Gestern, heute - jetzt
Australien begleite oder wohin auch immer es dich verschlägt, dann musst du mir etwas anderes anbieten.“
„Ich biete dir an, diesem Kind ein Vater zu sein“, erklärte er rau. „Willst du heiraten? Ist es das?“ Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken. „Ich … das wäre möglich.“
„Du verstehst es einfach nicht, oder?“, versetzte sie ruhig. „Biete mir etwas anderes an.“
Er hätte es getan, doch er besaß nichts anderes, was er ihr geben konnte. „Hättest du gern den Welpen?“
Da lachte sie, nur dass es eher wie ein Schluchzen klang. „Rafael, warum bist du hier?“
„Weil ich diesem Baby gegenüber eine Verantwortung trage und dir gegenüber auch. Außerdem werde ich nicht tatenlos zusehen, wie sich meine Geschichte wiederholt. Ich bin nicht wie er, Simone. Ich bin es nicht!“
Tränen sammelten sich in ihren wunderschönen braunen Augen. Rasch blinzelte sie sie fort und schaute zur Seite. „Ich kann das nicht“, wisperte sie.
„Simone, bitte.“ Der Welpe saß wieder zu seinen Füßen. Er hob ihn hoch, klemmte ihn unter den Arm und ging auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen, allerdings ohne sie zu berühren, denn wenn er das täte, würde er sie nicht mehr loslassen. „Ich versuche, das zu sein, was die Leute von mir erwarten, und es macht mich verrückt. Nichts scheint mehr real zu sein. Weder die Vergangenheit noch das Leben, das ich in Maracey führe. Auch nicht die Arbeit, die mich einst so erfüllt hat.“ Er holte tief Luft. „Nicht mal dieses Baby.“
Da schloss sie die Augen. „Mein Baby ist real“, flüsterte sie.
„Für dich vielleicht. Bitte, Simone. Vor Jahren habe ich hier vor dir gestanden und dir alles angeboten, was ich hatte – es war nicht genug. Es ist immer noch nicht genug – meinst du, ich wüsste das nicht? Aber was kann ich sonst tun?“
„Rafael, ich …“
„Bitte.“ Er konnte in dieser Hinsicht nicht anders. „Komm mit mir nach Maracey. Wir finden eine Lösung. Komm einfach … Glaub an mich. Bitte. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
Er versteht es einfach nicht, dachte sie, und ihr Herz weinte erneut um ihn. Er versteht nicht, wie viele Menschen bereits an ihn glauben und ihn lieben.
Er denkt tatsächlich, er wäre allein.
„Also gut“, sagte sie, streichelte den Welpen auf seinem Arm und fragte sich, warum er den Hund Ruby genannt hatte. Als Rafe ihr sanft über die Wange strich und ihr eine Haarsträhne hinters Ohr steckte, verlor sie erneut ihr Herz an ihn. Simone ergriff seine Hand, presste sie mit einem zittrigen Lächeln an ihre Lippen, ließ sie dann sinken und trat einen Schritt zurück. Wenn sie ihn jetzt in die Arme schloss, dann würde sie ihn nie mehr loslassen. „Lass mich hier erst Ordnung schaffen.“
„Und dann?“
Rafe stand da in ihrem Garten – so verloren, so darauf gefasst, zurückgewiesen zu werden. Wie in aller Welt sollte sie einen derart verletzten, müden Krieger davon überzeugen, dass er sich auf sie stützen, dass er sie vielleicht eines Tages an sich heranlassen konnte? „Und dann komme ich mit dir nach Maracey.“
8. KAPITEL
Rafael brachte den Wagen neben einem kleinen Dorfpark zum Stehen. Simone unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen. Sie hatten die vergangenen zwei Tage auf der Straße verbracht und abends in kleinen Pensionen übernachtet. Wenn sie ihr Spanisch nicht im Stich ließ, dann hatte das Schild, das sie gerade passiert hatten, zu bedeuten, dass sie sich jetzt in Maracey befanden. Doch anstatt gleich zum Weingut durchzufahren, hielt Rafael erneut an.
Gleich würde er sie fragen, ob sie sich die Beine vertreten wolle oder ob sie zur Toilette müsse, ob sie vielleicht etwas trinken oder essen mochte. Er würde sie ansehen, als wäre sie aus Glas, woraufhin sie zurückstarren würde, als hätte er den Verstand verloren.
Denn das war ganz offensichtlich der Fall.
„Warum halten wir?“, fragte sie zuckersüß. „Schon wieder?“
„Pinkelpause für den Welpen“, erwiderte er.
Der Welpe lag zusammengerollt zu Simones Füßen und schlief.
Rafael stieg aus dem Wagen und ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen, ehe er ihn wieder auf Simone richtete. „Möchtest du einen kleinen Spaziergang machen? Etwas trinken? Etwas essen?“
Eine nette Frau hätte Nein gesagt, und dass es ihr gut gehe, denn sie hatte erst vor weniger als zwei Stunden gegessen, getrunken und sich die Beine vertreten. Nur eine schreckliche Frau würde einen Mann auf die Suche nach einem exotischen
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