Gestohlene Leidenschaft
für Draven schon einmal eine Frau aus der Zukunft geholt. Damals war er nicht wählerisch und suchte nach der schönsten Braut. Er fand Olivia, eine schreckliche Frau, durch und durch böse. Draven hat sie nie gemocht. Keiner von uns. Wir alle waren froh, als sie ging.“
Viktoria spürte ein kurzes Gefühl der Eifersucht. „Wo ist diese schreckliche Frau heute?“
„Bei Mervan.“
41
„Ich habe James untersucht. Er hat keine äußerlichen Verletzungen. Sein Tod ist mir ein Rätsel.“ Ratlos schüttelte Silvan mit dem Kopf.
„Hilf uns, den Sarg auf den Wagen zu laden“, bat Draven und legte den Sargdeckel gemeinsam mit Ramaja auf den Sarg zurück. „Was hat mein Bruder mit dem anderen Sarg gemacht?“, hakte Draven nach, während Ramaja eine Decke vom Wagen nahm.
„Wir trugen den Sarg in sein Arbeitszimmer. Ich ahne nichts Gutes“, erwiderte Silvan. Gemeinsam mit Draven wuchtete er den Sarg von seinem Wagen auf Dravens Wagen. Mit einem tiefen Schmerz im Herz legte Ramaja die Decke über den Holzsarg.
„Hab' Dank Silvan, sobald wir etwas wissen, lasse ich dich rufen.“
„Danke Mylord.“ Silvan verbeugte sich, bevor er auf seinen Wagen stieg und den Pferden die Sporen gab.
„Bringen wir James nach Hause. Ich brenne darauf, die Wahrheit zu erfahren.“ Draven stieg auf den Wagen. Auch Ramaja bestieg den Wagen und nahm neben Draven Platz. „Bruder oder nicht, ist Mervan schuld an James Tod, liegt sein Leben in meiner Hand.“
Draven sah Ramaja von der Seite an. „Versprochen, mein Freund.“
***
Magda stockte der Atem, als Draven und Ramaja den Sarg mit James in den Saal trugen und neben dem reichlich mit Blumen geschmückten Tisch abstellten. Viktoria überfiel ein kalter Schauer, als sie Magda zum Sarg folgte. Magda konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, als Draven und Ramaja den Sargdeckel abnahmen und ihn neben dem Sarg ablegten. „Mein armer James“, schluchzte sie.
„Vergeuden wir keine Zeit“, drängte Draven, „lasst uns sehen, was geschehen ist.“
Ramaja nickte. „Ich gehe schnell in meine Kammer und hole das Pulver“, verkündete er und entfernte sich.
„Er sieht so friedlich aus“, flüsterte Viktoria.
„Silvan sagt, James habe keine äußerlichen Verletzungen“, erwiderte Draven.
„Ich habe Angst vor dem, was wir zu sehen bekommen.“ Magda wischte sich die Tränen von den Wangen.
„Was hat Mervan von James Tod?“, hakte Viktoria nach.
„James' Tod ergibt nicht den geringsten Sinn.“
Draven klang ratlos.
„Vielleicht war das nur eine Probe für die Person, für die der zweite Sarg bestimmt ist“, überlegte Viktoria laut.
„Es kann losgehen.“ Ramaja betrat den Saal und stellte eine Schale aus Zink auf den Tisch ab. Aus Ramajas Fingerspitzen schlug Feuer, mit dem er das weiße Pulver anzündete. Rauch stieg auf.
„Sehen und hören wir uns die Wahrheit an.“
Ramaja trat einen Schritt zurück. Alle Augen hingen gebannt am Rauch, der aufstieg und James' letzte Minuten anzeigte.
„Oh, mein Gott.“ Magda schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
„Was, zum Teufel, für ein Pulver hat Olivia in James Glas geschüttet?“, polterte Draven außer sich.
„Ich glaube, ich kenne das Gift“, erwiderte Viktoria, vom Gesehenen erschüttert. „Für einen Roman recherchierte ich über das Gift Zyankali. Es wirkt in Sekunden und führt zu einem sofortigen Atemstillstand“, erklärte sie.
Magdas Blick durchdrang Draven. „Wenn der zweite Sarg für dich ist, dann haben sie das Gift an James ausprobiert.“
Draven nickte. „Nun kennen wir Mervans Plan. Er lädt mich zur Hochzeit ein und den Hochzeitsdrink werde ich nicht überleben.“
„Die beiden passen perfekt zueinander, habt ihr gehört, wie kalt ihre Stimmen klangen?“, fragte Magda und erneut liefen Tränen über ihre Wangen.
Draven wandte sich Ramaja zu, der still vor sich hin starrte. „Heute gedenken wir James und seinem Leben. Morgen schmieden wir Pläne für James. Wie versprochen, überlasse ich ihn dir.
42
Die Dunkelheit hatte sich über das Land gelegt und hielt Rorys Anwesen eng umschlungen wie eine Verbündete von Lady Ariana, die in ihrem Schutz durch die Räume schlich und den Schlaf der Bewohner überwachte, bevor sie hastig die Treppe nach oben lief. Mit einer Fackel in der Hand betrat sie fest entschlossen Rory MacLeods Schlafgemach und fand ihn versunken in tiefen Träumen. Der Hass in Lady Ariana machte sie blind für jegliches menschliche Gefühl, das sie hätte
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