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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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meine eigene Stimme klang überrascht.
    »Also … danke für das Wasser und Ihre Fürsorge. Mir geht es wieder besser. Ich mache mich wieder an die Arbeit.« Sie schob ihre Sonnenbrille hoch, nahm ihre Handtasche und genau in dem Augenblick, da sie sich erhob, um zu gehen, kam Matilda. Verlegen ließen sie sich auf das Spiel »zuerst Sie, nein Sie« um den besetzten Tisch herum ein. Die Frau rempelte zunächst Matildas linke Schulter an, dann an die rechte. Als sie schließlich frei war, schien es, als ob sie nicht schnell genug von uns wegkommen könnte.
    Matilda und ich sahen ihr verwundert hinterher, wie sie ins Funky Monkey nebenan ging.
    Matilda setzte sich und glättete ihr Haar, als ob sie gerade einen kleinen Tornado überlebt hätte. »Wer war denn das? Oder besser, was war das?«
    Ich konnte den Blick nicht von der Ladentür abwenden. »Keine Ahnung. Nur eine Frau … Ich hielt sie für krank, also bin ich zu ihr gegangen«, sagte ich. »Aber weißt du was?« Grinsend wechselte ich das Thema. » Ich habe gerade einen Mann gebeten, mit mir auszugehen. Und das Beste ist: Er hat Ja gesagt!«
    »Na, dann aber wirklich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    »Ja, und dann diese Frau … Sie behandelte mich, als ob ich irgendwie berühmt sei, nur weil ich diesen Typen nach seiner Telefonnummer gefragt habe. Es war komisch. Sie sieht zwar überhaupt nicht aus wie ich, doch sie erinnerte mich ein wenig daran, wie ich im letzten Jahr war. Irgendwie schüchtern. Irgendwie traurig. Jedenfalls habe ich das Gefühl, immer mehr Selbstvertrauen zu bekommen. Ich glaube, ich bin bereit, als Begleiterin zu arbeiten. Hier«, sagte ich und holte mein Gelöbnis aus der Tasche. »Unterzeichnet, besiegelt und zurückgegeben.«
    »Danke dir«, sagte sie und steckte das Dokument weg. Plötzlich sah sie nachdenklich aus. »Ich frage mich, ob wir da gerade eine potentielle S.E.C.R.E.T. -Kandidatin gesehen haben.«
    »Du meinst diese Frau?«
    Matilda nickte.
    »Ich weiß noch nicht mal, ob sie Single ist.«
    »Das lässt sich leicht herausfinden.«
    Plötzlich war ich ganz aufgeregt. »Du glaubst, ich sollte versuchen, Kontakt zu ihr aufzunehmen? Was, wenn sie mich für verrückt hält?«
    »Jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Du siehst übrigens großartig aus.«
    Ich sah an mir hinab. Mein Outfit war nicht zu aufgetakelt: eng anliegende Hüftjeans und ein graues Trägershirt unter einem cremefarbenen Cord-Jackett. Nie würde ich eine von diesen aufgedonnerten Tussen sein, die donnerstags abends die Frenchmen bevölkerten und mit unsicheren Schritten auf heimtückischen Absätzen über die löchrige Straße stolperten. Und ich konnte absolut nicht verstehen, warum ich mich für den Besuch im Supermarkt schminken sollte. Aber nachdem ein paar der attraktivsten Männer, die ich je gesehen hatte, mir ein Jahr lang versichert hatten, dass ich schön und begehrenswert war, wollte ich mich schon von meiner besten Seite zeigen.
    »Nach dem Essen gehen wir nach nebenan und unterhalten uns ein bisschen mit dieser Frau.«
    »Heute? Jetzt?« Das alles ging mir zu schnell. Warum war ich so nervös?
    »Mach dir keine Sorgen, Cassie. Ich nehme das Zepter in die Hand, und du folgst mir«, versicherte Matilda und überflog die Speisekarte.
    Oh mein Gott. Na dann mal los.

VIER
    Dauphine
    Ich konnte gar nicht schnell genug aus dem Ignatius wegkommen. Wieder im Laden schoss ich an Elizabeth vorbei in mein Büro und schlug die Tür hinter mir zu. Dort schob ich die Sonnenbrille nach oben, um mich im Schminkspiegel auf meinem Schreibtisch näher zu begutachten. Meine Wangen waren von dem Zusammentreffen mit der dunkelhaarigen Frau gerötet. Um die Augen herum entdeckte ich winzige Fältchen. Auch das Stirnrunzeln, dem meiner Mutter so ähnlich, hatte seine Spuren hinterlassen. Wurde ich langsam alt? War ich ein für alle Mal nicht mehr begehrenswert? Mark hatte sich zu ihr gesetzt, nicht zu mir. Er hatte mit ihr geflirtet, hatte ihr seine Telefonnummer gegeben, nicht mir.
    »Du konzentrierst dich immer nur aufs Negative, Liebling. Das hast du von deinem Vater und seiner Familie«, hörte ich im Geiste die gedehnte Stimme meiner Mutter. Diese Eigenheit war eine spezielle Südstaatenvariante der Depression, die eher auf genetische Bürde als auf einen niedrigen Serotoninspiegel zurückzuführen war.
    Ich ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen und sah mich in meinem Büro um. Ich hatte zu viele Klamotten. Aber ich war schließlich zwanghaft

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