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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Blei in seiner Hand. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Vierzehn Jahre waren eine lange Zeit, und die Erinnerung verblasste mit den Jahren. Die meisten Menschen legten sich die Vergangenheit so zurecht, wie sie sie haben wollten. Malloy war zweifellos ein Ehrenmann, so wie die meisten Navy SEALs. Wenn er seine Bitte abschlagen würde, könnte Connor es ihm kaum verübeln. Schließlich war die Bitte weit mehr als eine Gefälligkeit unter alten Freunden.
    Connor steckte das Metallstück in die Tasche und schlug den Mantelkragen hoch, um sich gegen den unangenehmen Regen zu schützen. Dann schloss er die Wagentür ab. Es war zwar ein bewachter Regierungsparkplatz, aber das hieß nicht zwangsläufig, dass er auch wirklich sicher war.
    Die Nationale Agentur für Geografische Aufklärung, kurz NGA, befand sich auf dem Gelände von Fort Belvoir im Fairfax County, Virginia. Die Aufgabe der NGA bestand schlicht und ergreifend darin, dem amerikanischen Verteidigungsapparat und der Privatwirtschaft Informationen zu liefern, die sich aus der Auswertung kommerzieller, staatlicher und militärischer Quellen, wie z. B. Karten, geologische Daten, Boden- und Klimaanalysen, Landvermessungen oder Luft- und Satellitenbilder, ergaben. Da die NGA eine Einrichtung war, die greifbare Ergebnisse produzierte, die sich zudem noch für gutes Geld an öffentliche und private Organisationen verkaufen ließen, galt sie in Geheimdienstkreisen als Kronjuwel und echte Geldmaschine.
    Connor betrat durch die Rauchglastüren den Westturm und meldete sich beim Sicherheitsbeamten am Empfang. »Ich möchte zu James Malloy. Ich bin angemeldet.«
    Während er auf seinen Besucherausweis wartete, sah er sich um. Der Komplex bestand aus drei Teilen, aus den fünf Etagen hohen West- und Osttürmen und dem dazwischenliegenden Herzstück, einem sieben Stockwerke hohen Glaszylinder, der allgemein nur »Core« genannt wurde. Im Core befand sich die Einsatzzentrale der NGA, wo die Aktionen überwacht wurden.
    »Gehen Sie bitte dort entlang, Sir. Mr. Malloys Büro befindet sich in der Einsatzzentrale auf der fünften Etage im Core. Jemand wird Sie am Fahrstuhl in Empfang nehmen.«
    Connor hängte sich den Besucherausweis um den Hals, passierte die Sicherheitskontrolle im Core und fuhr anschließend mit dem Aufzug bis in den fünften Stock. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, empfing ihn der eins zweiundneunzig große und knapp hundert Kilo schwere James Malloy mit ausgebreiteten Armen. »Frankie! Schön, dich zu sehen.«
    Mit der Aktentasche in der Hand ließ Connor Malloys herzliche Umarmung ein wenig steif über sich ergehen. »Die Freude ist ganz meinerseits, Jim. Wie geht’s denn so?«
    Malloy trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar. »Man hat mich vor Kurzem zum Wachoffizier befördert.«
    »Wachoffizier? Wie nett. Da schiebst du bestimmt lange Dienst.«
    »Nicht mehr als das Übliche«, erwiderte Malloy.
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Fünf Jahre. Du hattest recht, das hier ist genau das Richtige für mich. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    »Unsinn«, erwiderte Connor, aber seine Hoffnung stieg.
    Malloy und er kannten sich bereits seit den Neunzigern. Damals war Malloy beim SEAL Team 6 in Bosnien stationiert gewesen. Während eines Einsatzes, bei dem es darum ging, den Rebellenführer Radovan Karadžić festzunehmen oder notfalls zu liquidieren, gerieten Malloy und sein Team in einen Hinterhalt. Malloy wurde als einziger Überlebender gefangen genommen. Als Connor Wind davon bekam, setzte er einen seiner einheimischen Agenten darauf an, Malloy zu befreien. Doch die Aktion drohte bereits im Chaos zu versinken, bevor sie überhaupt richtig angelaufen war. Es kam zu einer Schießerei, bei der außer gut einem Dutzend bosnischer Soldaten auch etliche Zivilisten getötet wurden. Am Ende wurde Connors Mann als Spion für Division enttarnt. Die ganze Sache war ein einziges Desaster – bis auf die Tatsache, dass Malloy mit dem Leben davonkam.
    Mit forschen Schritten durchquerte Malloy die Halle. Connor hatte Mühe, ihm zu folgen. Kaum zu glauben, dass dieser Mann eine Beinprothese hatte, aber wahrscheinlich sollte ihm das auch niemand anmerken. Malloy hatte nach der Sache in Bosnien die Navy verlassen müssen, weil er den extrem hohen körperlichen Ansprüchen der SEALs nicht mehr genügte. Zunächst hatte er für einige größere private Sicherheitsfirmen gearbeitet, bis Connor die Weichen für ihn stellte,

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