Gestohlene Leidenschaft
ich nichts anderes erwartet habe. Bei dir ist immer alles schwierig.“
„Dann verstehe ich nicht, warum du dir überhaupt die Mühe machst“, antwortete sie beleidigt.
„Das verstehst du sehr wohl, Grace. Uns verbindet etwas ganz Besonderes. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Und ich glaube, für dich ist es auch das erste Mal.“ Er sah ihr tief in die Augen. „So hast du nicht einmal für deinen Exmann empfunden.“
Ihr stockte der Atem.
„Du faszinierst mich, Grace. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich quicklebendig und sehr glücklich.“
Bedrückt senkte sie den Kopf. Khalis ahnte nicht, was seine Worte mit ihr anrichteten. Sie begehrte ihn so sehr. Es brach ihr das Herz. „So faszinierend bin ich gar nicht“, behauptete sie leise.
Er lächelte ironisch. „Vielleicht bin ich ja schnell fasziniert.“
„Vielleicht irrst du dich aber auch.“
Erstaunt hob er eine Augenbraue. Mit dieser Wendung des Gesprächs hatte er nicht gerechnet. „Inwiefern?“
„Du kennst mich doch gar nicht richtig“, antwortete sie.
„Genau das möchte ich gern ändern, Grace.“ Als sie nur wortlos den Kopf schüttelte, fragte Khalis: „Warum willst du heute Abend nicht mit mir ausgehen?“
„Ich kann nicht. Das habe ich dir doch bereits gesagt.“
„Du kannst nicht.“ Forschend schaute er sie an und versuchte, den Grund für ihre Ablehnung herauszufinden. „Hast du Angst vor deinem Exmann?“
„Nicht direkt.“
„Könntest du vielleicht einmal Klartext reden?“
Grace wusste, dass sie sich keine Ausflüchte mehr leisten konnte. Er war so geduldig mit ihr gewesen und verdiente eine Erklärung. „Ich habe eine Tochter“, sagte sie ruhig. „Katerina ist fünf Jahre alt.“
Seine Miene veränderte sich kaum merklich. Nur seine Augen schienen plötzlich dunkler zu sein, mehr grau als grün und undurchdringlich.
„Und?“, fragte er schließlich.
„Mein Exmann hat das Sorgerecht. Ich darf Katerina nur einmal im Monat besuchen.“
„Einmal im Monat? So eine Regelung erscheint mir sehr ungewöhnlich.“
„Ja, es ist alles sehr kompliziert.“
„Inwiefern?“, hakte Khalis nach.
„Mein Exmann ist sehr wohlhabend und einflussreich“, erklärte sie. „Unsere Ehe war unglücklich, und wir haben die Scheidung mit großer Verbitterung ausgefochten. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das alleinige Sorgerecht zugesprochen zu bekommen.“ Es setzte Grace sehr zu, diese Worte auszusprechen. Vier lange Jahre musste sie nun schon mit diesem Scheidungsurteil und ihren Schuldgefühlen leben.
Der Schmerz über den Verlust ihrer Tochter war unvorstellbar groß. Noch mehr schmerzte es sie jedoch, sich nun Khalis anzuvertrauen. Sie hatte noch nie zuvor mit einem Menschen darüber gesprochen, der ihr etwas bedeutete. Und Khalis bedeutete ihr sehr viel. Widerstrebend musste sie zugeben, dass er recht hatte: Zwischen ihnen gab es eine ganz besondere Verbindung. Grace war den Tränen nahe und versuchte zu verbergen, wie aufgewühlt sie war.
Doch Khalis konnte sie nichts vormachen. Er stand auf, kam zu ihr und nahm sie tröstend in die Arme. „Meine arme Grace“, flüsterte er. „Das tut mir unendlich leid.“
Sie schloss die Augen, weil sie sein Mitgefühl nicht sehen wollte. Denn sie war der Meinung, es nicht zu verdienen. „Teilweise ist es meine eigene Schuld.“
Khalis überging diesen Einwand und zog sie fester an sich. „Warum bist du nicht gegen das Sorgerechtsurteil angegangen? Meistens entscheiden die Richter doch zugunsten der Mutter.“
Aber nicht, wenn sie die Mutter für ungeeignet hielten, ein Kind großzuziehen. „Ich … konnte nicht.“ Sie hatte weder die Kraft noch den Mut gehabt, das Urteil anzufechten, weil sie tief in ihrem Herzen glaubte, dass sie es nicht anders verdient hatte.
Behutsam hob Khalis ihr Kinn und sah ihr unendlich zärtlich in die Augen. Sie war den Tränen nahe und drauf und dran, ihm die ganze Wahrheit anzuvertrauen. Er musste wissen, dass sie sein Mitgefühl, sein Vertrauen und schon gar nicht seine Liebe verdiente.
„Und was hat das mit dir und mir zu tun?“, fragte er leise.
Mit dir und mit mir – wie schön das klang. Aber es würde wohl für immer ein Traum bleiben. „Loukas – mein Exmann – lässt mich beobachten. Sollte ich je etwas mit einem anderen Mann anfangen, verliere ich sofort das Besuchsrecht.“
Die Verblüffung war Khalis deutlich anzusehen. „Das muss doch rechtswidrig sein. Mal abgesehen davon, dass es empörend ist. Was
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