Gestaendnis im Palazzo der Traeume
nicht so schlimm, wie es jetzt vielleicht den Anschein hat. Komm, setz dich, dann sprechen wir es zusammen mit Gina durch.“
Nicht so schlimm! Verächtlich verzog Sophie das Gesicht. Das galt vielleicht in ihrer reichen, dekadenten Jetset-Welt.
„Nein!“ Sophie schüttelte heftig den Kopf und betrachtete Max zornig von Kopf bis Fuß. Ihr Held, ihr Geliebter, der verlogene hinterhältige Mistkerl hatte tatsächlich den Nerv vorzuschlagen, dass sie sich mit ihm und seiner Geliebten zusammensetzte und redete – worüber? Über eine Dreiecksbeziehung? Karriere hin, väterliche Missbilligung her, Sophie begriff nicht, warum Gina sich überhaupt auf Max’ Spiel einließ.
„Ich habe alles gehört, und es gibt nichts mehr zu sagen. Es war … eine interessante Erfahrung, die ich unter den gegebenen Umständen jedoch nicht fortführen möchte. Es interessiert mich nicht im Geringsten, wie du dir vielleicht unsere gemeinsame Zukunft vorgestellt hast, und da ich glücklicherweise heute festgestellt habe, dass ich keinesfalls schwanger bin, brauchst du dich um nichts mehr zu sorgen als um dich selbst.“ Wie gewöhnlich, hätte sie fast hinzugefügt.
Sie hatte Max wohl nie etwas bedeutet. Und sogar seine Liebe zu Gina war nach Sophies Verständnis keine echte Liebe. Auf einmal begriff sie, dass Max einfach der arroganteste und selbstsüchtigste Mann war, den sie je das Unglück gehabt hatte kennenzulernen.
Nachdem Max ihre Worte gehört hatte, erstarrte er. Für einen Moment glaubte Sophie, einen schmerzlichen Ausdruck in seinen dunklen Augen aufleuchten zu sehen, doch sie musste sich geirrt haben. Denn als er sich ihr zuwandte, war sein Gesicht wie eine Maske aus Stein. „Du bist nicht die, für die ich dich gehalten habe“, erklärte er rau. „Und du hast recht, es gibt nichts mehr zu sagen – außer dass du nicht bis zum Ende der Woche bleiben musst. Bitte, tu mir den Gefallen, und pack so bald wie möglich deine Sachen. Ich sorge dafür, dass dein Flugticket schon heute Abend an der Rezeption für dich bereitliegen wird.“
Als Sophie heute an diese Abschiedsszene zurückdachte, sah sie wieder das feindselige Aufleuchten in Ginas Augen und den eiskalten Zorn in Max’ Gesicht. Warum ließ die Erinnerung daran sie nicht los? Die beiden hatten einander offensichtlich verdient, und sie sollte sich freuen, diesen Menschen entkommen zu sein. Und was die Möglichkeit anging, sich mit Max zum Mittagessen zu treffen – das war mehr als unwahrscheinlich! Mit diesem trotzigen Gedanken schlief sie endlich ein.
Doch Sophies Trotz schwand, als Max am Ende der Vormittagskonferenz im Foyer auftauchte, wo sie in ein Gespräch mit dem Organisator Tony Slater versunken war.
„Sophie.“ Er nickte ihr zu und reichte Tony die Hand. „Schön, Sie wiederzusehen, Tony. Tut mir leid, dass ich es nur zum Galadinner gestern geschafft habe und nicht zur Konferenz, aber wie ich gehört habe, war sie ein großer Erfolg. Ich glaube, es sind einige sehr positive Gedanken formuliert worden. Vielleicht können wir uns irgendwann einmal zusammensetzen und die Sache weiter besprechen?“
Sophie verschlug es die Sprache. Was für eine Frechheit! Max unterbrach nicht nur einfach ihr Gespräch –nein, Tony Slater strahlte auch noch über das ganze Gesicht, als könne er es nicht fassen, dass der große Max Quintano ihm ein Treffen unter vier Augen vorschlug!
„Ja, das wäre großartig“, erwiderte Tony jetzt auch noch begeistert, sehr zu Sophies Missfallen.
Mit einem triumphierenden Blick in ihre Richtung erklärte Max Tony: „Sophie und ich sind alte Freunde, und ich habe sie zum Mittagessen eingeladen. Soweit ich informiert bin, finden heute Nachmittag nur noch die Abschlussreden statt. Tun Sie mir doch den Gefallen, und entschuldigen Sie Sophie bei den Teilnehmern, für die sie dolmetscht. Ich würde ihr gern noch etwas von Venedig zeigen, bevor sie morgen abreist.“ Er zog seine Visitenkarte aus der Tasche. „Hier ist meine Nummer. Rufen Sie mich morgen früh an, damit wir ein Treffen arrangieren können.“
Sophie protestierte. Immerhin hätte sie bei ihren Klienten einen Vertrag zu erfüllen, aber Tony winkte ab und versprach, das mit ihren Klienten zu klären und einen Ersatz für sie zu besorgen. Bevor Sophie sich versah, hatte Max sie bereits untergehakt und führte sie aus dem Hotel. Eine männliche Intrige, dachte Sophie verbittert, während ihr Tonys gute Wünsche, das Essen mit Max zu genießen, noch in den Ohren
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