Gestohlene Leidenschaft
Hotel zu Abend zu essen. Aber das ist ja nun ausgeschlossen, und ich habe umdisponiert. Aber im Grunde spielt es doch auch keine Rolle, wohin wir fahren. Hauptsache, wir sind zusammen.“
Diese Liebeserklärung brach ihr fast das Herz, denn sie spürte, wie ernst sie gemeint war. „Trotzdem bin ich schon sehr gespannt“, erwiderte sie aufgeregt. Hoffentlich hatte außer ihnen niemand Zugang zu dem geheimen Ort. In den vier Jahren nach der Scheidung hatte Loukas ihr zweimal verweigert, Katerina zu besuchen. Das erste Mal, weil sie mit einem Kollegen Kaffee trinken gegangen war. Und ein weiteres Mal, als sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der Versicherung besuchen musste, zum Tanzen aufgefordert worden war. Sie hatte dem Mann einen Korb gegeben, aber für Loukas spielte das keine Rolle. Es bereitete ihm ein diebisches Vergnügen, sie zu bestrafen.
Kurz drauf sausten sie übers Mittelmeer. Grace fühlte sich wundervoll und wie befreit. Nach ihrem Kenntnisstand befanden sich zwischen Alhaja und Sizilien keine Inseln. Aber ihr Ziel konnte doch nicht Sizilien sein, oder? Langsam wurde sie nervös.
„Keine Panik“, rief Khalis beruhigend. „Wir sind dort völlig unter uns. Es ist nicht mehr weit.“
„Woher weißt du eigentlich immer, was ich denke?“ Sie fühlte sich ertappt.
„Anzusehen ist es dir nicht immer, aber ich spüre einfach, was in dir vorgeht“, erklärte er.
Ihr ging es mit ihm ganz genauso. Als wären sie unsichtbar miteinander verbunden. Leider musste diese Verbindung in vierundzwanzig Stunden getrennt werden.
Es sei denn …
Einen Moment lang träumte Grace davon, Khalis die ganze Wahrheit anzuvertrauen und Mittel und Wege zu finden, um das Sorgerecht für Katerina zu bekommen. Ob ihre Verbindung stark genug dafür war? Ein Mann wie Khalis konnte lieben, aber nicht vergeben, das hatte sie inzwischen gelernt. Also würde ihr Wunschtraum wohl nicht in Erfüllung gehen.
„Du bist heute Abend aber nachdenklich“, bemerkte er nach einer Weile und drosselte das Tempo. Der Motorenlärm reduzierte sich zu einem leisen Schnurren, und Grace hörte, wie die Wellen sich an der Außenwand des Rennbootes brachen.
„Ich habe nur die Aussicht bewundert“, witzelte sie, um die Stimmung aufzulockern. Und darüber nachgedacht, wie unfair das Leben ist. Ich bin jetzt wieder bereit für die Liebe, aber ich darf mich nicht darauf einlassen.
„Ja, sehr schön, oder?“ Er lachte und glaubte ihr kein Wort. Inzwischen hatte er den Motor ausgestellt und stand auf. „Komm, wir sind da.“ Er zog sie hoch und führte sie zum Bug des Bootes.
Im silbrig schimmernden Mondschein entdeckte sie eine kleine, offensichtlich einsame Insel. Palmwedel hingen am Ufer bis ins seichte Wasser hinunter.
„Wo sind wir hier?“ Erstaunt blickte Grace um sich.
„Auf einer winzigen Insel, die mein Vater zusammen mit Alhaja gekauft hat, um vor neugierigen Nachbarn verschont zu bleiben.“ Khalis sprang an Land und hob Grace aus dem Boot. Ihre hohen Absätze versanken sofort im feuchten Sand.
„Auf High Heels komme ich hier wohl nicht weit.“ Lachend schlüpfte sie aus den Schuhen.
„Gute Idee.“ Er folgte ihrem Beispiel.
Barfuß gingen sie einige Schritte. Auf dieser einsamen Insel kam es Grace so vor, als wären Khalis und sie ganz allein auf der Welt. „Jetzt bin ich aber wirklich overdressed“, befand sie lachend.
„Zieh dich ruhig aus, wenn du dich dann besser fühlst“, schlug er vor.
Ihr Herz machte einen Hüpfer. „Vielleicht später.“
„Versprochen?“
Erstaunt stellte sie fest, dass sie mit ihm flirtete. Es machte großen Spaß. „Nein.“ Sie hob den Saum ihres Kleides und genoss es, den feinen Sand unter den Füßen zu spüren. So glücklich und entspannt hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt.
„Grillen wir jetzt am Strand?“, fragte sie fröhlich.
„Nein, Ms Turner. Kommen Sie mit!“ Vergnügt zwinkerte er ihr zu. Hand in Hand schlenderten sie am Strand entlang, bis sie einen schmalen Meeresarm erreichten, an dessen Ufer ein weißes Zelt stand. Die Planen bauschten sich in der Meeresbrise. Drinnen beleuchteten Fackeln einen niedrigen Tisch, der mit edlem Geschirr und Kristallgläsern gedeckt war. Um den Tisch herum luden bequeme Seidenkissen zum Verweilen ein. Grace fühlte sich an ein Märchen aus tausendundeiner Nacht erinnert.
„Wie hast du das alles innerhalb weniger Stunden arrangiert?“ Sie kam aus dem Staunen gar nicht
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