Getrieben: Thriller (German Edition)
Soldat nickte kurz, duckte sich in den Höhlengang und eröffnete das Feuer. Die Ranger bildeten die Vorhut, gefolgt von Hamid und Jonathan. Nach fünf Schritten hörte Jonathan eine Explosion in der großen Höhle. Aus dem Augenwinkel sah er einen Mann schreiend durch die Luft fliegen. Eine Granate. Mit der Hand auf Hamids Schulter rannte er so schnell es ging vorwärts. Am Ende des Gangs tauchte ein Licht auf. Die Ranger gingen am Höhleneingang in die Knie und versuchten, den Weg frei zu schießen. Jonathan hörte ein dumpfes Geräusch, und einer der Soldaten brach vor seinen Augen zusammen.
»Mann am Boden!«, brüllte der Captain.
Eine zweite Granate explodierte in der Nähe des Ausgangs, und die Taliban stürzten fluchtartig aus der Höhle. Jonathan sprintete zu dem verwundeten Soldaten. Er sah, wie Blut aus einer Wunde auf dessen Brust sickerte. Seine Finger tasteten nach dem Puls des Mannes. Nichts. Doch dann ein schwacher Pulsschlag.
»Wie geht es ihm?«, erkundigte sich der Captain.
»Er ist bewusstlos und braucht sofort Hilfe.«
»Können Sie ihn tragen?«, fragte der Captain.
Jonathan nickte. Er ging in die Hocke und hievte sich den Soldaten auf den Rücken. »Nichts wie raus hier.«
Der Captain sprang durch den nächsten Durchgang, gefolgt von Hamid und dem Sergeant. Jonathan holte tief Luft und stolperte unter der schweren Last in die große Höhle. Erschöpfung, Adrenalin und der Kampflärm ließen die Bilder vor seinen Augen verschwimmen. Er sah, wie der Captain unentwegt schoss und Hamid quer durch die Höhle zum Ausgang rannte. Dort angekommen, riss er die Tür auf und schleuderte eine Granate nach draußen. Gleichzeitig sah Jonathan, wie der Sergeant mit halb weggerissenem Schädel ein paar Schritte nach hinten taumelte und leblos zu Boden sank.
Wie durch ein Wunder erreichten Jonathan, Hamid und der Captain den Ausgang. Aus der Luft drang das rhythmische Knattern eines Hubschraubers zu ihnen herunter. Kurz darauf hörten sie ein ohrenbetäubendes Dröhnen, lauter als alles, was Jonathan je gehört hatte. Die Felsen unter ihnen bebten, und überall schrien Männer.
»Artillerie, eine Gatling«, ließ der Captain verlauten. »Los, weiter!«
»Was ist mit dem Sergeant?«, fragte Jonathan.
Der Soldat lag etwa einen Meter von ihnen entfernt in einer Lache aus Blut und Gehirnmasse.
»Der ist hinüber.«
Hamid stieß die Tür sperrangelweit auf und schleuderte die letzte Granate nach draußen. Es gab eine Explosion, und eine Rauchwolke verdeckte den Taliban die Sicht. Der Captain rannte voraus. Alle paar Meter wandte er sich um und feuerte eine Salve. Hamid stieß Jonathan durch die Tür ins Freie.
»Lauf bis zur anderen Seite des Plateaus, und bleib auf keinen Fall stehen, egal, was auch passiert.«
»Das musst du mir nicht zweimal sagen.« Mit wackeligen Beinen und eingezogenem Kopf folgte Jonathan Hamid über das Plateau. Nur der Gedanke, dass er den verwundeten Ranger unbedingt in Sicherheit bringen musste, trieb ihn vorwärts. Den Helikopter in der Nähe konnte er nur erahnen. Die Geschosse der Gatling-Kanone wirbelten Dreck und Gesteinsbrocken auf, die ihnen ins Gesicht flogen. Tote Talibankämpfer säumten ihren Weg. Rechts von ihnen standen etliche Pick-ups in Flammen. Die noch lebenden Taliban rannten planlos über das Plateau und suchten Schutz vor den todbringenden Kanonenkugeln.
Der Hubschrauber landete am Rande des Plateaus. Männer des SEAL-Bergungstrupps sprangen heraus und rannten ihnen entgegen. Jonathan übergab den verwundeten Ranger und kletterte dann durch die offene Tür in die Hubschrauberkabine. Der Captain folgte ihm dicht auf den Fersen. »Das haben Sie gut gemacht, Doc«, rief er ihm im Lärm der Rotoren und ratternden Gewehre kaum hörbar zu. »Jemanden wie Sie könnten wir in unserem Team gebrauchen.«
Jonathan musterte den Mann von der Seite. Bei Licht und aus unmittelbarer Nähe betrachtet konnte Jonathan zum ersten Mal dessen kurzgeschorene blonde Haare und die großen blauen Augen mit dem harten Blick eines Mannes erkennen, der für sein jugendliches Alter schon zu viel erlebt und gesehen hatte. Ein Schild auf der Uniform des Captains verriet, dass sein Name Brewster war.
»Danke für die Blumen«, sagte Jonathan, »aber mein Bedarf an dieser Art von Abenteuer ist ein für alle Mal gedeckt.«
Ein Kugelhagel prasselte gegen den Hubschrauber. Jonathan sah einen fast vollständig von Flammen eingeschlossenen Taliban am Maschinengewehr auf der Ladefläche
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