Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
gesagt, wann du für eine Stunde Geist sein darfst? Darauf kannst du noch einige Zeit warten. Jetzt gehst du erst mal in Teufels Küche, dort gibt es bestimmt ein paar nette eklige Aufgaben für dich.“
Er schaute mich tatsächlich todtraurig an. „Aber du hast doch gesagt ...“
„Ich weiß genau, was ich gesagt habe. Du bekommst Bescheid, wenn es soweit ist.“
*
Auf meinem Schreibtisch lag eine teuflische Notiz, die mir genauso wenig behagte wie diese Suche. In der Dämonenabteilung herrschte offenbar Aufruhr, ein Homunkulus und zwei Hexen probten den Aufstand. Nun, sie mussten warten, ich konnte nicht wie mein Chef an vielen Stellen gleichzeitig sein.
Zuerst rief ich im Computer unseren eigenen Server auf und bemerkte dann, dass zwei Wächter der Dunkelheit vor meinem Schreibtisch standen, ohne einen Befehl zu haben.
Was, beim dreizehnten Kreis des Wahnsinns, ist mit unseren Dämonen los, schoss es mir durch den Kopf.
Die Wächter der Dunkelheit sind nicht alle Dämonen, aber viele von ihnen. Sie gehorchen in der Regel aufs Wort, reden wenig und behandeln andere Seelen mit der nötigen Grausamkeit. Nun ja, Kain und Abel sind ähnlich, aber meine tumben Diener besitzen den Vorzug, keine eigenen Gedanken mehr zu entwickeln. Dämonen bekommen zeitweise seltsame Anwandlungen.
„Was wollt ihr?“, fragte ich also scharf.
„Wir streiken, wir wollen nicht länger für Satan unter diesen Umständen arbeiten. Man hat uns ein besseres Angebot gemacht.“
Das wurde ja immer verrückter hier.
Ein besseres Angebot?
Ich ahnte, von wem. Aber nicht mit mir, Herrschaften. Ich bin Samtara, und ich lasse mich nicht an der Nase herumführen. Aber das ging diese hässlichen Gestalten nichts an.
„Und warum erzählt ihr das mir? Sagt es dem Chef selbst. Nun verschwindet!“ Ungeduldig wedelte ich mit der Hand, die beiden wurden vor die nächste Wand geschleudert.
Auf meinem Bildschirm ging etwas Erstaunliches vor sich, als ich mein persönliches Passwort eingab. Statt der normalen Übersicht erschien ein verzerrtes Abbild des Erzengels Michael und winkte mir zu. Michael, mein Erzfeind? Nun, mit dem Verschwinden hatte er sicher nichts zu tun, das war vermutlich eine Gemeinheit der Abtrünnigen. Schließlich war es allgemein bekannt, dass Michael und ich nicht gerade Freunde waren.
Und dann ging in meinem Computer gar nichts mehr. Wütend schlug ich dagegen. „Du bereicherst mein höllisches Leben ungemein“, knurrte ich.
Natürlich hatten weder das Gerät noch Michael etwas damit zu tun, unsere Ganoven hatten tatsächlich ihren eigenen Verein aufgemacht und den höllischen Server gekapert. Ich konnte tun, was ich wollte, an die Dateien kam ich nicht mehr heran. Wie gut, dass ich täglich für Sicherungen sorgte, sensible Daten konnten also nur wenige verloren gegangen sein, falls überhaupt. Aber ich musste widerwillig bewundern, wie diese verdammten Kerle versuchten, die Hölle in Eigenregie zu übernehmen. Woher sollten sie auch wissen, dass das völlig unmöglich war? Himmel und Hölle wurden vom Allmächtigen geschaffen, sein Wille erhält alles, und Satan ist auf unserer Seite so eine Art Erfüllungsgehilfe mit Eigenverantwortung. Ich glaube auch nicht, dass der große Boss einen Gedanken an uns verschwendet, für ihn ist die Hölle eine praktische Ablagestelle unerwünschter Störenfriede.
Ich hatte schon mehr als einmal darüber nachgedacht, wie es sein muss, ständig im Himmel zu leben. Michael hatte mir eine Besichtigungstour ermöglicht, ich war vor Langeweile fast eingeschlafen. Nicht mein Fall.
Aber das spielte jetzt keine Rolle, ich musste einen Weg finden, diese Seelendiebe wieder zurückzuholen. Und dann würden sich diese Herrschaften wünschen ...
Der Gestank nach Schwefel kündigte meinen Chef an.
„Was hast du mir zu sagen?“, fragte er.
„Noch nichts. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß“, antwortete ich schnippisch. Was erwartete er eigentlich in dieser kurzen Zeit?
Oje, Luzifer hatte wirklich schlechte Laune, aus seinen Händen schossen lange Flammen und hüllten mich ein. Ich hasse es, wenn er das tut.
„Wo sind meine Seelen?“
„In der großen weiten Welt der digitalen Kommunikation.“
„Was heißt das?“
„Das weiß ich auch noch nicht genau. Sie sind meiner Meinung nach nur noch ...“ Ich hielt inne und dachte über einen verrückten, aber durchaus möglichen Einfall nach. Satan starrte mich an, schickte mir noch einen Feuerschlag und verschwand. Ja, ja,
Weitere Kostenlose Bücher