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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Herrentoilette, genau dort, wo Dombrowski ihn weggesperrt hatte.
    Das war das Gute an einem Idioten wie Bauer zwo. Die Zeit war ihm gar nicht so lange erschienen, denn es hatte keine drei Minuten gedauert, bis er selig schnarchend auf dem Klodeckel zusammengesackt war. Wenn die Haller Verbrecher nur wüssten, in welch guten Händen sie bei Bauer zwo waren!

10. Szene
    (Mittwochmorgen, Büro der Polizeichefin, Schreibtisch, Gummibaum)
Aus dem Polizeibericht
Zu einer körperlichen Auseinandersetzung zweier Männer im Alter von 91 und 87 Jahren kam es vorgestern gegen 17 Uhr in einem Bus der Linie 9. Als der Jüngere gegen eine Trennscheibe prallte, ging diese zu Bruch, und er zog sich Schnittverletzungen am Oberarm zu. Eine unbeteiligte 22-Jährige erlitt durch herumfliegende Glassplitter eine minderschwere Verletzung am Hals. Beide Leichtverletzten wurden zur ärztlichen Behandlung in das Diakoniekrankenhaus gebracht. Der renitente ältere Raufbold wurde in Polizeigewahrsam genommen, bis ihn seine erwachsenen Enkelkinder abholten. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauern an.
In den Himmel wegen des Klimas, in die Hölle wegen der Gesellschaft. (Mark Twain)
    »Nach Ihnen werde ich mein erstes Magengeschwür benennen!«, fauchte die Polizeichefin.
    Damit war Seifferheld gemeint.
    »Was haben Sie sich nur dabei gedacht?« Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. »Wann genau haben Sie Kenntnis von dem Tagebuch erlangt?«
    Seifferheld betrachtete ausgiebig den Gummibaum neben dem Schreibtisch der Polizeichefin. Eine riesige Pflanze, wie es sie wohl nur noch in deutschen Beamtenbüros gab. Irgendwo dahinter in der Besucherecke saß Bauer zwo und versuchte, sich unsichtbar zu machen. Das war die beste Taktik, wenn die Chefin mies drauf war. Optisch klappte das auch. Auditiv nicht, das Quietschen seiner lila Motorradfahrerkluft war deutlich hörbar, wenn er nur atmete.
    Seifferheld räusperte sich. »Gestern Nachmittag.«
    »Und Sie hielten es nicht für nötig, sofort die SoKo zu informieren? Mann, Sie waren doch Jahrzehnte im aktiven Dienst! Ist das alles von Ihnen abgefallen wie Schuppen nach dem Einsatz von Anti-Schuppen-Shampoo? Verdammt, Herr Seifferheld!«
    Sie tigerte in ihrem Büro auf und ab. Es war ein großes Eckbüro, und so dauerte es eine Weile, bis sie von einem Ende zum anderen marschiert war. Reichlich Zeit für Seifferheld, den Gummibaum in all seinem Facettenreichtum zu studieren. Schade, dass Gummibäume außer Mode gekommen waren. Er mochte sie. Das fettige Glänzen der Blätter hatte etwas Sattes, Sinnliches.
    Vielleicht gab es bald sogar zwei Gummibäume in Frau Bauers Büro, weil sie doch Bauer zwo durch einen ersetzen wollte. Das würde dann eine ästhetisch augenfällige Symmetrie ergeben.
    Gesine Bauer war – und das stimmte Seifferheld ja so verdrießlich – absolut im Recht. Er hätte sofort, wirklich sofort mit dieser Information zu den zuständigen Ermittlungsbeamten gehen sollen. Es gab keine Entschuldigung für diese lässige Ruhestands- mañana -Haltung, von wegen, morgen ist auch noch ein Tag. Bei einer Mordermittlung zählte jede Minute.
    »Sind Sie endlich da?«, rief Frau Bauer.
    Damit meinte sie weder Siggi Seifferheld noch den Gummibaum, noch Bauer zwo. Sie sprach mit Wurster und Van der Weyden, die in diesem Moment das Wohnheim am Rippberg stürmten. Nun ja, was man in Schwäbisch Hall unter stürmen verstand. Sie klopften an die Haustür und riefen: »Polizei, bitte öffnen Sie sofort die Tür!«
    Wie dieses Wunder der Verständigung über geschätzte fünf Kilometer Luftlinie zustande kam? Nur zwei Worte: Konferenzschaltung und Headsets.
    Es war neun Uhr morgens. Frau Bauer hatte um acht Uhr von Seifferhelds Aussage erfahren und keine Zeit verloren, ihr Team zu mobilisieren. Nachdem Siggi mit einem Streifenwagen zu ihr gebracht worden war, fuhren Wurster und Van der Weyden zum Schauspielerwohnheim. Ihr Auftrag: Tagebuch ausfindig machen und beschlagnahmen.
    »Was ist jetzt?«, rief Frau Bauer. Wenn sie wütend war, hörte man ihre Zähne knirschen.
    Das Lederquietschen hinter dem Gummibaum war verstummt; Bauer zwo musste die Atmung eingestellt haben.
    Auch Seifferheld fiel das Atmen schwer.
    Die Spannung war kaum auszuhalten.
    »Die Tür ist unverschlossen, wir betreten jetzt das Gebäude«, knarzte Wursters Stimme. Dass sie knarzte, lag natürlich nicht an der Hightech-Kommunikationsschalte, sondern an seinem Zigarettenkonsum.
    Durch den Lautsprecher der Telefonanlage hörte man

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