Gestohlene Leidenschaft
dir, die Stoffe nach oben zu tragen.“
Draven folgte Jeremy zu seinem Wagen.
Ramaja erhob sich. „Ich werde das Geschirr abspülen, wenn ich sonst nicht gebraucht werde“, murmelte er vor sich hin und räumte die leeren Teller und Tassen auf ein Tablett.
***
„Mir ist, als würde mich Dravens Mutter mustern.“ „Kind, du bist so schlank, dass Jeremy kaum Stoff brauchen wird“, erwiderte Magda und notierte Viktorias Maße auf ein Stück Papier.
„Ja, da hast du wohl recht“, seufzte Viktoria.
Magda blickte auf. „Bedrückt dich etwas?“, hakte sie nach.
„Gwen.“
„Wer ist Gwen?“
„Sie ist meine beste Freundin. Bei James' Beerdigung gestern wurde mir bewusst, dass ich Gwen nie wiedersehe. Dabei war es immer Gwen, die von einem feurigen Highlander aus längst vergangenen Zeiten träumte.“
„Ladys, dürfen wir eintreten?“, erklang Dravens Stimme vor der Tür.
Magda eilte zur Tür und öffnete sie. „Dachte ich mir, dass ihr keine Hand frei habt. Hallo, Jeremy.“
„Ich freue mich, dich wiederzusehen, Magda.“
Jeremy betrat, gefolgt von Draven, den Raum. Lächelnd blieb Jeremy vor Viktoria stehen, die er neugierig in Augenschein nahm.
„Mylady, es freut mich sehr, Euch kennenzulernen.“ Jeremy verneigte sich. Viktoria blickte unsicher zu Magda, die ihr Mut machend zunickte.
„Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Viktoria freundlich.
„Ich habe noch Schuhe auf dem Wagen. Ich hoffe sehr, dass einige Eurer Größe entsprechen.“
„Das sind wirklich erstklassige Stoffe.“ Draven fuhr mit der Hand über die hochwertigen Stoffe, die er auf dem Bett abgelegt hatte.
„Sie sind aus Frankreich“, erklärte Jeremy und legte die Stoffballen die er auf seinen Armen trug, ebenfalls auf dem Bett ab. „Ich eile, um Euch die Schuhe zu holen. Werft doch schon einen Blick auf die Stoffe, Mylady. Ich bin sofort zurück.“ Jeremy hastete aus dem Raum.
Auf Zehenspitzen lief Viktoria zu Draven und umarmte ihn fest.
„In welchem dieser Stoffe möchtest du mich sehen?“, flüsterte sie ihm ins Ohr und wandte ihren Blick auf die Stoffe.
„Du wirst in jedem dieser Stoffe wunderschön aussehen“, erwiderte Draven und küsste Viktoria zärtlich auf die Stirn. „Hat euch euer Gespräch unter Frauen weitergeholfen?“, hakte Draven nach.
Magda lächelte verschmitzt.
„Ich habe Viktoria nur ein paar Tipps gegeben, wie sie dich als Ehemann ertragen kann.“
„Danke für die Mühe“, knurrte Draven.
„Mylord“, Jeremy erschien im Raum, „ich traf gerade auf Euren Diener Johann. Ich soll Euch ausrichten, dass Amelie und Flora im großen Saal auf Euch warten.“ Magda warf Draven einen besorgten Blick zu.
„Da muss was passiert sein.“
„Sie haben uns den Weg zu ihnen erspart. Ich geh und rede mit Amelie und Flora. Magda, zeig Jeremy die Kammer, in der er in Ruhe arbeiten kann.“
Sehnsüchtig blickte Viktoria Draven hinterher.
„Denkst du, es ist Mervan?“, fragte sie Magda besorgt.
„Keine Sorge, Draven wird mit ihm fertig.“
„Wenden wir uns den Stoffen zu, Mylady. Habt Ihr schon eine Auswahl getroffen?“, meldete sich Jeremy, der ein gutes Geschäft witterte, zu Wort und legte den Beutel mit den Schuhen zu seinen Füßen ab.
Viktorias Blick wanderte über die edlen Stoffe, die vor ihr auf dem Bett lagen, und blieb an einem weißen Stoffballen hängen.
„Ein weißes Kleid würde ich nur beschmutzen. Aus all den anderen Stoffen hätte ich gern ein Kleid.“
Jeremy räusperte sich.
„Mylady, ich habe den Auftrag erhalten, Euch ein Brautkleid zu nähen. Ihr müsst mir nur Eure Wünsche mitteilen.“
Viktorias Herz beschleunigte sich. Draven hatte sie schon oft seine zukünftige Frau genannt und mit diesem Brautkleid wurde aus ihr Lady Viktoria MacKinnen, die Frau, die am Tag ihres Ja-Wortes wusste, dass sie den Platz von Lady Elisabeth MacKinnen einnahm, der Frau, die ihr neues Schicksal hinter Klostermauern ohne Dravens Liebe beerdigt hatte.
***
Draven betrat den großen Saal mit gemischten Gefühlen. Die Sorge um das mörderische Verhalten seines Bruders mischte sich mit der Besorgnis über das frühe Eintreffen von Amelie und Flora. Sein Diener Johann unterhielt sich angeregt mit beiden, so das Dravens Erscheinen unbemerkt blieb.
Draven trat an den Tisch heran. „Meine Damen.“ Amelie und Flora fuhren hoch und knicksten.
„Mylord.“
„Setzt euch“, erwiderte Draven und nahm Platz.
„Was ist im Haus meines Bruders vorgefallen?“ Zögernd
Weitere Kostenlose Bücher