Gestrandet
konnte.
Das Wesen sah sie auch weiterhin an, als es trank, wobei es ein Geräusch verursachte, das sich wie eine Mischung aus Gurgeln und Schlecken anhörte. Wasser tropfte vom Mund, und eine blaue Zunge leckte es vom Doppelkinn. Dann gab der Anführer die Flasche an seine Artgenossen weiter.
Janeway spürte die Anspannung ihrer Crew, die hinter ihr stand und wartete. Habt noch etwas Geduld, dachte sie. Dies war eine sehr schwierige Situation, und der Ausfall ihrer Insignienkommunikatoren machte alles noch viel dramatischer.
Sie konnten die Mischkaraner nicht einmal auf ihre friedlichen Absichten hinweisen…
Die Wesen bewegten sich wieder. Der Anführer trat vor, und seine Klauenhand schloß sich um Janeways Arm. Der Griff war fest, aber nicht schmerzhaft.
»Captain…«, begann Torres. Ihre Stimme klang gepreßt.
»Es tut nicht weh«, sagte Janeway. »Ich glaube, die
Geschöpfe möchten einfach nur, daß wir sie begleiten.«
»Oh, großartig«, kommentierte Paris. »So wie sie aussehen…
Vermutlich sollen wir ihr Abendessen werden.«
»Das ist nicht fair, Tom, und das wissen Sie auch. Sie sollten wissen, daß der Schein oft trügt.« Janeway zögerte kurz und fügte dann mit etwas Galgenhumor hinzu: »Ich hoffe sehr, das ist auch diesmal der Fall. Wie dem auch sei: Uns bleibt keine andere Wahl, als auf die Wünsche dieser Leute einzugehen.«
Sie unterstrich ihre Worte mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, während sie sich vom Anführer
mitziehen ließ. »Das ist ein Befehl.«
Einer nach dem anderen wurden die Besatzungsmitglieder des Shuttles von den fremden Wesen fortgeführt. Als sie sich ein wenig von dem abgestürzten kleinen Raumschiff entfernt hatten, stank die Luft nicht mehr so stark nach dem
entweichenden Plasma, und daraufhin zwang sich Janeway, tief durchzuatmen. Der Mangel an Sauerstoff machte sich deutlich bemerkbar und erforderte harte Arbeit der Lungen. Sie erinnerte sich an Skiausflüge in den Bergen von Colorado: Damals hatte sie eine ähnliche Atemnot empfunden, denn sie war an die Luft des Tieflands gewöhnt.
Das sanfte Verhalten der Riesen um sie herum beruhigte sie, und die letzten Reste von Furcht lösten sich auf, als sie stolperte – der Anführer war sofort zur Stelle, um sie vor einem Sturz zu bewahren. Er brummte, schien zum erstenmal die Kopfverletzung zu bemerken und streckte eine Pranke danach aus. Als Janeway schmerzerfüllt zischte, ließ er die große Hand sofort wieder sinken. Er gab ein nach Anteilnahme klingendes Geräusch von sich, hob die Hand zu ihrem Rücken und rieb sie dort kreisförmig, wie ein Erwachsener, der ein Kind zu trösten versuchte.
Janeway lächelte und dachte im letzten Augenblick daran, nicht die Zähne zu zeigen – so etwas konnte leicht als Drohung aufgefaßt werden. Der Mischkaraner richtete einige Worte an seine Artgenossen, und Janeway beobachtete: Die anderen Riesen gingen langsamer und musterten die
Besatzungsmitglieder der Voyager mit neuem Interesse. Ihre Aufmerksamkeit galt dabei insbesondere den Verletzungen.
Es gab nur wenig Licht, obwohl in diesem Bereich des Planeten Tag herrschte. Die matte Helligkeit reichte nicht einmal aus, um Schatten zu projizieren. Als Janeway den Kopf hob, sah sie nur die grünen Schlieren des Ionensturms, der ganz Mischkara umgab. Er bot schon dann einen
unangenehmen Anblick, wenn man ihn von außen beobachtete und dabei die Sicherheit an Bord der Voyager genoß. Doch jetzt, während sie sich auf dem Planeten in der Gewalt fremder Wesen befanden – ob sie es gut mit ihnen meinten oder nicht –
, wirkte das graugrüne Wabern unheilvoller als jemals zuvor.
Es kam einem Wunder gleich, daß unter einem so gräßlichen Himmel Dinge leben und wachsen konnten. Der Boden schien völlig tot zu sein. Er bestand zum größten Teil aus hartem Fels, doch hier und dort sah Janeway niedrige Gewächse, kaum mehr als Gestrüpp.
Die Zähne der Mischkaraner deuteten darauf hin, daß sie Fleischfresser waren, aber wovon ernährten sie sich? Neue Furcht keimte in Janeway, und rasch schob sie diese Gedanken beiseite. Solche Empfindungen nützten ihr nichts, wenn sich die riesenhaften Geschöpfe als harmlos erwiesen. Und selbst wenn sie sich doch als feindselig herausstellen sollten: Angst lähmte. Es kam darauf an, wachsam und für alles bereit zu sein.
»Captain…«
Sie drehte den Kopf und sah einen Neelix, der die für ihn typische Munterkeit zeigte. »Was wird jetzt geschehen?«
»Ich weiß es
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