Getrieben: Thriller (German Edition)
Nottreppe zu finden, und sprintete in den dritten Stock. Vorsichtig spähte sie durch einen Spalt in der Tür und sah, dass der Flur menschenleer war. Zimmer 333 war eine Ecksuite am Ende des Ganges. Mit zügigen Schritten durchquerte Danni den Flur. Von irgendwo hinter ihr drangen Stimmen an ihr Ohr. Gäste oder Zimmermädchen? Sie wandte den Kopf ab und zog die Schlüsselkarte durch das Lesegerät. Eine Frau kicherte beschwipst. Gäste also, Zimmermädchen tranken keinen Alkohol. Das Lämpchen am Lesegerät schaltete auf Grün, und Danni betrat das Zimmer.
Mit einer Stablampe, die sie aus ihrer Gürteltasche geholt hatte, durchsuchte sie Revys Zimmer. Der Zimmerservice war schon da gewesen. Auf dem sorgfältig gemachten Bett lag ein Frotteebademantel, und davor standen ein Paar Hausschuhe. Statt der Schokolade auf dem Kopfkissen lagen drei Pralinépastetchen auf dem Nachttisch. Gedämpft ertönte klassische Musik. Danni ging von der Frisierkommode zum Kleiderschrank und schließlich zum Schreibtisch und suchte überall nach Dokumenten, Notizen und persönlichen Papieren. Auf dem Schreibtisch stand ein aufgeklappter Laptop. Sie drückte auf Enter, und der Bildschirm leuchtete auf. Offensichtlich hatte Revy vom Zimmer aus Zugang zum Internet.
Sie überprüfte die zuletzt aufgerufenen Adressen im Browser und stellte fest, dass Revy sich mithilfe von Society-Seiten im Internet über seine Gäste bei der Dinnerparty informiert hatte. In jedem von uns steckt ein kleiner Spion, dachte Danni und suchte weiter. Sie fand Adressen von Pokerseiten, der Sportwetten des Bellagio Hotels in Las Vegas, von englischen Off-Track-Wetten, und als sie auf Suchanfragen nach »Ashok Armitraj«, »Lord Balfour« und »Risiken für Touristen in Pakistan« stieß, hielt sie inne.
Die letzte Adresse führte sie zur Fluggesellschaft Emirates.
Doppelklick.
Auf dem Bildschirm erschien eine Reservierungsbestätigung für einen Flug erster Klasse, Sitz 2A, von Zürich nach Dubai, ausgestellt auf Dr. M. Revy. Weiterflug mit Pakistan International Airlines nach Islamabad. Danni prägte sich alle Details des Fluges genauestens ein. Sie spürte, wie ihr Herz raste und eine innere Stimme in ihrem Kopf lautstark protestierte. Wir sind noch nicht so weit.
Nachdem sie den Browser geschlossen hatte, starrte sie nachdenklich auf den Desktop. Dann gab sie »Balfour Armitraj« als Suchbegriff ein und drückte auf Enter. Sofort wurde eine Reihe Ordner angezeigt, darunter auch einer mit dem Titel »Armitraj Anamnese«. Danni steckte einen USB-Stick in den Laptop und kopierte alle Ordner über den indischen Waffenhändler. Doch das war noch längst nicht alles, was sie mit Revys Rechner vorhatte.
Als die Ordner auf dem USB-Stick gespeichert waren, öffnete Danni eine Spionagesoftware mit Namen »Remora«. Remora war der eigentliche Grund für ihren nächtlichen Besuch bei Revy. Wie der gleichnamige Fisch heftete sich Remora an sein Opfer und folgte diesem auf Schritt und Tritt. In Revys Fall würde Remora jedes Mal, wenn dieser den Computer anschaltete, aktiv werden und alles, angefangen von Textdateien über die Internetnutzung bis hin zu E-Mails, über WLAN direkt an Division weiterleiten. Wann immer Revy einen Brief schreiben, ein Dokument aufrufen oder Korrekturen und Änderungen speichern würde, würden diese Informationen umgehend nach Washington geschickt werden. Jedes Mal, wenn Revy sich ins Internet einloggte, würde Connor erfahren, welche Seiten er wie lange besucht hatte. Und alle E-Mails, die der gute Doktor schrieb oder erhielt, würden ebenfalls auf Connors Computer landen.
Nach zehn Sekunden war der Download des Programms abgeschlossen, und nach weiteren zehn Sekunden zog Danni den USB-Stick aus dem Laptop und steckte ihn in ihre Tasche.
Einen Moment lang rührte sie sich nicht vom Fleck und lauschte. Im Hotel herrschte Totenstille. Dann warf sie einen prüfenden Blick auf die Uhr. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
Ein Dokument hatte sie noch nicht gefunden.
Danni kehrte zum Schrank zurück und durchsuchte Revys Jacketts und Hosentaschen. Nichts. Sie warf einen Blick ins Badezimmer. Wieder nichts. Schließlich entdeckte sie Revys Aktentasche unter dem Bett. Sie zog sie hervor und knackte im Handumdrehen das Schnappschloss. In der Tasche befanden sich jede Menge Papiere: Akten, Broschüren, Papiere – alle sauber sortiert und ordentlich abgeheftet. Revys Pass steckte in einer der Seitentaschen. Danni zog ihn heraus, schlug ihn auf und
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