Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen)
sein Jagdgeschick die Nahrungsmittelversorgung sicherstellt. Die Frau hingegen, in der Erde nach Wurzeln wühlend, mit gebeugten Rücken ein paar Beeren klaubend, auf die Kinder aufpassend.
Realistisch betrachtet kann das so nicht funktioniert haben. Die Jagd auf Tiere setzt Teamwork voraus, also hoch entwickelte Kommunikation, Geschicklichkeit und Ausdauer. Eine frühzeitliche Sippe brauchte hier jeden kreativen und geschickten Geist gleich welchen Geschlechtes. Dann waren die Wildbestände sicher nicht so üppig, dass man nur hinter den nächsten Busch schauen musste, um auf etwas Erjagbares zu stoßen.
Hatte man nach langen Wanderungen endlich Wild aufgestöbert, musste man es erst mal zur Strecke bringen. Dem Wild hat es bestimmt nicht gefallen, einer Horde ausgehungerter Hominiden zu begegnen – es hat lieber das Weite gesucht oder sich gewehrt. Ja, und hatte die Sippe dann endlich unter Lebensgefahr etwas Essbares erlegt, musste sie es auch noch gegen andere, oft weit gefährlichere Jäger verteidigen, die auch in einem Zweibeiner ein durchaus probates Mahl sahen.
Bei Ausgrabungen steinzeitlicher Lagerstätten wurden vor allem Knochen analysiert und gezählt und so auf die Menge des Fleischkonsums geschlossen. Da hier der Zeitraum nur sehr ungenügend zu bestimmen ist, eine wenig genaue Methode. Pflanzliche Nahrungsmittel hinterlassen nach Jahrtausenden keine Spuren.
So gibt es eigentlich nur wenig Belege für die Ernährung des Menschen in seiner Frühzeit. Wahrscheinlich ist, dass der Fleischkonsum überbewertet wird. Dass der Mensch auch viel Aas zu sich nahm. Dass Wurzeln, Beeren und Frühformen des Getreides bereits regelmäßige und wichtige Bestandteile des Speiseplans waren. Zudem ließen sich diese Lebensmittel gut transportieren und bevorraten. So hatte manche Jägerin oder mancher Jäger bestimmt eine Handvoll Beeren, Getreidekörner oder eine Wurzel als Wegzehrung dabei.
Wäre das erjagte Fleisch die Hauptsäule der Ernährung, wäre so manche Sippe verhungert.
Trotzdem wird eine regelmäßige Versorgung mit Lebensmitteln immer die Ausnahme gewesen sein. Das Individuum, dass die wenige zur Verfügung stehende Nahrung am effektivsten verwertete, also speicherte, und dem Körper über einen möglichst langen Zeitraum zur Verfügung stellte (heute ein echter Nachteil), überlebte, konnte sich fortpflanzen, seine (genetischen) Fähigkeiten weitergeben. Schlecht dran waren die Menschen, die ihre Nahrung gut und schnell verwerteten (heute ein Vorteil), sie litten sehr schnell wieder Hunger.
Unser Körper hat sich seit der Zeit, als der Homo zum Sapiens wurde, nur wenig verändert. Ihr Zahnarzt wird es Ihnen bestätigen: Unser Gebiss ist noch immer das eines „Allesfressers“, unser Körper kann noch immer lange Zeit ohne Nahrung auskommen, ohne dass er Schaden nimmt.
Die Vorteile für das Überleben in der Steinzeit und auch in den Jahrtausenden danach kehren sich heute ins Gegenteil. Die ständige Überversorgung mit Lebensmitteln in den Industrienationen überfordert unsere Körper, sie werden krank. Einseitige Ernährung – die Wahl zwischen Tiefkühlpizza und Pizza vom Pizzadienst ist keine abwechslungs reiche Ernährung – lässt unseren Körpern keinen Raum, Anreicherungen von schädlichen Elementen abzubauen und auf der anderen Seite Lücken in der Versorgung insbesondere mit Spurenelementen zu schließen. Auch hier sind Krankheiten, die meist nur in ihrer Symptomatik behandelt werden, die Ursache.
Ab und zu hört man von einer „Steinzeitdiät“: viel Fleisch (als ob die Steinzeitmenschen nur Fleisch gegessen hätten), und das möglichst unverarbeitet, also roh. Auch in der „Blutgruppendiät“ nach Dr. James L. D‘Adamo wird der Blutgruppe O als der ursprünglichsten empfohlen, viel Fleisch und Wurzeln, also das Essen der Jäger und Sammler zu sich zu nehmen.
Ein charmanter Gedanke – und so naheliegend. Vor allem starke Fleischesser fühlen sich hier bestätigt. Aber mal abgesehen davon, dass die wenigsten Menschen heute noch über hunderte von Kilometern zu Fuß dem Wild nachjagen müssen und sie sich nicht gegen andere Fraßfeinde verteidigen müssen, sind die Ernährungsaussagen zu den frühen Formen der Menschen sehr ungenau.
Die heutigen Anforderungen an die individuelle Ernährung sind wesentlich komplexer und sollten die Umstände unseres heutigen Alltagslebens berücksichtigen.
Kulturhistorische Wurzeln sind die
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