Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Dogas absuchen.«
»Ich hoffe, Mathis war standhaft«, gab Erik zurück, »und hat keine Auskünfte über Donata Zöllner gegeben.«
»Du kennst doch Mathis«, bestätigte Valerie zufrieden. »Der hat nicht mal gelächelt, als sie versucht haben, ihn rumzukriegen. Kein Wort hat er über Frau Zöllner verloren.«
»Gut so.« Erik war erleichtert. Auf Mathis und seine Unzugänglichkeit war Verlass. An seinem düsteren Gesicht prallte jedes Bemühen, jede Bitte, jedes gute Argument ab.
»Gerade kam ein Anruf für Severin Dogas aus New York«, fuhr Valerie fort. »Sehr dringend! Herr Dogas hat sein Handy nicht angestellt, sein Manager konnte keine Auskunft geben, deswegen kam der Anruf hier im Hotel an. Dieser Mister … Dingsbums wusste anscheinend, dass Severin Dogas bei uns absteigt.« Valeries Stimme klang nun sogar atemlos. Sie schien die Aufregung um den Star, die so unvermittelt Farbe in ihr Leben gebracht hatte, zu genießen.
»Dann muss er ein sehr guter Bekannter sein«, meinte Erik. »Du weißt ja – Dogas’ Aufenthaltsort auf Sylt ist top secret.«
»Ich habe versprochen, mich darum zu kümmern«, sagte Valerie, und Erik war gerührt von dem Eifer, der aus ihrer Stimme klang. »Kann ich dem Herrn aus New York deine Handynummer geben? Dein Festnetzanschluss ist besetzt.«
Erik lauschte kurz und stellte fest, dass Felix seine Handyrechnung schonte. Hoffentlich hielt er sich an sein Versprechen und tat nicht halb Wenningstedt kund, welcher Besuch den Wolfs ins Haus geschneit war.
Erik ging in die Küche zurück, wo Mamma Carlotta sich gerade ein Autogramm geben ließ, das sie ihrer Nachbarin mitbringen wollte, die gebürtige Deutsche war und deshalb Severin Dogas kennen musste. »Na, die wird Augen machen, wenn sie hört, dass Sie meine Rigatoni al pomodoro gegessen haben!«
Dogas’ Hände zuckten zu seiner Brusttasche, als Erik ihn darauf hinwies, dass er zurzeit mobil nicht zu erreichen war. »Stimmt, ich habe vergessen, mein Handy nach der Landung wieder einzuschalten.«
Aber Erik winkte ab. »Lassen Sie nur. Das Gespräch wird auf meinem Handy ankommen.«
Er legte es vor Severin Dogas auf den Tisch, und tatsächlich dauerte es nur wenige Augenblicke, ehe es zu läuten begann. Dogas nahm das Handy ans Ohr, meldete sich mit einem kurzen »Hallo« und stand dann auf, um die Küche zu verlassen. Fest zog er die Tür ins Schloss und sprach auf der Diele so leise, dass kein Wort in die Küche drang. Erik konnte dem Gesicht seiner Schwiegermutter ablesen, wie sehr sie das bedauerte.
Das Telefonat war kurz. Mamma Carlotta hatte gerade erst die Espressomaschine in Gang gesetzt, als Severin Dogas wieder in der Küche erschien und Erik wortlos das Handy zurückgab. Eine kurze Stille tat sich auf. Sie wäre mit dem Hinweis zu füllen gewesen, warum das Gespräch aus New York keinen Aufschub geduldet hatte, aber Severin Dogas gab ihn nicht. Er setzte sich wieder an den Tisch und sah Erik mit kühlen Augen an. »Wollten wir nicht heute Abend noch in die Pathologie?«
Erik warf seiner Schwiegermutter einen warnenden Blick zu, die bei diesem entsetzlichen Wort, dessen Sinn sie sich gar nicht vorstellen mochte, prompt zu einer ihrer großen Gesten ansetzte, mit der sie tragische Momente begleitete. Dann antwortete er: »Ich habe mit dem Gerichtsmediziner abgemacht, dass wir ihn anrufen, wenn wir so weit sind.«
Dogas nickte, seine Verschlossenheit schien jetzt mit jedem Wort zu wachsen. »Bringen wir’s hinter uns.«
»Nach dem Espresso«, erklärte Mamma Carlotta. »So viel Zeit muss sein.«
Wieder nickte Severin Dogas, doch er schien plötzlich Mühe mit seiner Rolle zu haben. Erik vermutete, dass ihm soeben kondoliert worden war und er draußen auf der Diele eine Trauer preisgegeben hatte, gegen die er hier in der Küche ankämpfen wollte. Dies war der erste Augenblick, in dem Erik ein Gefühl des Mitleids für Severin Dogas überkam, der vielleicht genauso tief um seine verstorbene Frau trauerte, wie er selbst es getan hatte. Nur eben ganz anders.
Erik griff noch einmal in die Innentasche seines Jacketts. »Das ist der einzige Hinweis auf eine Verbindung zwischen Magdalena Feddersen und Ihrer Frau«, wiederholte er und legte das Foto auf den Tisch, das Severin Dogas mit seinem Sohn vor der Skyline Manhattans zeigte. »Können Sie sich erklären, warum Magdalena Feddersen es in einer verschlossenen Dokumentenmappe aufbewahrte?«
Er legte den Kopf zur Seite, um Dogas’ Perspektive einnehmen zu
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