Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
draußen führte. »Es kann gar nicht anders sein. Der Mistkerl hat sie aufgespürt und verschleppt. Ich muss zu ihr. Ich muss …«
    »
Nach draußen
, Roar.«
    Fragende Blicke folgten ihnen auf dem Weg durch die Halle. Perry konzentrierte sich auf die Tür und stellte sich die kühle Nachtluft vor.
    Doch dann blieb Roar plötzlich stehen und drehte sich so abrupt um, dass Perry fast mit ihm zusammengestoßen wäre. »Perry …
Sieh dir das an

    Perry folgte Roars Blick zu Aria. Bear trieb den Stift mit schnellen, kurzen Stichen in ihren Arm und tätowierte sie. Aber Aria schwitzte, und die Haare klebten an ihrem Hals. Sie schaute hinüber, fing seinen Blick auf. Irgendetwas stimmte nicht.
    In Windeseile war er bei ihr. Als Bear ihn sah, schreckte er zusammen und riss den Stift zurück. Blut tropfte an Arias Arm hinunter. Zu viel Blut. Viel zu viel. Ein Teil der Tätowierung war fertig; die fließenden Linien der Horcher-Zeichnung reichten bis zur Hälfte über ihren Bizeps. Aber die Haut rund um diesen tätowierten Bereich war rot und geschwollen.
    »Was ist das?«, fragte Perry aufgebracht.
    »Sie hat dünne Haut«, verteidigte sich Bear. »Ich mache es so, wie ich es gelernt habe.«
    Arias Gesicht wirkte kreidebleich, und sie war in sich zusammengesackt. »Ich schaff das schon«, sagte sie mit schwacher Stimme. Aber sie schaute ihn nicht an, starrte nur unverwandt ins Feuer.
    Perrys Augen blieben an dem Tintenfass hängen, als er auch schon etwas Fauliges roch. Er nahm das kleine Kupfergefäß und hielt es sich an die Nase. Unter der Tinte nahm er einen muffigen, moderigen Geruch wahr.
    Schierling.
    Zuerst konnte sein Verstand die Information nicht zuordnen, aber dann wurde es ihm schlagartig bewusst.
    Gift
.
    Die Tinte war vergiftet.
    Das Kupferfässchen knallte gegen den Rauchabzug, noch bevor er begriff, dass er es fortgeschleudert hatte. Tinte spritzte über das Sims, die Wand und den Boden.
    »Was hast du getan?«, schrie Perry. Die Trommeln verstummten. Alles wurde still.
    Bears Blick schoss von dem Kupferstift zu Arias Arm. »Was meinst du?«
    Aria kippte nach vorn. Sofort ließ Perry sich auf die Knie fallen und fing sie gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie von der Bank rutschte. Ihre Haut brannte unter seinen Händen, und sie lehnte mit ihrem ganzen Gewicht schlaff und schwer gegen ihn. Das durfte einfach nicht wahr sein! Er wusste nicht, was er tun sollte. Konnte keine Entscheidung treffen. Übelkeit und Angst strömten durch seinen Körper und lähmten ihn.
    Er hob sie hoch und nahm sie auf die Arme. Ehe er sichs versah, war er in seinem Haus, marschierte in Vales Zimmer und legte Aria auf das Bett. Dann riss er sich den Gürtel herunter, sodass sein Messer klirrend zu Boden fiel. Er band den Gürtel um ihren Bizeps und zog ihn fest zu, denn er musste verhindern, dass das Gift in ihr Herz gelangte.
    Perry nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Aria?« Ihre Pupillen waren so geweitet, dass er kaum das Grau ihrer Iris erkennen konnte.
    »Ich kann dich nicht sehen, Perry«, murmelte sie.
    »Ich bin hier, direkt neben dir.« Er kniete sich an das Bett und nahm ihre Hand. Wenn er sie nur fest genug hielt, würde sie durchkommen. Sie musste einfach. »Alles wird gut.«
    Roar kam ins Zimmer und stellte eine Lampe auf den Nachttisch. »Molly ist unterwegs. Sie holt nur schnell alles, was sie braucht.«
    Perry schaute auf Arias Arm. Die Venen rund um ihre Tätowierung sahen aus wie Schnüre und waren dunkelviolett. Mit jeder Sekunde wurde ihr Gesicht blasser. Seine Hand zitterte, als er ihr über die Stirn strich, und er dachte an die Krankenstation bei Marron. Er hatte nichts dergleichen hier. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so
primitiv
gefühlt wie in diesem Moment.
    »Perry«, hauchte Aria.
    Er drückte ihre Hand. »Ich bin hier, Aria. Ich gehe nicht weg. Ich bin …«
    Ihre Lider wurden schwer, und als ihre Augen sich schlossen, stürzte er wieder tief unter Wasser, in die dunkle Kälte, wo es kein Oben gab. Keine Luft, mit der er seine Lungen füllen konnte.
    »Sie atmet noch«, sagte Roar hinter ihm. »Ich höre sie. Sie ist nur bewusstlos.«
    Endlich kam Molly und brachte einen Topf mit einer kreideartigen, weißen Paste. Sie wurde gegen Ausschläge angewendet, die durch Gift verursacht waren.
    »Das nützt nichts!«, fuhr Perry sie aufgeregt an. »Das Gift ist
in
ihrer Haut.«
    »Ich weiß«, entgegnete Molly ruhig. »Ich hab mir die Wunde ja noch nicht ansehen können.«
    »Was sollen wir tun?

Weitere Kostenlose Bücher