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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Nähe, wo wir runtergehen können?«
    »Keinen offiziellen Landeplatz, falls es das ist, was Sie wissen wollten. Dort oben lebt kein Mensch. Sogar die Vorstellung, bis in alle Ewigkeit in der Hölle zu schmoren, wäre verlockender. Ich schlage vor, wir sehen uns dort oben mal um. Wenn wir Glück haben, finden wir einen geeigneten Platz zum Landen.« Der Pilot warf Emma einen Blick zu. »Kann ich Sie mal unter vier Augen sprechen?«
    »Natürlich«, erwiderte Emma und bat den Bergführer, sie für einen Moment allein zu lassen. Widerwillig zog sich der Bergführer ein paar Schritte von ihnen zurück. Der Pilot richtete den Blick zum Himmel, an dem gerade Quellwolken aufzogen. »Da oben braut sich ganz schön was zusammen. Wenn Sie den Wind hier unten schon unangenehm finden, dann werden Sie oben auf dem Berg Ihr blaues Wunder erleben. Rechnen Sie mit Orkanböen. Wahrscheinlich wäre es besser, die Expedition zu verschieben.«
    Eine Schlechtwetterfront zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit bedeutete Neuschnee auf dem Berg. Im schlimmsten Fall würde die Bombe wieder unter den Schneemassen begraben werden, bis im Mai oder Juni Tauwetter einsetzte. Das konnte Emma auf keinen Fall riskieren. »Wir werden es schon schaffen«, sagte sie in entschiedenem Ton. »Tanken Sie fertig auf, damit wir so schnell wie möglich aufbrechen können.«
    »Wir also gehen?«, erkundigte sich der Bergführer, der jedes Wort mit angehört hatte. Wenn die Expedition stattfand, würde er viel Geld bekommen und seinen Knochenjob für immer an den Nagel hängen können.
    »Ja, wir gehen«, sagte Emma.
    Der Bergführer setzte ein zufriedenes Grinsen auf und befahl den Trägern und Ingenieuren in herrischem Ton, dass sie sofort in den Hubschrauber steigen sollten. Emma verzog keine Miene, obwohl sie ähnlich gute Gründe hatte, ohne weitere Verzögerung auf den Berg zu kommen. Ihr Leben und ihre Zukunft hingen vom Erfolg dieser Expedition ab. Über Handy informierte sie Balfour, dass das Auftanken des Hubschraubers abgeschlossen sei und sie in wenigen Minuten aufbrechen würden. Von jetzt an würden sie nur noch über Funk in Kontakt bleiben.
    Emma kletterte auf den Sitz des Copiloten und zog die Tür hinter sich zu. Als der Helikopter Sekunden später abhob, wurde er sofort von den starken Windböen kräftig durchgeschüttelt. Sie überflogen Chitral, das aus der Luft wie ein Labyrinth aus Lehmwänden und heruntergekommenen Gebäuden mit zahllosen bunten Gebetsfahnen aussah. Der Pilot drückte den Steuerknüppel nach links und drehte ab. Kurze Zeit später hatten sie das Hochplateau hinter sich gelassen und nahmen Kurs auf die bedrohlich aufragenden Berggipfel direkt vor ihnen.
    Hinter Emma hockten der Bergführer und die Ingenieure zusammengepfercht auf den Sitzen und sahen alles andere als begeistert aus. Die Träger hatten sich mit der Ausrüstung in den Gepäckraum gequetscht. Emma lehnte sich in ihrem Sitz zurück und blickte aus dem Plexiglas-Fenster. Vor ihnen lag eine vollkommen unberührte Landschaft mit schroffen Berggipfeln und zahllosen Schluchten. Der Wind ließ ein wenig nach, und Emma hatte das Gefühl, sie würden einem riesigen weißen Ungeheuer in den Schlund fliegen. Der Höhenmesser zeigte viertausend Meter an, aber schon jetzt waren sie von den aufragenden Berggipfeln fast eingekesselt. Die gewaltigen schneebedeckten Felswände kamen den Rotorblättern bedrohlich nahe. Es kam Emma so vor, als müsse sie nur den Arm aus dem Fenster strecken, um die scharfen Felsvorsprünge mit der Hand berühren zu können.
    Energisch verbannte sie alle Tagträumereien aus ihrem Kopf und versuchte, sich nur noch auf die alles entscheidende Mission zu konzentrieren. Für gewöhnlich war ihre Fähigkeit, sich voll und ganz einer anstehenden Aufgabe zu widmen, eine ihrer herausragenden Stärken. Doch seit geraumer Zeit verlor sie sich immer öfter in Tagträumen. Seit Tagen, wenn nicht gar Wochen, ertappte sie sich dabei, und stets wanderten ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit. Hier, beim Blick auf das gewaltige Gebirgsmassiv, das sie zu verschlingen schien, merkte Emma, dass sie geradezu magisch von der Vergangenheit angezogen wurde.
    Sie kannte nur einen einzigen Menschen, der die Berge noch leidenschaftlicher liebte als sie selbst.
    »Sein Name ist Ransom. Er ist Chirurg. Wir glauben, dass er die ideale Tarnung für dich ist.«
    Der Mann auf dem Foto war groß, schlank und trug Jeans, Parka und einen Rucksack. Das dunkle Haar über dem

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