Getrieben: Thriller (German Edition)
Geheimdiensts.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Jonathan.
»Jeder hier weiß das«, erwiderte Hamid mit blitzenden schwarzen Augen.
»Dr. Ransom, kommen Sie«, sagte Sultan Haq und winkte Jonathan zu sich. »Mein Vater ist einverstanden, dass Sie ihn behandeln. Ich werde Sie dabei im Auge behalten.«
Jonathans Blick wanderte zu den bewaffneten Wächtern, die rechts und links im Raum Stellung bezogen hatten. Dann stellte er seinen Medikamentensack auf dem Boden ab und kniete sich auf der rechten Seite des Bettes neben Abdul Haq.
»Sie haben Schmerzen in der Magengegend?«, fragte er den Patienten. »Zeigen Sie mir bitte, wo.«
Sultan Haq übersetzte die Frage, und sein Vater deutete auf eine Stelle unterhalb des Rippenbogens. Jonathan knöpfte das Hemd des Mannes auf. Der Abdomen war sichtlich geschwollen und die Haut an dieser Stelle bläulich-rot verfärbt. Mit zwei Fingern strich Jonathan behutsam über die geschwollene Stelle. Der alte Mann riss die Augen auf und verkrampfte sich, gab aber keinen Laut von sich.
»Sie können mir ruhig sagen, wenn Sie Schmerzen haben«, sagte Jonathan.
»Männer jammern nicht«, erwiderte Sultan Haq.
»Das würde mir aber die Suche nach der genauen Ursache erleichtern.«
»Sie werden die Ursache sicher auch ohne die Hilfe meines Vaters finden.«
Jonathan überprüfte Blutdruck, Körpertemperatur und Pulsschlag des alten Mannes. Alle Werte lagen weit über normal.
»Was fehlt meinem Vater?«, wollte Sultan Haq wissen.
»Ohne ein Röntgenbild kann ich keine genaue Diagnose stellen. Vermutlich leidet er an einer akuten Entzündung des Bauchraums, die durch einen Bauchfellabszess verursacht worden ist. Wahrscheinlich sind durch einen Riss im Dickdarm oder der Magenwand Bakterien in seine Bauchhöhle gelangt. Wenn eine Infektion wie diese über einen so langen Zeitraum unbehandelt bleibt, stirbt der Patient normalerweise an den Folgen. Dass Ihr Vater immer noch lebt, ist nur dadurch zu erklären, dass sein Immunsystem die Ausbreitung der Infektion abblockt.«
»Er ist ein starker Mann.«
»Ja, das ist er. Aber er hat einen großen Eiterherd in der Bauchhöhle, der unbedingt entfernt werden muss. Und zwar sofort.« Jonathan versuchte, Abdul Haq aufmunternd zuzulächeln. Der alte Krieger starrte ihn finster an, und in seinem Blick war zu lesen, dass er Jonathan einen langen, qualvollen Tod wünschte.
»Können Sie etwas für ihn tun?«, fragte Haq.
»Wir müssen ihn sofort in ein Krankenhaus nach Kabul bringen. Je eher, desto besser.«
»Das kommt nicht in Frage«, erwiderte Haq. »Ich frage Sie noch einmal: Können Sie etwas für ihn tun?«
Jonathan wippte nachdenklich auf den Zehen vor und zurück und fuhr sich nervös mit der Hand über den Mund. »Ich habe nicht die nötige Ausrüstung, um so eine OP hier durchzuführen. Sehen Sie sich doch nur mal um. Die Umgebung ist alles andere als steril.«
»Ich habe Sie nicht nur für ein paar leere Worte so weit in die Berge gebracht.«
»Sorgen Sie dafür, dass er in ein Krankenhaus kommt, und in zwei Tagen ist er wieder wohlauf.«
»Sie werden ihn hier operieren, und zwar jetzt. «
»Ich werde bei Ihrem Vater kein solches Risiko eingehen«, sagte Jonathan. »Er braucht professionelle medizinische Hilfe.«
»Dann werden Sie und Ihr Freund sterben.« Haq brüllte einen Befehl, und einer der Wächter packte Hamid, zog ein Messer und ließ die Klinge über dessen Hals gleiten.
»Sofort aufhören!« Mit einem Satz sprang Jonathan auf die Füße. »In Ordnung. Ich werde es versuchen. Lassen Sie Hamid auf der Stelle los.«
Haq winkte den Wächter fort, und Hamid sackte zu Boden. Mit zitternden Fingern tastete er die Wunde an seinem Hals ab.
»Aber ich kann Ihren Vater nur aufschneiden und den Eiter entfernen«, warnte Jonathan. »Das befreit ihn von den Schmerzen, beseitigt aber nicht das eigentliche Problem. Selbst wenn ich den Riss finden würde, könnte ich ihn wahrscheinlich nicht schließen, weil ich nicht die richtigen Instrumente dafür habe.«
Haq blickte Jonathan ungerührt ins Gesicht. »Sie werden meinen Vater heilen, oder Sie kommen nicht lebend aus dieser Höhle heraus.«
Jonathan musterte den alten Mann auf der bunten Decke. Zwischen den Kissen kam für einen kurzen Moment ein großer schwarzer Tausendfüßler zum Vorschein und verschwand sofort wieder. Vergeblich blickte sich Jonathan nach einem Tisch oder einer festen Unterlage um, worauf er den Patienten legen konnte.
»Ich brauche Wasser für
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