Gestohlene Leidenschaft
dem neuen Tag entgegen. Der Morgen war angebrochen und mit ihm ein Plan, den sie mit Hilfe von Ramaja in die Tat umsetzen wollte. Viktoria erhob sich behutsam und warf einen verträumten Blick auf Draven, der tief und fest schlief.
„Alles wird gut“, flüsterte sie und verließ vorsichtig das Bett, um Draven nicht zu wecken. Auf Zehenspitzen näherte sich Viktoria der Tür und öffnete sie so leise wie möglich. Sie warf noch einen Blick auf Draven, der ihr Verschwinden nicht bemerkt hatte. Mit einem zuversichtlichen Lächeln schloss Viktoria die Tür hinter sich und eilte zu Ramajas Kammer.
***
Magda stand mit gemischten Gefühlen vor ihrem Standspiegel und steckte ihr langes Haar hoch, während Ramaja versonnen aus dem Fenster blickte. Sein Herz schmerzte, doch die Tatsache, dass er für ein neues Schicksal seines Lords die Zeit bereits zurückdrehte, machte es ihm unmöglich, etwas für James zu tun.
„Das wird der schlimmste Tag meines Lebens“, seufzte Magda und schob sich die letzte silberne Spange ins Haar. Besorgt blickte sie zu ihrem Mann.
„Ich meine, es wird der schlimmste Tag unseres Lebens.“
Ramaja wandte sich seiner Frau zu.
„Liebes...“ Ramaja verstummte, als es zaghaft an der Tür klopfte.
„Herein“, rief er verwundert. Auch Magda schaute neugierig zur Tür.
Viktorias Herz schlug wild, als sie die Tür öffnete. Mit einem schüchternen Lächeln trat sie ein.
„Kindchen, was treibt dich so früh aus dem Bett?“, fragte Magda überrascht.
Viktoria schloss die Tür und atmete tief durch.
„Ich habe einen Wunsch“, hauchte sie kaum hörbar.
„Spann uns nicht auf die Folter“, erwiderte Ramaja. Viktorias Herz schlug bis zum Hals. „Ich kann nicht mit ansehen, wie Draven sich quält. Ich dachte, du könntest die Zeit zurückdrehen und Rorys Tod ungeschehen machen.“
Magda schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
„Um Gottes Willen, Kind. Du hast doch nicht mit Draven darüber geredet, dass mein Mann die Zeit zurückdrehen kann?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Viktoria bestimmt.
„Ich habe selbst darüber nachgedacht, James zu retten. Doch da ich bereits die Zeit um dreißig Jahre zurückdrehte, ist das Universum sehr empfindlich“, erklärte Ramaja. „Das Universum würde sich wehren und wer weiß, was dann geschieht.“
„Und würde das Universum ein paar Stunden übel nehmen?“, fragte Viktoria verzweifelt.
„Ein paar Stunden?“, Ramaja wirkte überrascht.
„Charles, Doro und Merle kamen zwei Uhr nachts“, erwiderte Viktoria. „Sie brauchten eine halbe Stunde zu
Dravens Anwesen. Jetzt ist es sechs Uhr. Was, wenn du die Zeit nur fünf Stunden zurückdrehst?“
„Vergiss nicht, dass auch wir eine halbe Stunde zu Rorys Anwesen brauchen. Uns würden nur Sekunden bleiben, Rorys Leben zu retten“, gab Ramaja zu bedenken. Magda trat an ihren Mann heran und ergriff seine Hand. „Wie wäre es mit sechs Stunden, mein Lieber?“
Bevor Ramaja seiner Frau antworten konnte, öffnete sich die Tür und Draven trat ein.
„Läuft hier eine Verschwörung gegen mich?“, fragte er ungehalten. Es enttäuschte ihn maßlos, dass Viktoria aus seinem Bett geflohen war.
Nachdenklich durchdrang Ramajas Blick Draven. Er sorgte sich um Dravens Entscheidung, Lady Ariana ohne Wasser und Brot zu lassen. Ramaja fürchtete, Rorys Tod könnte Draven dazu veranlassen, seine Güte zu verlieren.
„Wir haben tatsächlich über dich geredet“, gab Ramaja zu. „Viktoria trug einen Herzenswunsch an mich heran, den ich gewähren werde.“
Während Draven die Stirn in Falten legte, lief Viktoria überglücklich auf Ramaja zu und umarmte ihn herzlich.
„Erklärt mir jemand, was hier vorgeht?“ Draven klang ungeduldig.
„Wir schenken Rory ein neues Leben“, erklärte Ramaja kurz und wusste, dass er Draven nicht das ganze Ausmaß der Macht in ihm anvertrauen konnte. „Willst du mir erzählen, dass du Tote wiedererwecken kannst?“, fragte Draven misstrauisch.
„Wie du weißt, bin ich ein Magier.“ Ramaja lächelte verschmitzt.
„Du bist sogar ein sehr mächtige Magier“, fügte Viktoria in Gedanken hinzu.
„Was hat das mit Rory zu tun?“, hakte Draven nach.
„Ich werde mit Hilfe der Magie in mir die Zeit um sechs Stunden zurückdrehen Das verschafft uns Zeit, Rorys Leben zu retten“, erklärte Ramaja.
„Was ist mit James?“, wunderte sich Draven. „Er ist dein bester Freund.“
Ramaja atmete tief durch. „Meine Macht ist nicht groß genug, um auch James zu
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