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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
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zurück. Der neue Skipper respektierte ihr Schweigen und ließ sie in Ruhe.
    Sie würde bald Kap Hoorn umrunden. Noch vor Kurzem wäre sie deshalb total aufgeregt gewesen. Doch nun gehörte diese Umseglung einfach nur zu dem Vertrag, den sie erfüllte, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren würde.

6. KAPITEL
    Gleich am ersten Tag nach seiner Rückkehr machte sich Ramón auf den Weg zu Philippe. Er wollte sich davon überzeugen, dass der Junge wirklich in bester Obhut war.
    Señor Rodriguez stellte ihm die Pflegeeltern Consuela und Ernesto vor, die fünfzehn Autominuten vom Palast entfernt einen Bauernhof bewirtschafteten. Natürlich waren sie etwas nervös, da sie nicht wussten, was dieser Besuch zu bedeuten hatte.
    â€žUnd das ist Philippe“, meinte der Anwalt dann.
    Der Kleine war blass und hatte große Augen, in denen sich sein ganzes Elend spiegelte. Der Anblick weckte in Ramón schmerzliche Erinnerungen. Der Fünfjährige litt offenbar genauso wie er damals beim Tod seines Vaters.
    â€žIch freue mich, Sie kennenzulernen“, sagte der Junge wie auswendig gelernt und hob seinen dünnen Arm, sodass man ihm die Hand schütteln konnte. Als Ramón sie umschloss, spürte er, wie das Kind leicht zusammenzuckte.
    â€žWir haben schon viel Gutes über Sie gehört“, wandte sich Consuela an ihn. Die rundliche Frau mit der warmherzigen Ausstrahlung schien von seinem Titel nicht eingeschüchtert zu sein. Oder sie überwand ihre Scheu, weil ihre Sorge Philippe galt. „Dieses Kerlchen hatte Angst vor Ihrem Besuch“, erzählte sie, während sie den Kleinen auf den Arm nahm, damit er mit Ramón auf Augenhöhe war. „Aber wir haben ihm erklärt, er solle in Ihnen seinen großen Vetter sehen. Einen Freund. Ist das nicht so, Eure Hoheit?“
    Fast schon herausfordernd begegnete sie seinem Blick. Ramón wusste sofort, warum Sofía sie als Pflegemutter ausgesucht hatte. Sie war eine Glucke und würde ihr Küken nach besten Kräften verteidigen.
    â€žPhilippe hat Heimweh nach dem Palast.“ Consuela klang beinahe aggressiv. „Außerdem vermisst er seine Katze.“
    â€žDu hast eine Katze?“
    â€žJa“, antwortete der Junge leise.
    â€žEs gibt viele Katzen im Palast“, mischte sich Señor Rodriguez wenig hilfreich ein, und Ramón seufzte.
    Was war bloß zuweilen mit den Erwachsenen los? Hey, du bist selbst einer, dachte er im nächsten Moment. Sicher konnte er etwas für den Kleinen tun. Allerdings würde er ihn nicht zurück in den Palast holen.
    Und während er Philippe betrachtete, wurden Erinnerungen aus seiner Kindheit in ihm wach. Wie er mit seinem Vater in die beeindruckende Eingangshalle gekommen war und dessen Hand fest gedrückt hatte, als die Pracht ihn zu überwältigen drohte.
    â€žDu musst keine Angst haben. Es wird Zeit, dass du deinen Großvater und deinen Onkel kennenlernst“, hatte sein Vater ihn beruhigt.
    Seine Mutter hatte ihm später den Grund genannt, warum entschieden worden war, dass er seinen Vater begleiten sollte. Man hatte geglaubt, dass der Fürst den Enkel, der ihm so sehr ähnelte, nicht zurückweisen würde. Welch ein Irrtum!
    Der Besuch war ein totales Fiasko gewesen. Irgendwann in der Nacht, als er einsam und ängstlich wach in einem riesigen Bett gelegen hatte, war sein Vater gestorben.
    Vermutlich würde er nie vergessen, wie gleichgültig sein Großvater auf den Tod des eigenen Sohnes und den Kummer des Enkels reagiert hatte. Mit eisiger Stimme hatte er den Bediensteten am nächsten Morgen befohlen: „Schafft ihn fort!“
    Welch schreckliche Anordnung! Aber wie viel schlimmer wäre es erst gewesen, hätte er ihn zu bleiben gezwungen. So wie er jetzt quasi gezwungen worden war, in den Palast zurückzukehren.
    Doch Philippe musste nicht dorthin zurück. Er war frei. Nur galt es jetzt, dafür zu sorgen, dass er sich über diese Freiheit freuen konnte und ein glückliches Kind wurde.
    â€žErzähl mir von deiner Katze.“ Ermutigend lächelte er den Jungen an.
    Philippe schluckte zweimal. „Sie ist klein“, antwortete er dann kaum verständlich. „Die anderen Katzen tun ihr weh. Irgendeine hat sie ins Ohr gebissen. Sie kann sich nicht gegen sie wehren, denn sie ist nicht stark. Papà hat mir verboten, sie nach drinnen zu holen. Deshalb lebt sie in den Ställen. Doch

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