einverstanden sind; Gesetze zur Kinderarbeit, die sicherstellen, daß die Kinder der Nation nicht zu Sklaven der Nation werden; Programme, damit keine Familie mit Kindern ohne die Grundbedingungen für ein menschenwürdiges Leben auskommen muß – Nahrung, Kleidung und Obdach.
S OLCHE GESETZE GEBEN ein gutes Bild von eurer Gesellschaft ab. Doch was das Sorgen für die Bedürfnisse der Menschen angeht, so müßt ihr aufpassen, daß ihr sie nicht ihrer größten Würde beraubt: der Ausübung persönlicher Macht, individueller Kreativität und des einzigartigen Erfindungsreichtums, der den Menschen erlaubt festzustellen, daß sie für sich selbst sorgen können. Hier müßt ihr zu einem sehr empfindlichen Gleichgewicht finden. Ihr Menschen scheint nur zu wissen, wie man von einem Extrem ins andere fällt. Entweder wollt ihr, daß die Regierung »alles und jedes« für das Volk tut, oder ihr wollt sämtliche Regierungsprogramme abwürgen und alle Gesetze der Regierung schon morgen abschaffen.
Ja, und das Problem ist, daß es so viele Menschen gibt, die in einer Gesellschaft nicht für sich selbst sorgen können, weil die Gesellschaft in aller Regel die besten Lebenschancen an jene vergibt, die die »richtigen« (oder vielleicht besser gesagt, nicht die »falschen«) Empfehlungen und Beglaubigungen vorzuweisen haben; die in einer Nation nicht für sich selbst sorgen können, weil in dieser Nation die Hauseigentümer nicht an Großfamilien vermieten, die Wirtschaftsunternehmen keine Frauen befördern, Gerechtigkeit zu oft vom Status abhängig ist, Zugang zur Gesundheitsfürsorge auf jene mit ausreichendem Einkommen beschränkt ist und viele andere Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten im breitesten Umfang existieren.
D IE REGIERUNGEN SOLLEN also das Gewissen des Volkes ersetzen?
Nein. Regierungen sind die Äußerung des Gewissens des Volkes. Über und durch die Regierungen trachten, hoffen und beschließen die Menschen, die Mißstände der Gesellschaft zu beheben.
D AS IST GUT gesagt. Doch ich wiederhole, ihr müßt drauf achten, daß ihr nicht selbst in Gesetzen erstickt, mit denen ihr versucht, den Menschen eine Chance zum Atmen zu garantieren!
Ihr könnt Moral und Ethik nicht gesetzlich vorschreiben.
Ihr könnt Gleichberechtigung nicht zwangsweise verordnen.
Was nottut, ist ein im Kollektivbewußtsein stattfindender Wandel, nicht die Erzwingung eines kollektiven Gewissens.
Das Verhalten und alle Gesetze und alle Regierungsprogramme müssen eurem Sein entspringen, müssen wahrhaft widerspiegeln, was-und-wer-ihr-wirklich-seid.
Die Gesetze unserer Gesellschaft spiegeln wider, wer wir sind! Sie sagen jedermann: »So ist es hier bei uns. Das ist es, was wir sind.«
V IELLEICHT IN DEN allerbesten Fällen. In der Mehrheit der Fälle jedoch sind eure Gesetze Ausdruck dessen, was ihr nach Meinung jener, die an der
Weitere Kostenlose Bücher