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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Arme zu befreien. Sie musste ihn abschütteln, konnte sich aber nicht bewegen. »Ich habe keine Angst vor dir!«
    »Bist du sicher?« Er sprang auf sie zu und packte sie um die Taille.
    »Ich bin es, Aria! Alles ist gut. Ich bin es.«
    Roars Stimme. Sorens Gesicht. Sorens Hände, die sich um sie schlangen.
    Aria wehrte sich gegen seine Umklammerung. Sie wusste nicht, wovor sie Angst haben musste. Hatte keine Ahnung, was real war und was nicht oder warum sich ihr Blut wie kochendes Wasser in den Adern anfühlte. Sie fiel gegen die Hochbeete, trat um sich und kämpfte, bis alles um sie herum grau und schließlich schwarz wurde.

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Peregrine
| Kapitel Dreizehn
    Als Perry das Kochhaus betrat, stand Wylan auf einem Tisch vor einer kleinen Ansammlung von Zuhörern. Es war schon spät – nur ein paar Lampen brannten noch in der düsteren Halle, und die meisten hatten für die Nacht ihre Häuser aufgesucht.
    »Er ist ein Hitzkopf, das ist er schon immer gewesen«, verkündete Wylan. »Er ist mit der Siedlerin
zusammen
. Das hat er uns aber verschwiegen, und jetzt behauptet er, er würde nach Norden ziehen, um die Blaue Stille zu suchen. Glaubt ihm nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn er für immer verschwindet!«
    »Ich bin wieder da«, sagte Perry mit schneidender Stimme. Er war vollkommen konzentriert, so kühl wie die Klinge des Messers in seiner Hand.
    Wylan wirbelte herum und wäre fast vom Tisch gefallen. Die Leute rund um Perry hielten die Luft an und starrten auf das Messer.
    Bear hob die Hände. »Ich hatte keine Ahnung, Perry. Ich hätte doch nie …«
    »Ich weiß.« Bears Stimmung bewies seine Unschuld. Er war genauso schockiert gewesen wie Perry. Als Perry einen tiefen Atemzug nahm, färbte sich der Rand seines Sichtfeldes blau. »Wer hat das getan?« Er schaute prüfend in die Gesichter um ihn herum.
    Niemand antwortete.
    »Glaubt ihr, euer Schweigen würde euch schützen?« Er ging an Rowan und Old Will vorbei, bewegte sich durch die versammelten Tiden und pumpte Luft in seine Lungen. Inhalierte.
    Filterte.
    Suchte.
    »Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wie klar und deutlich Schuld in meiner Nase riecht?«
    Dann fing er den ranzigen Gestank der Angst auf und folgte ihm. Erschreckt wich der Stamm zurück, stolperte gegen Bänke und Tische. Alle außer Gray, der wie ein Baum stehen blieb. Perrys Blick verengte sich und richtete sich auf ihn. Der Bauer schüttelte den Kopf, und sein Gesicht erstarrte vor Angst.
    »Sie ist ein
Maulwurf
! Sie ist keine von uns! Sie hat
kein Recht
, eine Zeichnung zu bekommen!«
    Perry stürzte sich auf Gray. Zusammen fielen sie krachend zu Boden, rissen andere mit. Dann trat jemand gegen seine Hand, und das Messer flog durch die Luft. Hände legten sich auf seine Schultern, aber sie konnten ihn nicht aufhalten. Er war jetzt pure Entschlossenheit, reine, konzentrierte Kraft – sämtliche angestaute Angst bahnte sich durch seine Faust einen Weg.
    Eins …
    Zwei …
    Drei Mal, bevor Reef und Bear ihn fortreißen konnten.
    Perry kämpfte sich zurück, fluchte, schlug um sich. Er hörte Knochen brechen, aber das war nicht genug, denn Gray war noch immer am Leben. Bewegte sich noch immer am Boden.
    Bear packte Perry, hob ihn hoch und warf ihn nach hinten. »
Schluss jetzt!
Er hat Söhne.«
    Perry krachte gegen einen Tisch. Reef erschien vor ihm, rammte ihm einen Unterarm gegen den Hals und setzte ihn außer Gefecht. »Sieh mich an, Peregrine!«
    Er zwang sich, Reef in die Augen zu schauen.
    »Lass ihn gehen, als Versprengter«, sagte Reef.
    Perry schaute zu den beiden Jungen, die in der Menge standen. Gestern auf dem Feld hatten sie noch gelacht und mit Brookes Bogen geschossen. Jetzt klammerten sie sich aneinander und weinten.
    Reef trat zurück und ließ ihn los.
    Ein paar Meter weiter lag Gray auf der Seite. Dunkles Blut strömte aus seiner Nase und bildete eine Lache auf den Bodendielen.
    »Hebt ihn auf!«, befahl Perry. Hyde und Straggler zogen ihn auf die Füße und hielten ihn aufrecht. Gray konnte nicht allein stehen. »Warum?«, fragte Perry ihn. »Warum hast du das getan?«
    »Sie verdient keine Zeichnungen! Sie gehört nicht einmal zu uns.
Aber ich schon!
«
    »Nicht mehr«, berichtigte ihn Perry. »Dieses Recht hast du verwirkt. Bis morgen früh bist du von meinem Land verschwunden.«
    Als Gray von Hyde und Straggler nach draußen geschleift wurde, senkte Perry den Kopf und spuckte das warme Blut in seinem Mund aus. Offenbar hatte auch er einen Schlag abbekommen.

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