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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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bestellten grundsätzlich immer das Gleiche: Kutteln mit Bratkartoffeln und Mohrenköpfle-Bier bis zum Abwinken.
    Seifferheld öffnete die Lippen.
    »Wir reden nicht über den Fall der toten Schauspielerin«, schnitt Van der Weyden ihm das Wort ab. »Frau Bauer hat uns ausdrücklich den Mund verboten.«
    »Absolutes Redeverbot. In diesem Zusammenhang fiel auch dein Name«, setzte Wurster noch eins drauf.
    »Ich bitte euch, Jungs, sie wird es nie erfahren«, wandte Seifferheld ein. »Wer sollte es ihr sagen?«
    Alle Köpfe wandten sich Bauer zwo zu.
    Bauer zwo war der Assistent von Gesine Bauer. Er hieß Bauer zwo, weil er – wie die Polizeichefin – Bauer hieß. Er war aber mit ihr weder verwandt noch verschwägert. Das betonte Frau Bauer bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Mit Bauer zwo wollte man auch weder verwandt noch verschwägert sein. Er war ein Idiot. Ein Idiot mit Aknenarben, wofür er nichts konnte, und Minipli-Dauerwelle, wofür er sehr viel konnte. Bei jedem Wetter trug er eine lila Motorradlederkluft, in der sich – in diesen sonnigen Frühsommertagen – zweifelsohne ein eigenes Biofeuchtklima entwickelte. Wenn er mal wieder Bockmist gebaut hatte oder einfach seinen ganz alltäglichen Unsinn absonderte, pflegte Frau Bauer gern zu sagen: »Da, wo Sie sitzen, kann ich mir auch sehr gut einen Gummibaum vorstellen.« Aber das focht ihn nicht weiter an. Da es im Büro der Mordkommission tatsächlich einen Gummibaum gab, dachte er wahrscheinlich, sie spräche nur von einer Neugestaltung der Schreibtische.
    »Was ist?«, fragte er jetzt und schaute arglos.
    »Wenn wir hier über den Fall reden, wirst du das für dich behalten und der Chefin keine Silbe verraten?«, fragte Seifferheld.
    Bauer zwo guckte empört. »Selbstverständlich werde ich ihr nichts sagen. Wir sind wie die Musketiere. Einer für einen, alle für sich. Meine Lippen sind versiegelt.«
    Das klang aufrichtig, von Herzen kommend, echt. Alle wussten ja auch, dass Bauer zwo nie absichtlich irgendjemand verraten würde, aber wenn ihn jemand etwas fragte, schoss die Antwort nur so aus ihm heraus. Zwischen Frage und Antwort war bei ihm kein Gehirn zwischengeschaltet. Bei manch einem konnte man sagen, der redet erst und denkt dann. Bauer zwo dachte nicht mal hinterher. Denken hatte die Natur nicht vorgesehen, als sie ihn schuf.
    Dombrowski leerte sein Glas. »Ich geh mich mal in der Fliesenabteilung umsehen. Bauer zwo, kommst du mit?«
    Das war eine – für Männer – ungewöhnliche Anfrage. Kerle puderten sich nicht gemeinsam die Nase, um genüsslich über die herzuziehen, die am Tisch sitzen geblieben waren und ihrerseits über die Klogänger lästerten.
    Aber Bauer zwo war wie ein Kleinkind und Neuem gegenüber stets aufgeschlossen. Er sprang auf, und die beiden gingen zur Toilette.
    Keine zwei Minuten später kehrte Dombrowski allein zurück.
    »Hast du ihn auf der Toilette eingeschlossen?«, fragte Seifferheld.
    Dombrowski nickte und setzte sich. »Hab einen Stuhl unter die Klinke geklemmt, der kommt allein nicht wieder raus.«
    Mitleid mit Bauer zwo hatte in diesem Fall keiner. Zum einen war es nicht das erste Mal, dass Dombrowski – noch dazu mit exakt denselben Mitteln – Bauer zwo ausgeschaltet hatte. Zum anderen dauerte es im Schnitt immer nur zehn Minuten, bis einer der anderen Gäste die Entsorgungseinheit aufsuchte und Bauer zwo befreite.
    »Also, dir brennt doch was unter den Nägeln, spuck’s aus«, sagte Dombrowski zu Seifferheld.
    Jetzt keine Zeit verlieren.
    »Die Wanetzki hat das Tagebuch von Salina Tressler gefunden und Hinweise auf eine Erpressung entdeckt. Die Tressler hatte Affären mit mehreren Männern, und möglicherweise hatte sie alle in der Hand.«
    Wurster schnalzte mit den Lippen. »Nicht schlecht, Herr Specht.«
    »Um wen handelt es sich?«, wollte Van der Weyden wissen.
    »Weiß ich nicht. Ich dachte, ihr schaut gleich morgen früh bei der Wanetzki vorbei und schnappt euch das Tagebuch.«
    »Das ist ja mal ein richtig sachdienlicher Hinweis von dir«, freute sich Van der Weyden.
    »Blödmann«, sagte Seifferheld, aber nur im Scherz. Es freute ihn diebisch, endlich einmal wieder einen wichtigen Beitrag zu einer Ermittlung geleistet zu haben.
    Sie prosteten sich zu, lachten, aßen ihre Kutteln.
    Und merkten dummerweise erst zwei Stunden später, dass Bauer zwo immer noch nicht zurück war. Keiner der anderen Gäste hatte das Bedürfnis nach Erleichterung verspürt. Sie fanden ihn mopsfidel in der Kabine der

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