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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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brennen Feuer, und in den Grenzgebieten
wimmelt
es nur so von Versprengten. Der Stamm der Rosen und der Stamm der Nacht mussten ihre Dörfer aufgeben. Es heißt, sie hätten sich zusammengeschlossen und auf die Suche nach einer Festung gemacht.«
    Perry warf Reef einen Blick zu, der bedächtig nickte, denn er dachte das Gleiche wie Perry. Die Rosen und die Nächtler waren zwei der größten Stämme der Außenwelt und zählten jeweils Tausende von Angehörigen. Die Tiden brachten es nur auf knapp vierhundert, Kinder, Säuglinge und Alte eingeschlossen. Perry hatte die Tiden auf mögliche Überfälle vorbereitet, aber gegen eine solche Übermacht hatten sie keine Chance.
    Er atmete tief ein, und die Gerüche, die er aufnahm, waren warm und schwer. So weit hinten in der Halle stand die Luft förmlich. »Irgendwelche Hinweise darauf, in welche Richtung sie ziehen?«
    »Nein«, antwortete Shade lächelnd. »Keine.«
    Perry schaute über das Meer aus Köpfen hinweg zu Aria. Bear nahm gerade einen dünnen Kupferstift aus der Holzschachtel mit den Tätowierungsutensilien und hielt ihn über eine Kerze, um die scharfe Spitze zu erhitzen. Gleich würde er sie in Arias Haut stechen und ihre Zeichnung aufbringen. Nicht richtig angewendet, konnte das Instrument tödlich sein. Kopfschüttelnd schob Perry diesen Gedanken beiseite.
    »Was gibt es sonst noch?«, fragte er, während er gleichzeitig spürte, wie Übelkeit in seiner Kehle aufstieg und ihm eine Schweißperle den Rücken hinunterrann. »Was ist mit der Blauen Stille?«
    »Ah … Darüber wird viel geredet, Peregrine. Die Stämme machen sich auf die Suche danach. Manche ziehen nach Süden, durch das Shield Valley. Andere nach Osten, Richtung Mount Arrow. Die Quitten waren im Norden, jenseits der Hörner, kamen aber mit nichts als leeren Mägen wieder zurück. Viel Gerede, wie du siehst, aber da ist nichts dran.«
    »Angeblich soll Sable wissen, wo die Blaue Stille liegt«, hakte Perry nach.
    Shade zuckte zurück, und seine Kluft klimperte und bimmelte. »Ja, das behauptet er. Aber ich bin kein Witterer wie du. Ich weiß nicht, ob er die Wahrheit sagt. Falls er es wirklich weiß, verrät er es jedenfalls keiner Menschenseele. Man sagt, es gebe einen Jungen, der den Äther kontrollieren kann – das könnte dich vielleicht interessieren. Ein solches Kind könnte in einer Zeit wie dieser von großem Nutzen sein.«
    Perry blieb ruhig, auch wenn sein Puls schneller ging. Wie viel wusste Shade? Aus dem Augenwinkel sah er, wie Cinder seine Mütze tiefer ins Gesicht zog. »Das ist nicht möglich.«
    »Nun ja … Es ist schwer zu glauben.« Shade schien enttäuscht, weil es ihm nicht gelungen war, Perrys Interesse zu wecken, denn sofort lieferte er bereitwillig die nächste Information. »Die Schneeschmelze hat dieses Jahr im Norden früh eingesetzt. Der Pass nach Rim ist frei. Du kannst Olivia jetzt besuchen.«
    Liv. Perry war vollkommen überrascht, den Namen seiner Schwester zu hören. »Sie ist nicht bei den Hörnern. Sie hat es nicht bis dahin geschafft.«
    Shade zog die Augenbrauen hoch. »Ach, nein?«
    Perry erstarrte. »Was weißt du über Liv?«
    Shade lächelte. »Anscheinend mehr als du.« Er schien zufrieden; offensichtlich besaß er jetzt eine Information, mit der er handeln konnte. Aber er hatte die Rechnung ohne Roar gemacht.
    Als Perry sich umdrehte, sah er seinen Freund als verschwommenen dunklen Blitz über den Tisch springen, dicht gefolgt von lautem Rumpeln und dem Klirren von Löffeln, Ringen und anderem billigen Schmuck. Reef und Gren zogen ihre Messer, und dann schien einen Moment lang alles stillzustehen. Perry kletterte über den Tisch, wo Roar sich auf Shade gestürzt hatte.
    »Wo ist sie?«, zischte Roar und drückte Shade die Messerspitze an die Kehle.
    »Sie ist zu den Hörnern gegangen. Mehr weiß ich nicht.« Shade warf Perry einen verängstigten Blick zu. »Sag es ihm, Witterer! Es ist die Wahrheit. Ich würde dich doch nicht anlügen.«
    In der Halle wurde es still. Alle Augen richteten sich auf den Unruheherd. Perrys Beine zitterten, als er sich erhob. Er zog Roar auf die Füße und fing die Stimmung seines Freundes auf, ein glühendes Scharlachrot.
    »Raus mit dir!« Er schob Roar in Richtung Tür. Sie benötigten beide frische Luft, ehe sie sich um Shade kümmerten. Perry konnte heute Abend kein Blutvergießen gebrauchen.
    »Sable hat sie gefunden.« Roars Augen zuckten nervös in alle Richtungen, als Perry ihn durch den großen Raum nach

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