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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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nur um ein Billignegligé aus Polyester handelte, wahrscheinlich in China von Kleinkindern mundgeklöppelt. Ihre Haut war zwar faltenlos, aber ledrig. Auf der Treppe war ihm die Schauspielerin sehr viel schöner vorgekommen, edler, besser. Aber das war ja ihr Job: den schönen Schein zu verkaufen.
    »Ach, geben Sie es doch endlich zu, Sie betreiben Katastrophentourismus. Ist doch völlig normal. Sie wollten sehen, wo ein Mensch starb.«
    Seifferheld widersprach nicht. »Waren Sie in der Mordnacht hier im Haus?«
    Sie zog eine Zigarette aus … ja, woraus eigentlich, das Negligé lag hauteng an und schien nichts zu verbergen. Gleich darauf waberte eine süßliche Rauchwolke ins Bad.
    »Wir waren in der Mordnacht alle hier. Warum? Wollen Sie wissen, ob es einer von uns war?«
    »Ich wollte vor allem wissen, wie die letzten Stunden von Salina Tressler aussahen.«
    Die Vilenti lachte heiser. »Meine Güte, Sie halten wirklich nicht hinter dem Berg mit Ihren perversen Neigungen. Morbide. Aber das gefällt mir.«
    Seifferheld ließ das unkommentiert im Raum stehen. Ein Raum, der zunehmend nach Zigarettenrauch stank. Was er nicht ausstehen konnte. Schließlich war er ehemaliger Raucher, und nicht nur die Frauen in seiner Familie neigten zum Militantismus, wenn es um ihre Überzeugungen ging.
    »Also, lassen Sie mich nachdenken.« Die Vilenti hob den Blick zur Decke. »Fällt mir etwas schwer, wir sind erst um halb drei mit dem blöden Tourbus zurückgekommen. Ich bin völlig groggy. Und nachher um zehn ist schon wieder Probe. Eine einzige Schinderei, kann ich Ihnen sagen. Und wofür? Über die Premiere haben gerade mal irgendwelche süddeutschen Blätter berichtet. Kein überregionales Fernsehen, nichts. Das bringt mich doch null weiter.«
    Sie kam vom Weg ab. Er lenkte sie zurück.
    »Die Mordnacht?«
    Paff, paff, machte der rote Kussmund.
    »Wir haben bis in die Puppen gegrillt und diesen Freilichtspielwein gebechert. Der übrigens erstaunlich deliziös ist. Dann sind alle ins Bett. Bis auf Biggi und Roger. Die haben es im Nachbargarten al fresco getrieben. Und diesen Lichttechniker, diesen Denis, habe ich auch noch herumlungern sehen. Er ist in Biggi verschossen. Es muss also einer von den dreien gewesen sein. Außerdem schlafe ich gleich am Treppenkopf, und die Treppe knarzt höllisch. Hätte sich jemand in der Nacht herumgeschlichen, ich hätte es mitbekommen.«
    Paff, paff.
    »Ist denn keiner der drei zurück auf sein Zimmer?«
    »Hier unten gibt es nur zwei große Wohnheimzimmer. Eines davon gehörte der Dressler, im anderen ist Roger untergebracht. Ich gehe mal davon aus, dass Biggi und Roger die zweite Runde abseits vom pieksenden Gras in seinem Bett durchgezogen haben, deswegen kam sie nicht nach oben. Und dieser Denis wohnt nicht hier, der hat ein Zimmer auf der anderen Flussseite, gleich neben dem Friedhof. Das passt auch. Er ist Grufti.«
    Die Vilenti paffte perfekt gerundete Rauchkringel. Giotto, der italienische Maler, er ruhe selig, hätte es nicht besser gekonnt.
    Sie setzte einen nachdenklichen Blick auf und schaute wie in weite Ferne. So stellte sie sich offenbar einen Denker vor. »Wie ich hörte, soll er zu der Tanke vorn an der Brücke gegangen sein, um nachzutanken, also Bier, keinen Sprit, und dann kam er offenbar noch mal wieder. Wieso kam der noch mal, das fragt man sich, nicht wahr?« Sie sah Seifferheld an. »Er hat dann auch die Tressler gefunden. Wenn Sie mich fragen, hat der die ganze Zeit nur so getan, als sei er scharf auf die Biggi. In Wirklichkeit hatte er es auf die Tressler abgesehen, aber die spielte natürlich in einer völlig anderen Liga. Glauben Sie mir, der hätte doch sonst viel eifersüchtiger auf Biggi und Roger reagiert. Nee, der war hinter der Tressler her. Er kommt zum Rippberg, findet sie im Bad vor, erklärt sich ihr, sie weist ihn lachend ab« – die Vilenti lachte abweisend –, »und schwupps, schneidet er ihr die Kehle durch.«
    Seifferheld verdaute erst einmal, was die Vilenti ihm da mit ihrer rauchigen Stimme erzählt hatte. Unerwiderte Leidenschaft? Eine Tat im Affekt? Aber eine durchgeschnittene Kehle, das machte man nicht mal eben mit dem Schweizermesser aus der Hosentasche. Sollte er die Ablehnung vorausgeahnt und ein großes Fleischermesser mitgebracht haben? Unwahrscheinlich.
    »Vielen Dank, das hilft mir jetzt schon weiter«, sagte er trotzdem.
    »Ach ja? Und was nun? Wollen Sie sich ein paar ihrer Haare aus dem Abfluss der Wanne fischen und sie zu Hause in

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