Getrieben: Thriller (German Edition)
wie er mit dem Jagdgewehr in der Hand auf dem brennenden Bergplateau stand und mit zurückgeworfenem Kopf nach Vergeltung schrie. Vor seinem inneren Auge sah Jonathan Hamid und die mutigen Soldaten, die in den Höhlen von Tora Bora ihr Leben gelassen hatten, und für einen kurzen Moment verspürte er den unbändigen Drang, Haq gleich hier und jetzt zu töten.
Auf der Treppe hinter ihm waren die Schritte von Singh und Balfour zu hören.
Jonathan stürzte durch die Tür ins Freie und warf sie mit einem Knall hinter sich ins Schloss. So schnell ihn seine Füße trugen, rannte er an den Range Rovern und den Wagenpflegern vorbei, die ihm verwundert nachblickten, passierte den Garagenkomplex und lief in Richtung der Pferdeställe davon.
»Ransom!«, rief Haq.
»Haltet ihn auf!«, befahl Balfour.
Ein Wachmann auf einem ATV steuerte auf Jonathan zu. Mit beiden Füßen auf den Pedalen stehend, blickte er sich um und versuchte, aus der Situation schlau zu werden. Jonathan senkte den Kopf und stieß den verdutzten Mann von seinem Gefährt. Im nächsten Moment hatte er dessen Platz eingenommen und jagte mit dem ATV davon.
»Erschießt ihn!«, hörte er Balfour schreien.
Jonathan riss den Lenker nach rechts und raste an den Ställen vorbei. Ein Schuss pfiff durch die Luft und schlug ins Chassis des ATVs ein. Jonathan duckte sich über den Lenker und gab Gas. Die nächste Kugel durchschlug den Kotflügel. Jonathan jagte über die Wiese und versuchte, den Abstand zwischen sich und dem Haus zu vergrößern. Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass niemand ihm folgte. Er verringerte die Geschwindigkeit so weit, dass er die Kreditkarte aus der Tasche ziehen konnte, und aktivierte den Störsender. Dann tauschte er die Kreditkarte gegen sein Handy und drückte auf die Kurzwahl, unter der Frank Connors Geheimnummer gespeichert war. Doch der erste Versuch, eine Verbindung herzustellen, schlug fehl.
»Verdammt.«
Aus dem Augenwinkel sah er einen schwarzen Schatten, der mit großer Geschwindigkeit näher kam. Beim genaueren Hinsehen stellte er fest, dass ihm Sultan Haq mit Inferno, dem schwarzen Hengst, auf den Fersen war. Jonathan presste den Finger erneut auf die Kurzwahl. Wieder hörte er nur ein Rauschen und Knistern in der Leitung und fluchte lautstark. Plötzlich hörte das Rauschen auf, und die Leitung war frei. Jonathan gab wieder Gas. Das Fahrzeug schoss holpernd über das Gras und riss Jonathan um ein Haar vom Sitz. Mit dem Handy in der Hand war es unmöglich, das Fahrzeug bei dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit unter Kontrolle zu halten.
Hinter ihm holte Haq mehr und mehr auf. Mit dem Handy in der linken Hand umklammerte Jonathan den Lenker. Am anderen Ende der Wiese tauchte ein zweiter ATV auf und schnitt ihm den Weg nach vorne ab. Jonathan wich nach rechts aus, um den Abstand zu seinen Verfolgern zu vergrößern, und blieb dann abrupt stehen.
»Frank, ich bin’s, Jonathan. Kannst du mich verstehen?«
»Jonathan … ja, undeutlich. Was zum Teufel ist denn los?«
»Frank, er ist hier. Der Sprengkopf ist in Blenheim. Sie müssen so schnell wie möglich ein paar Leute herschicken. Die Bombe soll noch heute übergeben werden. Der Käufer ist Sultan Haq.«
»Wie bitte? Die Verbindung ist sehr schlecht … kann Sie nicht verstehen …«
Jonathan warf einen Blick über die Schulter. Haq hatte ihn fast eingeholt. Infernos wütendes Schnauben kam von Sekunde zu Sekunde näher. Jonathan umklammerte den Lenker und gab noch mehr Gas. Ein Stück weiter am Zaun standen ein paar Arbeiter mit einem Jeep, und Jonathan steuerte auf sie zu. Verbissen versuchte er, das Letzte aus dem Gefährt herauszuholen, doch Inferno war schneller. Immer näher schob sich der schwarze Hengst heran, Jonathan konnte schon das Donnern seiner Hufe hören. Hastig blickte er sich um. Haq war nur noch knapp fünf Meter hinter ihm und holte weiter auf. Mit den Augen suchte Jonathan die Umgebung nach einer Fluchtmöglichkeit ab und entdeckte ein Loch im Zaun. Verzweifelt versuchte er, dorthin zu gelangen.
Mit einem Mal war Haq neben ihm. Er beugte sich seitwärts zu Jonathan herunter und versuchte, ihn mit einem gewaltigen Fausthieb vom Sitz zu holen. Jonathan wollte nach rechts ausweichen, doch Haq ließ nicht locker. Mit einer Hand klammerte er sich in der Mähne des Pferdes fest und presste die Beine an die Flanken des Hengsts. Seine Faust traf Jonathan erneut an der Wange. Jonathan wehrte sich mit dem linken Arm und
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