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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Tassen, als ein paar rosa Blüten auf den Tisch herabschwebten. Aria horchte auf das gluckernde Geräusch, das klar und deutlich, aber auch seltsam künstlich klang. Der kräftige, köstliche Duft ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Alles war so wie schon in den letzten Monaten. Eine phantasievolle Welt. Dieser Tisch und die Stühle. Starker, schwarzer Kaffee. Bis auf die Tatsache, dass Hess’ Hände zitterten.
    Er trank einen Schluck Kaffee. Als er seine Tasse abstellte, ertönte ein klapperndes Geräusch. Dann musterte er sie. »Ich bin enttäuscht, Aria. Du kommst zu spät. Ich dachte, ich hätte dir die Dringlichkeit deiner Aufgabe klargemacht. Jetzt frage ich mich allerdings, ob du daran erinnert werden musst, was auf dem Spiel steht, wenn du scheiterst.«
    »Ich weiß, was auf dem Spiel steht«, entgegnete sie knapp.
Talon. Reverie. Alles
.
    »Und trotzdem hast du einen kleinen Umweg eingelegt. Glaubst du, ich wüsste nicht, wo du steckst? Du bist bei dem Onkel des Jungen. Peregrine.«
    Hess verfolgte ihre Bewegungen über das Smarteye. Es überraschte Aria nicht, aber trotzdem spürte sie, wie ihr Puls sich beschleunigte. Sie wollte nicht, dass er irgendetwas über Perry erfuhr. »Ich kann noch nicht nach Norden weiterziehen, Hess. Der Pass zu den Hörnern ist vereist.«
    Er beugte sich vor. »Ich könnte dich schon
morgen
mit einem Hovercraft hinbringen lassen.«
    »Die Hörner
hassen
uns«, wandte Aria ein. »Sie haben die Einheit nicht vergessen. Ich kann nicht einfach als Siedlerin dort auftauchen.«
    »Das sind alles Barbaren«, befand Hess und machte eine abschätzige Handbewegung. »Es ist mir egal, was sie denken.«
    Aria bemerkte, wie schnell ihre Atmung ging. Roar setzte sich auf. Er beobachtete sie aufmerksam und spürte ihre Anspannung.
Barbaren
. So hatte sie einst auch gedacht. Jetzt schenkte Roars Anwesenheit ihr Sicherheit und beruhigte sie.
    »Sie müssen mich das auf meine Art tun lassen«, forderte sie.
    »Deine Art gefällt mir nicht. Du meldest dich zu spät. Du verschwendest Zeit mit einem Außenseiter. Ich will diese Information, Aria. Bring mir Koordinaten. Eine Richtung. Eine Karte. Irgendetwas.«
    Während er sprach, bemerkte sie die Verschlagenheit in seinen kleinen Augen und die Röte, die unter seinem Kragen hinaufkroch. Während all ihrer Treffen im Lauf des Winters hatte sie ihn nie so nervös und aggressiv erlebt. Irgendetwas ängstigte ihn.
    »Ich will Talon sehen«, verlangte sie.
    »Erst, wenn du mir bringst, was ich brauche.«
    »Nein«, widersprach sie. »So lange kann ich nicht warten. Ich muss ihn …«
    Alles erstarrte. Die Kirschblüten bewegten sich nicht mehr, verharrten um sie herum in der Luft. Das Geräusch des Windes war verschwunden, und Totenstille breitete sich aus. Nach ein paar Sekunden stiegen die Blütenblätter plötzlich nach oben, schienen sich dann jedoch zu fangen und schwebten wieder normal nach unten auf den Boden, während auch die Geräusche wiederkehrten.
    Aria sah den schockierten Ausdruck auf Hess’ Gesicht. »Was war das?«, fragte sie. »Was ist da passiert?«
    »Komm in drei Tagen wieder!«, fauchte er. »Sei pünktlich. Und ich rate dir eines: Bis dahin solltest du besser auf dem Weg nach Norden sein.« Dann löste sich sein Bild auf und verschwand.
    »Hess!«, rief sie.
    »Aria, was ist los?«
    Das war Roars Stimme. Aria verlagerte ihren Fokus und schaute ihn an. Er runzelte besorgt die Stirn.
    »Alles in Ordnung«, beruhigte sie ihn und ging im Kopf schnell die Befehle durch, um das Eye abnehmen zu können. Zornig umklammerte sie das Plastikobjekt, und Wut verschleierte ihren Blick.
    Roar rückte näher zu ihr. »Was ist denn passiert?«
    Aria schüttelte den Kopf. Sie war sich selbst nicht ganz sicher. Irgendetwas stimmte nicht. Nie zuvor hatte sie erlebt, dass eine Welt erstarrte. Hatte Hess das absichtlich getan, um ihr Angst zu machen? Doch er war ja ebenfalls nervös gewesen. Was versuchte er zu verbergen? Warum sollte sie so dringend zu den Hörnern reisen? Warum die plötzliche Eile?
    »Aria, rede mit mir«, forderte Roar sie auf.
    »Hess weiß, dass ich hier bin. Und er will, dass ich sofort nach Norden aufbreche.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und erwähnte Talon lieber nicht. »Es kümmert ihn nicht, dass der Pass vereist ist.«
    »Er ist ein Mistkerl, dieser Hess.« Roar hob die Augen und schaute den Strand hinauf. »Aber ich habe gute Nachrichten für dich. Hier kommt deine Gelegenheit, das Glas zu

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