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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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doch einen Strand konnte Jonathan nirgends entdecken. Nur einen steilen Felsabhang und weiter unten, am Wasser, einen Anlegesteg inmitten von rauen, wenig einladend wirkenden Felsen.
    Die beiden Männer führten Jonathan durch die Lobby direkt zum Fahrstuhl. Das Personal an der Rezeption begrüßte sie mit keinem Wort und blickte nicht einmal zu ihnen herüber. Der Check-in war wohl bereits erledigt. Jonathans Zimmer befand sich im zweiten Stock. Die Schlüsselkarte drückte ihm einer seiner Begleiter auf dem Flur in die Hand. Dann baute sich der Fahrer des Wagens mit verschränkten Armen vor Jonathan auf und musterte ihn von oben bis unten. Zu seinem Begleiter gewandt sagte er: »Anzuggröße 52 mit Überlänge. Hose, Größe 34/34. Schuhgröße 44.«
    »45«, korrigierte Jonathan.
    »Quadratlatschen«, kommentierte die Granate.
    Danach machten beide auf dem Absatz kehrt und verschwanden ohne ein weiteres Wort.
    Jonathan fiel auf, dass die Tür zu seinem Zimmer einen Spalt offen stand. Er klopfte und steckte den Kopf hinein. »Hallo?«
    Ein Zimmermädchen war gerade damit beschäftigt, den Nachttisch abzustauben. »Einen Augenblick noch«, sagte sie mit einem auffälligen Akzent. »Ich bin sofort fertig.«
    Jonathan kam zu ihr ins Zimmer und fühlte sich ohne Gepäck eigenartig fehl am Platz. »Schon in Ordnung«, beruhigte er das Zimmermädchen. »Sie können ruhig gehen. Ich würde mich gerne etwas hinlegen.«
    Das Mädchen lächelte und fuhr ungerührt fort, den blitzblanken Schreibtisch und die anderen Ablageflächen im Zimmer mit dem Staubwedel zu bearbeiten.
    Jonathan ging an ihr vorbei zur Doppelglastür, hinter der sich ein schmaler Balkon verbarg, und öffnete sie. Die Luft war mit einundzwanzig Grad angenehm warm. Vom Balkon aus entdeckte Jonathan ein paar hundert Meter weiter eine sandige Bucht, in der sich etliche Sonnenanbeter auf farbenfrohen Handtüchern aalten. Der Schrei einer Möwe zerriss die Stille. Der leichte Wind wehte stetig, und auf dem Wasser kämpften ein paar Segelboote gegen die Strömung an. Erschöpft schloss Jonathan die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Ihm fiel auf, dass er vergessen hatte, was für ein Wochentag heute war. Freitag? Samstag? Die brutalen Ereignisse der vergangenen Woche hatten seine Erinnerung an die einzelnen Wochentage ausgelöscht. Vor seinem inneren Auge sah er Amina auf dem OP-Tisch und Hamid, wie er Abdul Haq die Kehle aufschlitzte. Er sah den halb weggerissenen Schädel des Rangers in Tora Bora, die von Kugeln durchsiebte Brust des von zu viel Gewalt abgestumpften Captains Brewster und wieder Hamid, wie er Jonathans Händen entglitt und in den Tod stürzte. Unwillkürlich zuckte Jonathan zusammen, als würde er aus einem Albtraum erwachen. Als er die Augen aufschlug, sah er, dass er den Arm ausgestreckt hielt, als versuche er immer noch Hamids Hand zu packen. Und selbst als er auf die im Sonnenlicht glitzernden Wellen des Meeres starrte und die sanfte Brise ihm durch die Haare strich, wurde er das Gefühl nicht los, dass sich irgendwo dort draußen ein Paar pechschwarze Augen hasserfüllt auf ihn richteten und Rache für den feigen Mord an dem geliebten Vater forderten.
    Jonathan trat zurück ins Zimmer und schloss die Balkontüren hinter sich. Zum Glück war das Zimmermädchen gegangen. Mit einem prüfenden Blick vergewisserte er sich, dass das Thermostat der Klimaanlage niedrig eingestellt war, und zog danach die Vorhänge zu. Rumpelnd schaltete sich die Klimaanlage ein. Jonathan hielt die Hand prüfend in den Luftstrom, um ganz sicherzugehen, dass die herausströmende Luft auch wirklich kühl war. Während der letzten Monate in Afghanistan hatte er sich daran gewöhnt, bei kühler Raumtemperatur zu schlafen. Er streifte die Uhr vom Handgelenk und legte sie auf das Nachttischchen. Er hatte keine Ahnung, was ihn in Israel erwartete, aber Connor hatte bestimmt bereits alles geplant. Im Augenblick war Jonathan jedoch einfach zu müde, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Im Stehen streifte er seine Kleidung ab und überlegte kurz, ob er vor dem Schlafen noch duschen sollte. Doch er entschied sich dagegen. Das Bett war einfach zu verlockend. Jonathan schlug die Decke zurück.
    Da verpasste ihm jemand einen heftigen Schlag in die Nierengegend. Vollkommen überrumpelt schnappte Jonathan nach Luft. Er spürte, dass der Angreifer direkt hinter ihm war, und wirbelte herum. Er sah etwas Taubenblaues aufblitzen, doch noch bevor er sich

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