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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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existiert. »Nichts«, entgegnete sie. »Vergiss die Sache. Wenn du morgen nicht abreist, mache ich meine Drohung wahr. Hörst du?«
    Jonathan schwang ein Bein über den Fenstersims und tastete mit den Zehen nach einer Spalte. Vorsichtig kletterte er Stück für Stück an der Wand entlang nach unten.
    Erst als er wieder bei fest verschlossenem Fenster an seinem Schreibtisch saß und sich emsig notierte, was er im obersten Stockwerk entdeckt hatte, fiel ihm siedend heiß ein, dass er Connors USB-Stick auf Balfours Schreibtisch vergessen hatte.

59.
    Balfour betrat Jonathans Zimmer, ohne anzuklopfen. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, erkundigte er sich. »Keine imaginären Eindringlinge, die Sie entführen wollten?«
    Jonathan erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch, wo er gerade damit beschäftigt gewesen war, Balfours medizinische Befunde zu studieren. »Mir geht es gut«, sagte er mit sorgenvoller Miene. »Ist alles vorbei? Was genau ist denn eigentlich passiert?«
    Wie ein Gefängniswärter, der im Begriff steht, die Zelle zu durchsuchen, stolzierte Balfour durchs Zimmer. Mit einer Pistole in der Hand, zerzausten Haaren, aufgeknöpftem Jackett und undurchdringlicher Miene erwiderte er: »Das versuchen wir ja gerade herauszufinden.«
    »Sie sagten doch, dass der Anschlag auf das Konto der Inder geht.«
    »Das war zumindest mein erster Gedanke. Aber wie es scheint, habe ich mich getäuscht. Zu so einem breit angelegten Manöver wären die Inder gar nicht in der Lage. Aber über meine Probleme mit der indischen Regierung sollten Sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Das Anwesen ist sicher. Zwei meiner Männer sind getötet worden, aber mir ist nichts passiert. Kein Grund also für eine Änderung unserer Pläne.«
    »Zwei von Ihren Leuten sind tot? Das ist ja schrecklich. Es war also tatsächlich ein feindlicher Angriff.«
    »Ein Angriff schon«, erwiderte Balfour. »Ganz sicher sogar. Nur über das Ziel sind wir uns noch nicht im Klaren.«
    »Und jetzt ist der Angriff vorbei?«
    »Hören Sie noch irgendwo Schüsse?«, fuhr Balfour ihn unwirsch an.
    »Nein.«
    »Dann ist der Angriff wohl vorbei.«
    »Und der OP-Saal wurde nicht beschädigt?«
    »Alles intakt«, sagte Balfour, während er im Zimmer umherging und sich prüfend umsah.
    Mr. Singh hatte kurz nach Balfour das Zimmer betreten und ließ Jonathan nicht aus den Augen.
    Jonathan erkundigte sich nicht nach dem Grund für ihren Besuch. Stattdessen mimte er den verängstigten Gast, der sich nicht so leicht beruhigen ließ. »Und diese Explosionen? Ist das nicht ein Fall für die Polizei?«
    »Die Explosionen stammten von ein paar Handgranaten und einer Panzerfaust, die meine Männer vom Dach geholt hat. Das meiste waren kleinkalibrige Waffen. Für so etwas ist die Polizei nicht zuständig. Das ist Aufgabe der Armee, aber die hat dieser Tage offen gestanden kein großes Interesse mehr daran, mich und mein Anwesen zu schützen.«
    Balfour durchstöberte die Unterlagen auf dem Schreibtisch mit dem Lauf der Pistole. Er schob das oberste Blatt des medizinischen Befunds, den Jonathan bei seinem Eintreten gelesen hatte, etwas zur Seite und neigte den Kopf, um Jonathans Notizen auf dem darunterliegenden Blatt zu lesen. In Jonathans Ohr hallten noch Emmas Worte nach, dass er sich einen guten Grund einfallen lassen solle, um sofort von hier zu verschwinden. Wenn er ihren Rat beherzigen wollte, war jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür. Er konnte vorgeben, dass ihm der Angriff zugesetzt hätte und seine Nerven der ganzen Aufregung nicht gewachsen wären. Schließlich war er Arzt und kein Soldat. Er konnte Balfour sagen, dass er mit der nächsten Maschine nach Hause fliegen wolle. Doch dann fiel ihm ein, dass Revy einen tschetschenischen Warlord in Grosny und einen zum Tode verurteilten, international gesuchten korsischen Gangster operiert hatte. Der Schönheitschirurg aus der Schweiz hatte schon zu oft unter stressigen Bedingungen gearbeitet, um glaubhaft behaupten zu können, dass ein paar Handgranaten und eine Panzerfaust zu viel für seine Nerven wären. Doch einmal abgesehen von Revys Erfahrungen aus der Vergangenheit, hatte Jonathan Connor sein Wort gegeben, und Aussteigen kam für ihn nicht in Frage.
    »Waren Sie die ganze Zeit in Ihrem Zimmer?«, erkundigte sich Balfour, während er den Kleiderschrank öffnete und Jonathans Anzüge bewunderte.
    »Natürlich«, sagte Jonathan. »Genau so, wie Sie es mir geraten haben.«
    Balfour murmelte: »Stimmt«, während Mr.

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