Gesucht - Ein Lord zum heiraten
sollten wir zum Haus zurücklaufen. Wir können ohnehin kaum nasser werden, als wir schon sind.“
„Ist dir kalt?“
„Ein wenig.“
„Dann nimm meinen Rock. Der Regen hat ihn nicht völlig durchgeweicht.“ Brandt zog den Rock aus und legte ihn ihr um die Schultern. Seine Finger streiften ihren Nacken, und plötzlich stellte er sich vor, wie er die zarte Haut mit seinen Lippen erforschte.
Chloe warf ihm einen verwirrten Blick zu und sah weg. Sie wirkte zerbrechlich, rührend jung und verloren in dem viel zu großen Kleidungsstück. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, als ob sie seine Gedanken erraten hätte. Der Regen wurde stärker und prasselte auf das Laubdach der Bäume, das ihnen Schutz bot.
Brandt räusperte sich und wollte etwas sagen. Im gleichen Augenblick fragte sie: „Wie …?“
Er brach ab. „Fahr bitte fort.“
„Ich wollte fragen, wie es Maisy geht.“
„Sie steht in meinem Stall und ist wohlauf. Weshalb hast du sie überhaupt geritten? Justin hat dir sicher ein passenderes Pferd zur Verfügung gestellt.“
„Sie ist meine Freundin, und sie sah so unglücklich aus, als ich in den Stall kam. Man lässt seine Freunde nicht im Stich, nur weil sie alt und nicht mehr so nützlich wie früher sind. Arthur wollte sie loswerden, und das konnte ich nicht zulassen. Ich habe Belle geschrieben und sie gefragt, ob sie sie aufnehmen würden, und sie haben sofort nach ihr geschickt.“ Chloe sah ihn herausfordernd an. „Ich nehme an, du findest das sentimental und lächerlich.“
„Nein, ich finde es lobenswert. Du hast keine Angst, für diejenigen einzutreten, die dir etwas bedeuten. Ich erinnere mich gut daran, wie du Justin erklärt hast, er würde es noch sehr bedauern, wenn er Belle wehtäte, und dass mir das gleiche Schicksal widerführe, wenn ich nicht aufpasse.“
„Das habe ich auch so gemeint. Ich hätte es nicht ertragen, wenn einer von euch ihr ein Leid zugefügt hätte.“
„Ich weiß“, erwiderte er ruhig. „Tatsächlich begann ich von dem Moment an, meine Meinung über Belle zu ändern.“ Er war auf jenem Ball just in dem Augenblick zu seinem Cousin getreten, als Chloe, damals eine junge Debütantin, Justin drohte, er solle es nicht wagen, ihre geliebte Schwägerin zu verletzen. Als Brandt versucht hatte, ihre Worte ins Lächerliche zu ziehen, hatte sie ihm erklärt, wenn es sein müsse, würde sie den Rest ihres Lebens damit verbringen, dafür zu sorgen, dass jeder, der Belle etwas antat, einschließlich Brandt, es bedauerte. Vor diesem Zwischenfall war Chloe für ihn eine graue Maus gewesen, aber ihre beherzte Verteidigung hatte seine Meinung geändert. Plötzlich war ihm aufgefallen, wie ihr Gesicht aufleuchtete, wenn sie lächelte, und dass sie niemandem etwas vortäuschte und ehrlich war. Vor allem ihr Glaube an die Herzensgüte ihrer Schwägerin hatte ihn daran zweifeln lassen, ob Belle überhaupt an Luciens Komplott, Justin zu vernichten, beteiligt war.
„Ich bin froh darüber“, sagte sie leise.
„Ich auch. Sie hat meinen Cousin sehr glücklich gemacht.“
Ihre Blicke trafen sich. Dann bemerkte sie, dass Brandt ihren Mund betrachtete, und schluckte. Als er sie an den Schultern packte, an sich zog und seine Lippen auf ihre senkte, entschlüpfte ihr ein Stöhnen. Für einen kurzen Moment schien ihr Körper sich an ihn zu schmiegen, doch dann versteifte sie sich und wich zurück.
Er ließ sie los. „Chloe …“
Sie schüttelte den Kopf und zog seinen Rock enger um sich, als ob sie sich schützen müsste. „Ich bitte Sie, mich nicht wieder zu küssen, Mylord.“ Nun sah sie wieder wie die alte Chloe aus, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie ihn nicht leiden konnte. Die Chloe, die den Teufel in ihm weckte.
Er war im Begriff gewesen, sich bei ihr zu entschuldigen, aber ihr kühler Ton machte ihn wütend. „Warum nicht? Gestern hast du es anscheinend sehr genossen.“
Sie besaß den Anstand zu erröten. „Ich möchte keine Verlobung mit Küssen. Ich halte es für das Beste, wenn wir eine … praktische Vereinbarung hätten.“
„Und was genau stellst du dir darunter vor?“
„Eine Vereinbarung, bei der beide Parteien aus vernünftigen Gründen eine Verlobung eingehen, eher so etwas wie ein geschäftlicher Vertrag. Sie sind höflich zueinander, darüber hinaus gibt es keine weiteren Komplikationen.“
„Welche Art von Komplikationen?“
„Nun, Küsse zum Beispiel?“
„Inwiefern machen Küsse die Sache kompliziert?“
Chloe wurde
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