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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hat Ihre Frau Sie angerufen?«, fragte Erik.
    Dogas überlegte nicht lange. »Dienstagmorgen. Sie hatte mit einer Reisebekanntschaft gefrühstückt und wollte nun versuchen, ihre alte Freundin zu erreichen. Sie war verwundert, weil dort niemand den Telefonhörer abnahm, ging aber davon aus, dass sie sie am Nachmittag treffen würde.«
    »Zu diesem Zeitpunkt lebte Magdalena Feddersen nicht mehr«, stellte Erik fest.
    Dogas nickte. »Und Donata konnte nicht ahnen, dass sie den letzten Tag ihres Lebens verbrachte.« Seine Stimme war emotionslos, aber seine Miene drückte etwas aus, was Erik naheging. Einen heftigen sentimentalen Ausbruch hätte er für die Leistung eines guten Schauspielers gehalten, aber diese klare Stimme und die Ernsthaftigkeit, die nicht zu seinem Gesicht zu passen schien, machten ihn glaubwürdig.
    Trotzdem störte es Erik, dass er gekleidet war, als hätte er sich zu einer Pressekonferenz oder Autogrammstunde aufgemacht. Dogas trug eine schwarze Leinenjacke, eine helle Hose und ein orientalisch gemustertes Hemd. Das Goldkettchen, das sich in seine Brusthaare grub, gefiel Erik am allerwenigsten. Er merkte, dass er seine Urteilsfähigkeit im Auge behalten musste. Dieser Schauspieler erweckte so viel Abneigung in ihm, dass er ihm sogar heimlich vorwarf, sich über sein Outfit Gedanken gemacht zu haben, ehe er aufbrach, um seine tote Frau zu identifizieren.
    Während Mamma Carlotta damit beschäftigt war, die Rigatoni al pomodoro aufzuwärmen, bat er Severin Dogas, von seiner Frau zu erzählen. »Übte sie einen Beruf aus? Wie lebte sie? Wie war Ihre Ehe? Wie hat sie den Tod Ihres Sohnes verkraftet?«
    »Sie war meine Frau«, antwortete Dogas, als handelte es sich um eine Berufsbezeichnung. »Selbstverständlich war sie nicht berufstätig, sie hatte genug damit zu tun, mir den Rücken freizuhalten. Sie erledigte meine gesamte Post, keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, wie viel Fanpost ich täglich erhalte. Außerdem hielt sie Kontakt zu meinen Fanclubs. Wir waren ein gutes Team.«
    Erik sah in seine Augen – und glaubte ihm. Von Liebe und Treue würde er nichts zu hören bekommen, aber je länger Severin Dogas über seine Frau sprach, desto deutlicher entstand das Bild einer gut funktionierenden Partnerschaft, in der jeder seinen Platz und seine Aufgaben hatte und in der auch jeder zu Hause war.
    »Manuels Tod war natürlich ein schwerer Schlag für meine Frau. Für uns beide«, bekräftigte er schnell. »Er war unser einziges Kind.«
    »Das Verhältnis zu Ihrem Sohn war ungetrübt? Trotz der Machenschaften, in die er verwickelt war?«
    Severin Dogas betrachtete lange die Rigatoni, die Mamma Carlotta auftrug, dann antwortete er: »Als das Unglück passierte, hatten wir gerade erst erfahren, was Manuel getan hatte. Bis dahin waren wir ahnungslos gewesen. Für mich und mein Image war das eine Katastrophe. Die Kollegen, die von meinem Sohn betrogen worden waren, warfen mir sogar vor, mit ihm unter einer Decke gesteckt zu haben. Eine Hauptrolle, über die gerade verhandelt wurde, bekam ich nicht, eine Fernsehserie, die bis dahin ein Quotenrenner gewesen war, brach ein und wurde schließlich abgesetzt.«
    »Aber Sie hatten natürlich nichts mit der Sache zu tun«, stellte Erik fest und warf Dogas einen schnellen Blick zu.
    »Selbstverständlich nicht«, bestätigte Dogas mit einer Stimme, die den guten Schauspieler verriet.
    Erik nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. »Nun zu Magdalena Feddersen. Bitte überlegen Sie noch einmal. Es muss eine Verbindung zwischen den beiden geben, die über diese alte Bekanntschaft hinausgeht. Was kann Ihre Frau in Magdalena Feddersens Haus gesucht haben?«
    Severin Dogas zuckte die Schultern, seine Ratlosigkeit schien nicht gespielt zu sein.
    »Wir haben am Tatort«, fuhr Erik fort, »nur einen einzigen Hinweis gefunden, den wir aber noch nicht einordnen können.«
    Er griff in die Innentasche seines Jacketts, zog aber die Hand wieder zurück, als sein Handy anschlug. »Entschuldigung, das könnte wichtig sein«, sagte er und ging in die Diele.
    Valeries Stimme drang an sein Ohr, hoch und sogar ein wenig schrill. Wenn sie früher angerufen hatte, weil sie Lucia sprechen wollte, hatte ihm ihre weiche Stimme gefallen, die ohne Ecken und Kanten war, ohne Höhen und Tiefen, ohne wechselnden Rhythmus. Jetzt jedoch war sie schnell und holprig.
    »Die Reporter sind wir endlich los, Erik! Ich glaube, sie wollen die großen Hotels in Westerland und Kampen nach Severin

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