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Gestern, heute - jetzt

Gestern, heute - jetzt

Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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hatte irgendetwas an sich, was ihm vertraut vorkam. Etwas, das Rafael nicht einordnen konnte.
    Schweigend beobachtete er, wie sich der ältere Mann streckte. Innerlich machte sich Rafe auf einen Schlag gefasst. Endlich redete der Mann.
    „Mein Name ist Etienne de Morsay. Ehemann der kürzlich verstorbenen Mariette Sulemon d’Ardennes. Sohn von Francisco de Morsay. Enkel von Pieter. Urenkel von Alain. Ich bin der regierende König von Maracey, und du, Rafael Francisco Pieter Alexander, bist mein Sohn.“
    Rafael starrte ihn an. Hart. Diese Augen. Der große, muskulöse Körperbau. Gott steh ihm bei, dieses Gesicht. Er sah eine Kopie dieses Gesichts, dieser Statur und dieser Augen jeden Morgen, wenn er in den Spiegel blickte. Benommen schüttelte er den Kopf. Nein.
    „Doch“, sagte Etienne.
    „Nein. Harrison Alexander ist mein Vater.“
    „Nein“, widersprach Etienne sanft.
    Rafael nahm den Schlag schweigend hin. So ein tiefer, vernichtender Schlag. Wusste Harrison es? Gabrielle? Es war wie ein Messerstich in seine Brust. Gabrielle hatte es gewusst. Und Simone … Simone hatte es auch gewusst. Zorn erfasste ihn – stark und glühend. Er drehte sich zu ihr um und sah es in ihren Augen. „Du wusstest es.“ Seine Stimme zitterte. Der Schmerz war unerträglich. „Du wusstest es.“
    „Nein.“ Sie schien den Tränen nahe. Mein Gott, wie sehr er die Frauen und ihre Tränen und ihre Doppelzüngigkeit satt hatte!
    „Du wusstest es. Deshalb war meine Gesellschaft plötzlich akzeptabel nach all diesen Jahren des Schweigens. Deshalb hast du mein Bett geteilt. Du dachtest, ich wäre ein gottverdammter Prinz!“
    „Nein! Rafael, ich schwöre …“
    „Du wolltest gehen“, unterbrach er sie harsch. „Also tu es.“
    Simone starrte ihn verzweifelt an. Ihre dunklen Augen stachen aus dem unnatürlich bleichen Gesicht hervor, während sie eine Hand nach ihm ausstreckte. „So war es nicht.“
    „Nicht“, fuhr er sie an. Wenn sie ihn berührte, würde er zusammenbrechen. „Fass mich nicht an. Geh einfach.“
    „Du bist ein Narr, Rafael Alexander Pieter, wer auch immer du bist“, stieß sie heftig hervor, ließ die Hand sinken und griff nach ihrer Tasche. Sie warf den beiden Männern einen funkelnden Blick zu. „Ihr seid beide Narren.“
    Rafe blickte ihr hinterher. Sie war wunderschön in ihrem Zorn. Die Leere, die durch ihren Weggang entstand, war grenzenlos.
    „Das hättest du nicht tun sollen“, sagte der Mann neben ihm.
    „Wer zur Hölle hat Sie gefragt?“ Seine Wut fand ein neues Ziel, diesmal das richtige. „Wer sind Sie, dass Sie mir sagen wollen, was ich tun und lassen soll?“ Zorn und Verzweiflung hielten ihn fest im Griff. „Ich will Ihnen eines sagen, Sie verdammter königlicher Bastard. Sie sind nicht mein Vater. Mir ist völlig egal, was Sie mit Bluttests beweisen können. Ich kenne Sie nicht. Sie sind mir völlig egal. Und ich habe nicht vor, jemals Ihr Sohn zu sein.“
    Simones Gepäck war aus dem Wagen verschwunden, als der Page ihn auf Rafes Bitten hin vorfuhr. Sie hatte es vor kaum zehn Minuten abgeholt, verriet ihm der junge Mann. Den Portier hatte sie gebeten, ihr ein Taxi zu rufen. Sie schien sehr in Eile gewesen zu sein.
    Nervös blickte der Hotelangestellte Rafe an, dessen Gefühlsaufruhr scheinbar überdeutlich war. Ängstlich fragte der junge Mann, ob er das Richtige getan hätte.
    „Alles in Ordnung. Kein Problem“, murmelte Rafael, ehe er die Schlüssel nahm und zu seinem Wagen ging. Er kannte den Namen ihres Hotels. Er wusste, wann sie am nächsten Tag zurückfliegen würde. Er hätte sie finden können. Mit ihr reden. Zu ihr gehen.
    Aber er tat es nicht.
    Auch wenn Simone von seiner Beziehung zu Etienne de Morsay gewusst – oder es zumindest geahnt – hatte, sie trug keine Schuld an den Lügen, die zu dieser Situation geführt hatten. Nein, das ging allein auf Josiens Konto. Josien, die ihn jeden Tag seines elenden Lebens gehasst hatte, und jetzt wusste er auch endlich, warum. Der uneheliche Sohn eines Königs, der sie im Stich gelassen hatte.
    Der uneheliche Sohn mit den Augen seines Vaters, und Gott allein wusste, was er noch alles von dem Mann geerbt hatte. Arroganz und Ehrgeiz, die Josien ihm mit Schlägen hatte austreiben wollen? Seine grimmige, kalte Intelligenz? Stammte all das von Etienne de Morsay?
    Josien musste es wissen, doch für ihn war Josien tot. Jetzt noch mehr als zuvor.
    Gabrielle hatte es gewusst. Aus irgendeinem Grund hatte sie es gewusst, doch sie hielt

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