Getrieben: Thriller (German Edition)
gelungen war, einen weltumspannenden nuklearen Flächenbrand zu entfachen. Connor jedenfalls war für sie inakzeptabel. Die Abstimmung war äußerst knapp mit fünf zu vier Stimmen für Connor ausgegangen, aber auch nur, weil zuvor einige Mitglieder des Ausschusses hinter den Kulissen massiv unter Druck gesetzt worden waren.
Immer noch lächelnd legte Grant Connor eine Hand auf die Schulter und führte ihn zu einem der Tische am hinteren Ende des Raums.
»Ach übrigens, bei der Prüfung des letzten Verteidigungsetats ist mir ein versteckter Posten aufgefallen, der deine Handschrift tragen könnte«, sagte Grant, wobei er sich mit den Armen am Rand des Tisches abstützte. »Eine Anforderung über 50 Millionen Dollar für ein Programm zur Ressourcenanalyse der Spionageabwehr.«
»Ich fürchte, das ist eine Nummer zu clever für mich, Joe.«
»Nur keine falsche Bescheidenheit.«
Gerade verließ das letzte Ausschussmitglied den Raum und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Unaufgefordert drückte Grant auf einen Schalter unter dem Tisch, mit dem die Türen automatisch verriegelt wurden. Ein leises Brummen ging durch den Raum. Die Blase war jetzt abhörsicher.
»Also, Frank«, wandte Grant sich an Connor. Das Lächeln auf seinen Lippen war verschwunden. »Liege ich falsch in der Annahme, dass der Grund für deinen Besuch alles andere als freundschaftlich ist?«
»Broken Arrow«, entgegnete Connor, um gleich auf den Punkt zu kommen. »Ich nehme an, du weißt noch, was das zu bedeuten hat, oder?«
»Das ist das Codewort eines Piloten, dem eine Atombombe abhandengekommen ist. Jeder hier weiß das. Warum sollte ich das vergessen haben?«
»Wie oft ist so etwas vorgekommen?«
»Zum Glück nicht so oft. So einen Vorfall kann man nicht geheim halten. Im Staatsarchiv findest du einen detaillierten Bericht über alle gemeldeten Vorfälle dieser Art.«
»Ich kenne die offizielle Darstellung.«
Tatsächlich hatte sich Connor alle Einzelheiten aus dem Bericht genauestens eingeprägt.
Am 10. März 1956 war ein B-47 Stratojet mit zwei Atombomben an Bord während eines Routineflugs über dem Mittelmeer spurlos verschwunden. Trotz einer großangelegten Suchaktion hatte man keine der beiden Bomben wiedergefunden.
28. Juli 1957. Nach dem Aussetzen von zwei Motoren hatte eine C-124 Globemaster zwei Atombomben ohne fissilen Kern an der Ostküste zwischen Rehobeth Delaware und Cape May New Jersey/Wildwood abgeworfen. Keine der beiden Bomben war je wieder aufgetaucht.
Am 5. Februar 1958 musste der Pilot einer B-47 nach einer Kollision mit einem F-86-Sabre-Kampfjet eine Atombombe ohne fissilen Sprengsatz in der Nähe von Tybee Island, Georgia, notgedrungen abwerfen. Auch hier blieb die Suche erfolglos.
Am 24. Januar 1961 war ein B-52-Bomber mit zwei einsatzbereiten Atombomben an Bord beim Flug über Goldsboro, North Carolina, in zwei Teile zerbrochen. Beide Bomben waren für so einen Zwischenfall vorsorglich mit Fallschirmen ausgestattet worden. Doch nur bei einer ging der Schirm auch auf. Die zweite fiel ungebremst vom Himmel und zerbrach beim Aufprall am Boden. Der fissile Kern blieb trotz ausgiebiger Suche verschollen. Nachdem eine militärische Spezialeinheit die Überreste der Bombe geborgen und untersucht hatte, stellte sich heraus, dass fünf der sechs Sicherheitssperren versagt hatten. Lediglich eine einzige Sperre hatte verhindert, dass der fissile Kern der Wasserstoffbombe, die eine Sprengkraft von zwanzig Kilotonnen hatte, hochgegangen war.
Der wohl bekannteste Vorfall hatte sich 1966 in der Nähe des andalusischen Dorfes Palomares in Spanien ereignet, als ein Langstreckenbomber vom Typ B-52G beim Auftanken in der Luft mit einem KC-135-Tankflugzeug kollidierte. Mit den beiden Flugzeugen stürzten auch vier Wasserstoffbomben ab. Bei zwei von ihnen explodierte die konventionelle Sprengladung der Zündung, wodurch ein zwei Quadratkilometer großes Gebiet mit Plutonium, das bei der Detonation freigesetzt wurde, verseucht wurde. Wie durch ein Wunder blieb eine Kernschmelze aus. Trotzdem mussten rund fünfzehnhundert Tonnen radioaktiv kontaminierte Erde von den USA abgetragen und nach Amerika verschifft werden. Die dritte Bombe wurde unbeschädigt in einem Flussbett gefunden und die vierte schließlich nach einer über zwei Monate dauernden Suche aus dem Mittelmeer geborgen.
»Ich hätte mir wohl kaum die Mühe gemacht, den weiten Weg hierher zu fahren, um mit dir über eine offizielle Darstellung zu sprechen«, sagte
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