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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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in Gedanken.
    Abrupt hielt Roar inne; der Löffel, den er zum Mund hatte führen wollen, schwebte auf halber Strecke in der Luft. Dann erklärte er: »Nein … Ich bin mir ziemlich sicher, dass
du
das bist.«
    Sie ist gemein. Kann sein, dass ich ihr wehtun möchte.
    Roar grinste. »Das will ich sehen.«
    »Was sagt man dazu!«, empörte sich Brooke. »Jetzt macht sie Roar an. Ich weiß, dass du mich hören kannst, Maulwurf. Du verschwendest deine Zeit. Er gehört Liv.«
    Ruckartig zog Aria ihre Hand zurück.
    Roar seufzte und betrachtete sie. Dann legte er seinen Löffel auf den Tisch und schob seine Schale fort. »Komm, lass uns gehen. Ich will dir was zeigen.«
    Sie zog die Beine unter dem Tisch hervor und folgte Roar, die Augen fest auf seinen Rücken gerichtet. Als sie an Perry vorbeikam, verlangsamte sie ihre Schritte und gestattete sich einen schnellen Blick auf ihn. Er hörte Reef zu, der ihm gegenübersaß, aber er schaute kurz hoch und ihre Blicke trafen sich.
    Aria wünschte, sie könnte ihm sagen, wie sehr er ihr fehlte und dass sie am liebsten bei ihm am Tisch sitzen würde. Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie es ihm ja durch ihre Stimmung mitgeteilt hatte.
    Roar führte sie einen Pfad entlang, der sich durch Sanddünen schlängelte. Ätherlicht drang durch die Wolken und verlieh dem Weg und dem hohen, raschelnden Gras einen sanften Schimmer. Ein Rauschen mischte sich unter das leise Pfeifen des Windes. Es bewegte sich auf sie zu – Zischen, Raunen und Tosen – und wurde mit jedem ihrer Schritte lauter.
    Als sie über die letzte Düne kamen, blieb Aria stehen. Vor ihr breitete sich der Ozean aus, unendlich lebendig, und erstreckte sich, so weit das Auge reichte. Sie hörte eine Million Wellen, jede einzelne ausgeprägt und wild, die zusammen zu einem Chor verschmolzen, der heiterer und großartiger war als alles, was sie kannte. Obwohl sie das Meer schon oft in den Welten gesehen hatte, war sie nicht auf dieses echte Erlebnis vorbereitet.
    »Wenn Schönheit einen Klang hätte, dann diesen«, murmelte sie.
    »Ich wusste, dass es helfen würde, hierherzukommen«, sagte Roar stolz, sein Lächeln ein weißer Blitz in der Dunkelheit. »Horcher sagen, das Meer berge jedes Geräusch, das je gehört wurde. Man muss ihm nur lauschen.«
    »Das wusste ich gar nicht.« Aria schloss die Augen, ließ sich von dem Geräusch einhüllen und lauschte auf die Stimme ihrer Mutter. Wo waren Luminas ruhige Beteuerungen, mit Geduld und Logik könne man jedes Problem lösen? Aria konnte sie nicht hören, glaubte aber fest, dass sie da waren.
    Nach einer Weile warf sie Roar einen Blick zu und schob ihre Trauer entschlossen beiseite. »Siehst du – du hast mir doch nicht alles beigebracht.«
    »Stimmt«, gab Roar zu. »Ich kann doch nicht riskieren, dich zu langweilen.«
    Gemeinsam schlenderten sie in Richtung Wasser. Dann setzte sich Roar in den Sand, lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Sag mal, warum verstellt ihr euch?«
    Aria setzte sich neben ihn. »Es ist besser so«, erklärte sie und grub die Finger in den Sand. Die obere Schicht speicherte noch die Wärme des Tages, aber darunter fühlte sich der Sand kühl und feucht an. Langsam ließ sie eine Handvoll auf Roars Knie rieseln. »Du hast ja gehört, wie sehr sie mich hassen. Stell dir nur mal vor, sie wüssten, dass Perry und ich zusammen sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja auch nicht.«
    »Was weißt du nicht?« Roar lächelte, als habe er vor, sie auf den Arm zu nehmen. Der Moment fühlte sich unglaublich vertraut an, obwohl sie noch nie zuvor hier gewesen waren. Wie oft hatten sie wohl im Winter über Perry und Liv geredet?
    Aria ließ noch eine Handvoll Sand auf sein Knie rinnen und lauschte auf das leise Rieseln unter dem Tosen der Brandung. »Es war meine Idee. So ist es am sichersten, und trotzdem fällt es mir schwer, so zu tun, als sei ich jemand anderes. Es kommt mir so vor, als sei da eine Glaswand zwischen uns. Als könnte ich ihn nicht berühren … ihn nicht erreichen. Kein schönes Gefühl.«
    Roar wackelte mit dem Knie, sodass ihr kleiner Sandhaufen umkippte. »Hört sich seine Stimme noch immer so an wie Rauch und Feuer?«
    Aria verdrehte die Augen. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich dir das jemals erzählt habe.«
    Er neigte den Kopf zur Seite – eine Geste, die typisch war für Perry – und legte eine Hand auf sein Herz, was Perry allerdings überhaupt nicht entsprach. »Aria, du duftest … wie eine blühende

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