Gestaendnis unter suedlicher Sonne
zurück. Der neue Skipper respektierte ihr Schweigen und lieà sie in Ruhe.
Sie würde bald Kap Hoorn umrunden. Noch vor Kurzem wäre sie deshalb total aufgeregt gewesen. Doch nun gehörte diese Umseglung einfach nur zu dem Vertrag, den sie erfüllte, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren würde.
6. KAPITEL
Gleich am ersten Tag nach seiner Rückkehr machte sich Ramón auf den Weg zu Philippe. Er wollte sich davon überzeugen, dass der Junge wirklich in bester Obhut war.
Señor Rodriguez stellte ihm die Pflegeeltern Consuela und Ernesto vor, die fünfzehn Autominuten vom Palast entfernt einen Bauernhof bewirtschafteten. Natürlich waren sie etwas nervös, da sie nicht wussten, was dieser Besuch zu bedeuten hatte.
âUnd das ist Philippeâ, meinte der Anwalt dann.
Der Kleine war blass und hatte groÃe Augen, in denen sich sein ganzes Elend spiegelte. Der Anblick weckte in Ramón schmerzliche Erinnerungen. Der Fünfjährige litt offenbar genauso wie er damals beim Tod seines Vaters.
âIch freue mich, Sie kennenzulernenâ, sagte der Junge wie auswendig gelernt und hob seinen dünnen Arm, sodass man ihm die Hand schütteln konnte. Als Ramón sie umschloss, spürte er, wie das Kind leicht zusammenzuckte.
âWir haben schon viel Gutes über Sie gehörtâ, wandte sich Consuela an ihn. Die rundliche Frau mit der warmherzigen Ausstrahlung schien von seinem Titel nicht eingeschüchtert zu sein. Oder sie überwand ihre Scheu, weil ihre Sorge Philippe galt. âDieses Kerlchen hatte Angst vor Ihrem Besuchâ, erzählte sie, während sie den Kleinen auf den Arm nahm, damit er mit Ramón auf Augenhöhe war. âAber wir haben ihm erklärt, er solle in Ihnen seinen groÃen Vetter sehen. Einen Freund. Ist das nicht so, Eure Hoheit?â
Fast schon herausfordernd begegnete sie seinem Blick. Ramón wusste sofort, warum SofÃa sie als Pflegemutter ausgesucht hatte. Sie war eine Glucke und würde ihr Küken nach besten Kräften verteidigen.
âPhilippe hat Heimweh nach dem Palast.â Consuela klang beinahe aggressiv. âAuÃerdem vermisst er seine Katze.â
âDu hast eine Katze?â
âJaâ, antwortete der Junge leise.
âEs gibt viele Katzen im Palastâ, mischte sich Señor Rodriguez wenig hilfreich ein, und Ramón seufzte.
Was war bloà zuweilen mit den Erwachsenen los? Hey, du bist selbst einer, dachte er im nächsten Moment. Sicher konnte er etwas für den Kleinen tun. Allerdings würde er ihn nicht zurück in den Palast holen.
Und während er Philippe betrachtete, wurden Erinnerungen aus seiner Kindheit in ihm wach. Wie er mit seinem Vater in die beeindruckende Eingangshalle gekommen war und dessen Hand fest gedrückt hatte, als die Pracht ihn zu überwältigen drohte.
âDu musst keine Angst haben. Es wird Zeit, dass du deinen GroÃvater und deinen Onkel kennenlernstâ, hatte sein Vater ihn beruhigt.
Seine Mutter hatte ihm später den Grund genannt, warum entschieden worden war, dass er seinen Vater begleiten sollte. Man hatte geglaubt, dass der Fürst den Enkel, der ihm so sehr ähnelte, nicht zurückweisen würde. Welch ein Irrtum!
Der Besuch war ein totales Fiasko gewesen. Irgendwann in der Nacht, als er einsam und ängstlich wach in einem riesigen Bett gelegen hatte, war sein Vater gestorben.
Vermutlich würde er nie vergessen, wie gleichgültig sein GroÃvater auf den Tod des eigenen Sohnes und den Kummer des Enkels reagiert hatte. Mit eisiger Stimme hatte er den Bediensteten am nächsten Morgen befohlen: âSchafft ihn fort!â
Welch schreckliche Anordnung! Aber wie viel schlimmer wäre es erst gewesen, hätte er ihn zu bleiben gezwungen. So wie er jetzt quasi gezwungen worden war, in den Palast zurückzukehren.
Doch Philippe musste nicht dorthin zurück. Er war frei. Nur galt es jetzt, dafür zu sorgen, dass er sich über diese Freiheit freuen konnte und ein glückliches Kind wurde.
âErzähl mir von deiner Katze.â Ermutigend lächelte er den Jungen an.
Philippe schluckte zweimal. âSie ist kleinâ, antwortete er dann kaum verständlich. âDie anderen Katzen tun ihr weh. Irgendeine hat sie ins Ohr gebissen. Sie kann sich nicht gegen sie wehren, denn sie ist nicht stark. Papà hat mir verboten, sie nach drinnen zu holen. Deshalb lebt sie in den Ställen. Doch
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