Getrieben: Thriller (German Edition)
Nummer?«
»Sie steht in den Akten«, erwiderte Connor. »Die Frau arbeitet für uns.«
Erskine wandte sich zum Gehen, blieb an der Tür jedoch stehen. »Ach übrigens, fast hätte ich es vergessen. Die Briten haben uns einen Hinweis auf Prinz Raschids geheimnisvollen Begleiter geliefert, nachdem wir ihnen eine Kopie von Emmas Foto gemailt haben. Sie wissen schon, den finsteren Typen am Hangar in Sharjah, den wir nicht identifizieren konnten.«
Connor musterte Erskine alarmiert. »Was ist mit dem Mann?«
»Vermutlich handelt es sich um Massoud Haq. Sultan Haqs älteren Bruder.«
»Das ist unmöglich. Massoud Haq sitzt in Gitmo, und zwar schon solange ich denken kann. Er war General der Taliban und Anführer einer berittenen Kampftruppe bei einem Angriff gegen ein Bataillon der 82. Luftlandedivision. Total durchgeknallt der Mann. Ein Fanatiker von der übelsten Sorte.« Connor schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke an Massoud Haq jagte ihm einen Schauer über den Rücken. »Nein, die Briten müssen sich irren. Massoud Haq sitzt für den Rest seines Lebens hinter Gittern.«
Erskine schob seine Brille hoch. »Massoud Haq ist vor sechs Monaten entlassen worden«, sagte er. »Ich habe das überprüft. Die Freilassung wurde vom Justizministerium veranlasst.«
»Wie bitte?« Fassungslos ließ sich Connor auf seinen Schreibtischstuhl fallen. »Nicht schon wieder. Die Hälfte der Typen, denen wir hinterherjagen, haben vorher in Gitmo eingesessen. Ist den Idioten eigentlich klar, dass wir uns im Krieg gegen den Terror befinden? Zu meiner Zeit hat man Gefangene erst dann wieder auf freien Fuß gesetzt, wenn der Feind sich vollständig ergeben hatte.« Er legte eine Pause ein und musterte Erskine nachdenklich. »Seit wann genau wissen Sie das, Pete?«
»Die Antwort der Briten kam in Ihrer Abwesenheit.«
Connor hatte den Eindruck, dass Erskine ihm auswich, bohrte aber nicht weiter nach. Mit einer Handbewegung gab er zu verstehen, dass sie hier fertig waren, und Erskine verließ das Büro. Von seinem Platz aus beobachtete Connor, wie er an seinen Schreibtisch zurückkehrte. Im Stillen fragte er sich, wie lange Erskine tatsächlich schon über Massoud Haq Bescheid wusste. Demoralisiert und zutiefst verärgert öffnete er die Aktentasche und zog seinen Notizblock und das Blackberry heraus. Er durchforstete die eingegangenen Kurzmitteilungen, fand aber keine Nachricht von Danni. Kurzerhand wählte er die Nummer des Mossad in Herzliya und verlangte, sofort mit dem Chef des Geheimdiensts verbunden zu werden.
»Frank, wenn ich wüsste, wo Danni ist, würde ich es dir sagen. Sie hat sich frei genommen und kann überall stecken. Das Mädchen hat jede Menge Überstunden angesammelt, weißt du? In sechs Tagen ist sie wieder hier. Gönn ihr doch die Verschnaufpause, sie hat sie bitter nötig.«
Connor beendete das Gespräch und wählte eine andere Nummer, die zu einem Anschluss ganz in der Nähe gehörte: Fort Meade, Maryland, Sitz der National Security Agency, kurz NSA. Die NSA war zuständig für das Sammeln von Informationen aus dem weltweiten Telekommunikationsnetz. Mit anderen Worten, für das Abhören jeder erdenklichen Form der Telekommunikation, egal ob im Festnetz oder über Satellit. Dieses Gespräch dauerte nicht lange. Connor gab vier verschiedene Telefonnummern an und bat darum, alle unter diesen Nummern eingegangenen oder geführten Anrufe der letzten dreißig Tage zu überprüfen. Die Nummern gehörten zu Peter Erskines Privatanschluss, seinem Handy, seinem Dienst-Blackberry und seinem Faxanschluss zu Hause.
Verrat war eine ernste Angelegenheit, und Connor wollte kein Risiko eingehen, solange er keine handfesten Beweise vorweisen konnte. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als Erskine nach Möglichkeit alle Informationen über Ransoms Suche nach dem Sprengkopf vorzuenthalten. Außerdem ging es hier nicht nur um Erskine. Er war nur ein kleiner Fisch in einer großangelegten Operation. Für Connor war es viel wichtiger herauszufinden, für wen er arbeitete, um dann die gesamte Operation zerschlagen zu können. Wenn er Erskine jetzt aus dem Verkehr ziehen ließe, würden seine Hintermänner alle Spuren verwischen und untertauchen. In sechs Monaten würde das gleiche Spiel wieder von vorn beginnen, mit neuen Spielern und anderen Decknamen, aber nach wie vor mit der teuflischen Absicht, Division und alle irgendwie damit verbundenen Geheimdienste zu vernichten.
Nach dem Telefonat mit der NSA führte Connor ein
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