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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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gegeben?«
    Biggi schaute zu Boden. Dort saßen drei kleine Stadtspatzen, einer davon nass, und warteten darauf, irgendwelche Krümel zugeworfen zu bekommen. Aber zu Apfelschorle wurden im Café am Markt keine Kekse gereicht.
    »Nein«, sagte Biggi. »Ich hab’s gelesen. Im Bus auf der Rückfahrt vom Gastspiel in Ettlingen. Seitdem weiß ich nicht mehr ein noch aus.«
    Seifferheld wäre beinahe aufgesprungen, hätte Biggi gepackt und sie so lange geschüttelt, bis sie in ganzen, kohärenten Sätzen den Inhalt des Tagebuches ausspuckte.
    »Gibt es darin Hinweise auf ihren Mörder?«, fragte er stattdessen mit mühsam beherrschter Stimme.
    Die Apfelschorle kam.
    Biggi trank mit hastigen Schlucken das Glas leer.
    Seifferhelds Nasenflügel fingen an zu vibrieren. Er stand kurz vor einem Aufregungsinfarkt.
    »Salina hat hier in Hall offenbar mit mehreren Männern geschlafen und …« Biggi schluckte schwer. »Und sie hat alle drei erpresst.«
    Phan-tas-tisch!
    Jetzt mussten die Kollegen nur noch die Alibis dieser Männer überprüfen, und der Fall war gelöst! Morde waren zu zwei Dritteln Beziehungstaten. Und wenn zur Beziehung noch Erpressung kam, war der Fall kristallklar. Kein Zweifel, einer der Kerle hatte die schöne Schauspielerin auf dem Gewissen.
    Jetzt musste er Biggi nur noch nach den Namen der drei Männer fragen. »Und mit wem …«, fing er an.
    Just in diesem Moment trat Regisseur Vince Miller an den Tisch.
    Biggi zuckte regelrecht zusammen, stieß mit dem Ellbogen an den Tisch, verschüttete dabei einen Teil von Seifferhelds noch unangerührter Apfelschorle.
    Auf den ersten Blick machte Miller keinen einschüchternden Eindruck. Er trug ein neckisch geblümtes Hawaiihemd zum karierten Schottenrock und einen Tick zu viel Schmuck.
    »Biggi, ich muss dich kurz sprechen! Die Tanznummer und die Songs hast du echt gut drauf, aber bei den Sprechpassagen hapert es noch.« Er sprach in einem seltsam melodiösen Singsang. Seifferheld war nicht sicher, ob das ein ausländischer Dialekt war oder ein schwuler Manierismus.
    Biggi sprang auf. »Ja, klar.« Sie lief Miller in Richtung Marktplatz hinterher.
    »Aber …«, rief Seifferheld.
    »Danke für die Schorle. Ich bringe Ihnen das Buch morgen früh zur Probe mit, okay?«
    Er sollte bis morgen warten? Nicht mit ihm. Seifferheld schnappte sich seinen Stock und seinen Hund und humpelte den beiden hinterher. Er kam nicht weit.
    »Macht dreizehn Euro fünfzig.«
    Die junge Servicekraft materialisierte sich mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn direkt vor ihm, in Höhe des städtischen Prangers, an dem man im Mittelalter Missetäter mit fauligem Gemüse beworfen hatte. So streng, wie sie ihn ansah, durfte er davon ausgehen, dass sie das auch mit ihm vorhatte, falls er sich als Zechpreller erweisen sollte. Seifferheld fingerte nach seinem Geldbeutel. Er musste lange fingern und geriet dabei ordentlich ins Schwitzen. Dann fiel ihm wieder ein, dass er den Geldbeutel ja vorsorglich auf den Tisch gelegt hatte.
    Bis Seifferheld endlich bezahlt hatte, waren Biggi und der Regisseur längst verschwunden.

9. Szene
    (Dienstagabend, Gasthaus Sonne, Nebenzimmer)
Aus dem Polizeibericht
Gestern Mittag versuchte eine Unbekannte, eine 91-Jährige in der Brüdergasse um ihr Erspartes zu bringen. Die Frau meldete sich telefonisch bei der Seniorin, gab sich als deren Nichte aus und bat dringend um 2000 Euro, die sie kurz darauf persönlich abholen wollte. Die rüstige alte Dame wurde misstrauisch, nicht zuletzt deshalb, weil sie keine lebenden Nichten mehr hatte, und informierte die Polizei. Zu einer Geldübergabe kam es nicht. Die Betrügerin muss Lunte gerochen haben und tauchte gar nicht erst auf.
Die Qualität des Essens in einem Restaurant steht in umgekehrtem Verhältnis zur Schönheit der Aussicht. (James Beard)
    Mord-zwo-Stammtisch.
    Sie saßen wie immer im Nebenzimmer des Gasthauses Sonne in der Gelbinger Gasse, wo man als Ausblick die eierschalengelbe Hauswand von gegenüber bewundern konnte. Was bedeutete, dass das Essen umso leckerer war.
    Wie immer gab es Kutteln.
    Und wie immer saßen Seifferheld, Wurster, Van der Weyden, Drombrowski und Bauer zwo am Tisch, und Onis lag darunter.
    Mittlerweile kamen sie schon so lange in die Sonne, dass die Stühle sich ihrem verlängerten Rücken angepasst zu haben schienen. Von Männerhintern blank poliert und in die perfekte Passform gescheuert.
    Die Wirtin musste auch nicht mehr fragen, was die Herren bestellen wollten. Sie

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